Simpel, schnell und clever: Wie sich die Rintelner vor Hochwasser schützen können
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(Rinteln) Ein interessantes Bild bot sich allen, die an jenem Abend am Festplatz im Rintelner Ortsteil Exten vorbeigefahren sind. Dutzende Einsatzkräfte der Feuerwehr und des Technischen Hilfswerks (THW) luden rote Kunststoffscheiben vom LKW, bogen sie zu Zylindern und füllten sie mit Wasser.

Das Aquariwa-Hochwasserschutzsystem wird per LKW an die Einsatzstelle gebracht.

Hintergrund der Aktion ist eine Übung und Präsentation von Ausrüstung zum Thema Hochwasserschutz. Jede Stadt am Wasser kennt das Problem. Regnet es, steigen die Pegel der Flüsse. Treten sie über die Ufer, kann es kritisch werden. Die Stadt Rinteln hat daher vor einigen Jahren in ein neues Hochwasserschutzsystem namens „Aquariwa“ investiert.

Zwei Personen nehmen jeweils eine Kunststoffplatte von der Palette.

Die Handhabung wurde jetzt im Rahmen des Hochwasserschutzkonzepts vorgestellt. Das Konzept besteht bereits seit 2014 und regelmäßig kommt es zu Treffen von Vertreten der heimischen Feuerwehr, des THW und des Ordnungsamtes.

Extens Ortsbrandmeister Benjamin Bünte war sichtlich überrascht über die hohe Anzahl der Teilnehmer aus den Hilfsorganisationen. Neben rund 70 Feuerwehr- und THW-Mitgliedern fanden sich auch zahlreiche Vertreter der Stadtverwaltung, des Bauhofs und der Polizei vor Ort ein, um Erkenntnisse zu sammeln.

Anschließend wird die Platte zu einem Zylinder gebogen und mit Schnellverschlüssen fixiert.

Neben etwas Theorie stand auch ein ganz umfangreicher, praktischer Teil im Fokus des Abends. Im Bereich des Schützenplatzes sollte eine Barriere aufgebaut werden. Die Exter ist nämlich für ihren sprunghaften Anstieg des Pegels bekannt. So kann es bei einem Starkregenereignis oder einem Jahrhunderthochwasser passieren, dass die Feuerwehr ihr Gerätehaus nicht mehr erreichen kann. Das „Aquariwa“-System ist flexibel einsatzbar und schnell aufzubauen.

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Das innenliegende Netz wird zusammengeknotet.

Zwei Personen tragen eine Kunststoffplatte zum Einsatzort, biegen diese zu einem Rohr, stecken von der Innenseite Kunststoffdübel durch die Löcher und verriegeln diese mit einem Keil von außen. Dann wird ein innen liegendes Netz zusammengeknotet und das Rohrstück aufgestellt. Anschließend reiht man diese Stücke aneinander, legt Plastiksäcke hinein und verbindet die Rohre mit Klammern.

Ortsbrandmeister Thomas Reese (Feuerwehr Engern) erklärt den Hochwasserschutzanhänger mit Stromgenerator, Schläuchen und Pumpe.

Jetzt können sie mit Wasser oder Sand befüllt und mit einer Plastikplane abgedeckt werden – fertig ist die Hochwasserbarriere. Stefan Frühmark (THW Rinteln) ließ zu Demonstrationszwecken mehrere dieser Platten zu einem Swimmingpool-ähnlichen Gebilde zusammenstecken und mit einer Plane auslegen. Auf diese Weise kann in Minutenschnelle ein 10.000-Liter-Behälter für Wasser bereitgestellt werden.

Die „Aquariwa“-Barrieren werden aneinandergereiht, mit Kunststoffsäcken ausgekleidet und mit Klammen fixiert.

Bei der Hochwasserschutzübung wurden die kleinen Behälter mit Wasser aus der Exter befüllt. Die leistungsstarke Pumpe gehört zum Hochwasserschutzanhänger, dessen Ausstattung der Ortsbrandmeister der Ortsfeuerwehr Engern, Thomas Reese, erklärte. Ein Ereignis wie das jetzt geübte, wird in der Fachsprache auch „HQ 100“-Ereignis genannt.

Nach der Füllung mit Wasser oder Sand entsteht eine stabile, unverrückbare Hochwasserbarriere, die auch auf unebenem Gelände zum Einsatz kommen kann.

Die statistische Wahrscheinlichkeit, dass es zu so einem Hochwasser kommt, besteht also ein Mal in hundert Jahren. Gut, wenn die Einsatzkräfte für den Fall der Fälle vorbereitet sind und sich – wie jüngst – optimal auf die Nutzung ihrer Ausrüstung vorbereitet haben und im Ernstfall schnell reagieren können. (vu)

Mehrere Aquariwa-Platten aneinandergereiht ergeben ein Löschwasserbecken.

Dieser Artikel erschien zuerst auf Rinteln-Aktuell.de.

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