Schnelle Lösung muss her: Ringen um den Sportplatz in Evesen geht weiter
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(Evesen) Es ist eine leidige Geschichte, vor allen Dingen für den VfR Evesen, aber auch zahlreiche Ratsmitglieder:

Um die Sanierung des B-Platzes im Eveser Sportzentrum wird bereits seit 2017 diskutiert. Der Platz ist abgängig und inzwischen sogar vom Niedersächsischen Fußballverband (NFV) für den Spielbetrieb gesperrt. Dem VfR läuft die Zeit davon, zu Saisonbeginn im Herbst ist ein zweiter Platz notwendig. Doch auch die Grundschule Evesen, weitere Bückeburger Sportvereine und die Öffentlichkeit nutzt und profitiert vom Platz. Mit einer endgültigen Entscheidung tat sich die Stadt und der Rat bisher schwer. Nun muss eine schnelle Lösung her.

Der 60 Jahre alte Platz ist abgängig und für den Spielbetrieb gesperrt.

Kurzer Rückblick

Seit bereits fünf Jahren etwa signalisiert der Verein die Sanierungsbedürftigkeit des Platzes. Nachdem anfangs ein Kunstrasenplatz zur Diskussion stand, wurde vom Sportausschuss und Rat nach weiterer Recherche ein Hybridrasen für Evesen favorisiert. Doch die Kosten stiegen unerwartet hoch für den Bau, sodass der Verwaltungsausschuss in letzter Instanz den Riegel vor die Planungen schob. Es folgte der Antrag auf einen Naturrasenplatz durch die CDU, der möglichst schnell realisiert werden solle, da die Zeit weiter dränge. Nun stellt sich nach weiteren Berechnungen heraus, dass ein moderner Kunstrasenplatz, gerechnet auf 15 bis 20 Jahre, in den Gesamtkosten inklusive Unterhaltung um ein wesentliches günstiger komme als ein Naturrasenplatz, die Anschaffungskosten sei nur höher.

Vor Ort spricht Maik Beermann (2.v.li) mit Wilfried Krömker (2.v.re.) und Peter Möse (re.) über Fördermöglichkeiten für den B-Platz.

Ausgerechnet

Reinhard Luhmann (SPD) hat das in der jüngsten Sitzung des Eveser Ortsrats, wo dieses Thema hochemotional diskutiert wurde, den Anwesenden vorgerechnet: „Wenn man die Baukosten allein betrachtet, dann steht’s „0:1“ für den Naturrasenplatz, dieser kostet bei Rollrasen 516.000 Euro, durch die Beteiligung von Sportbund und Verein blieben 365.000 Euro Kosten für die Stadt. Der Kunstrasen kostet insgesamt 709.000 Euro, die Stadt müsste davon 538.000 Euro bezahlen. Doch was nicht beachtet wurde, ist unter anderem die jährliche Pflege: Auf 15 Jahre betrachtet kostet der Naturrasen in der Unterhaltung 600.000 Euro, unter anderem für die Bewässerung. Der Kunstrasen bedarf in dieser Zeit nur Unterhaltungskosten von 220.000 Euro, das macht eine Differenz von 380.000 Euro. Rechnet man mit 20 Jahren Nutzungsdauer, erhöht sich die Differenz um weitere 120.000 Euro auf 500.000 Euro. Nimmt man diese Zahlen mit den Baukosten zusammen, kommt der Kunstrasenplatz der Stadt mehr als 200.000 Euro günstiger. Da stehen wir schon bei 3:1 für den Kunstrasen. Rechnet man mit noch längerer Nutzungsdauer dazu, wird es immer günstiger.

