(Warber) Die mediale Berichterstattung über die Entscheidung der Stadt Bückeburg, Einwohner der Ortschaft Warber nun Rusbend zuzuschlagen, hat den Redakteur des NDR aus Hannover, Johannes Avenarius, für seine neue Themenreihe Grenzerfahrungen veranlasst, den Weg nach Bückeburg zu suchen und die betroffenen Anwohner zu befragen.
Ortsbürgermeister und Kandidat der Freien Wähler für den Landtag, Andreas Paul Schöniger, stellte sich die Frage, was die Altvorderen der damaligen Verwaltung vor über 130 Jahren eigentlich falsch gemacht haben, und was die Stadt Bückeburg mit einem Federstrich nun kurz vor der Kommunalwahl habe korrigieren müssen?
„Anstatt den Einwohnern und dem zuständigen Ortsrat in Meinsen-Warber eine wirklich schlüssige und nachvollziehbare Erklärung zu liefern, reicht der Verwaltung eine Aussage des Katasteramts aus, das eigene Verwaltungsvorgehen zu begründen“, so Schöniger.
Ratsherr Schöniger gelangte nach der Übernahme des Bürgermeisteramtes in Meinsen-Warber an Nachweise, die über 15 Jahre in den Kisten seines Vorgängers vor sich hinschlummerten. Für Schöniger nach erster grober Sichtung ein „Volltreffer“, wie er schreibt.
Alte Unterlagen des zuständigen Katasteramts und Kartenmaterial belegen laut Schöniger eine eindeutige Zuordnung der Häuser zu Warber und widersprechen der eigenen gemachten Aussage. „Anscheinend erkannten der ehemalige Ortsbürgermeister von Rusbend und der Verfasser die feine Grenzführung und den eigenen Irrtum nicht“, so Schöniger und weiter, „persönlich würde ich sehr gern das von der Stadt Bückeburg beschriebene historische Kartenmaterial einsehen“.
Sehr aussagekräftig sei neben der vielen unterschiedlichen Unterlagen eine Übersichtsskizze des fürstlichen Katasterarchivs aus dem Jahre 1892, die im Eingangsbereich der Praxis von Dr. med. Gernold Schmidtke in Warber für jedermann sichtbar hängt. Deutlich zu erkennen sind Schöniger zufolge die zugehörenden Grundstücke des Gemeindebezirks Warber, die in der Gemeinde Rusbend gemäß der Grenzführung eingebettet sind.
Nun hängt seit längerer Zeit ein Ortschild mit der Aufschrift „Rusbend“, das den Platz des Schildes mit der Aufschrift „Warber“ einnimmt, welches über Nacht spurlos verschwunden ist.
„Meinen Kindern sage ich bei jeder Gelegenheit, dass ich aus Warber komme“, sagt Anja Geermann und zeigt dem NDR-Kameramann die Stelle mit Blick ins Einwohnermeldebuch von 1934, „und hier steht auch der Name meines Opas Heinrich Böhne mit dem Geburtsort Warber“. „Für alle Beteiligten ist es unverständlich und es kommt einem Schildbürgerstreich gleich“ so Heinz Böhne der zusammen mit seiner Frau Barbara und der Nachbarin Annegret Meiffert vor dem Filmteam ihren Unmut freien Lauf lassen.
Böhnes Vater hat umfangreiche Recherchen zum eigenen Grundstück durchgeführt, wie er in einem Telefongespräch erklärt: „Es ist unstrittig, dass wir auf einem Grundstück wohnen, das von Seiten des Katasteramtes zu Rusbend gehört. Den Schriftstücken ist zu entnehmen, dass 1823 auf einem Grundstück der Gemarkung Rusbend ein Haus gebaut wurde. Diese Stätte bekam die Nummer Rusbend 35 zugewiesen. Am 18.7.1910 wurde die Stätte der Gemeinde Warber zugeteilt und erhielt die Hausnummer Warber 51 und am 1. März 1974 wurde daraus die Anschrift „Am Schaumburger Wald 11“. Seit 1910 sei man also politisch der Gemeinde Warber zugehörig, erklärt Heinz Böhne.
Update: Der Beitrag wird am Mittwoch, 25. Mai 2022, um 19:30 Uhr im Rahmen von „Hallo Niedersachsen“ des NDR-Regionalprogramms gesendet.