Und nun noch das Tor in der Nachspielzeit: Die Dauer der Bespielbarkeit auf dem Platz. Während auf dem Rasenplatz je nach Witterung 400 bis 600 Stunden im Jahr gespielt werden kann, hält der Kunstrasen locker 2000 Stunden bei jeder Witterung stand. Das kann der VfR mit all seinen Mannschaften und 170 sporttreibenden Kindern gar nicht alles alleine nutzen, soviel ist das. Davon profitieren alle Bückeburger Vereine. Ich bin maßlos enttäuscht, dass wir Ratsmitglieder soviel Zeit haben vergehen lassen in dieser Sache“.

Ein Platz für alle

Dem konnten seine Parteigenossen Dieter Everding und Jörn Malsch nur zustimmen: „Wir sollten klarstellen, dass hier kein Platz für den VfR gebaut wird, sondern für die Stadt Bückeburg mit vielen weiteren Nutzern. Hier geht es auch um die Infrastruktur für die Schule, die Sporthalle und das Schützenhaus. Man könnte hier die optimale Sportanlage schaffen für alle Vereine, diese große Chance wurde bisher vertan“, ärgert sich Everding. Willi Klusmeier (Die Grünen) argumentierte mit krebserregendem Granulat aus Gummireifen und dem Kompromiss für den Hybridrasen, daher werde die Position der Grünen auch weiter gegen den Kunstrasen stehen. Diese Argumente wusste Luhmann abzuschmettern, bezögen sie sich auf die alte Generation von Kunstrasen. „Heute wird das Granulat aus Kork gemacht“.

Bundestagsabgeordneter Maik Beermann will sich über weitere Fördermöglichkeiten informieren und den Verein unterstützen.

„Ich gehe davon aus, dass die Plätze der Norm entsprechen, sonst würden sie ja nicht überall gebaut“, so Jörn Malsch. Generell sei auch die erhöhte Nutzungszeit ein Argument für Kunstrasen. Diese Diskussion wurde in der am Tag darauf folgenden Ratssitzung aufgegriffen. Hier positionierte sich die SPD klar für den Kunstrasenplatz, die CDU-Fraktion bestehe jedoch auf eine Nutzung von allen Bückeburgern. Die Grünen hingegen sagen klar: „Die Grünen wollen keinen Plastikteppich auf dem Sportplatz und bleiben bei unserem Votum für den Naturrasen“. Die Freien Wähler hingegen haben ihre Meinung ebenfalls geändert und sind aus wirtschaftlichen Gründen für den Kunstrasen: „Freundschaften entstehen auf allen Plätzen, ob Kunst oder Natur“, so Andreas Schöniger. Da weiter Diskussionsbedarf herrsche und eine Entscheidung auch im Sinne des Vereins gefällt werden müsse, wurde eine Sondersitzung des Sport- und Partnerschaftsausschuss einberufen, diese findet am Donnerstag, 8. Juli ab 17.30 Uhr statt. Eine hier getroffene Entscheidung soll dann Grundlage für den endgültigen Ratsbeschluss sein.

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Beermann vor Ort

Dass dieser notwendig ist, formulierte auch Bundestagsabgeordneter Maik Beermann bei einem Ortstermin am Eveser Sportzentrum einige Tage später. Neben der Notwendigkeit der Sanierung und einem Rückblick auf das bisher Geschehene ging es um mögliche Fördermöglichkeiten für den Platz. Beermann bot an, unter anderem mit dem Niedersächsischen Fußballverband (NFV) das Gespräch zu suchen.

Wilfried Krömker, Vorsitzender des VfR Evesens, erläuterte die Problematik und die anberaumte Ausschusssitzung für den 8. Juli: „Wir stehen hier vor einem Riesenproblem und dürfen den Platz nicht mehr bespielen, nur noch trainieren. Der Platz ist über 60 Jahre alt und hat noch immer Schäden von Maulwürfen und Wildschweinen, zudem fehlt die Drainage und im hinteren Bereich gibt es ein Gefälle, sodass sich bei Regen ein kleiner See bildet. Die Flutlichtanlage ist übrigens genauso alt“. Weiter verwies er auf den Niemann-Cup, die Hannover96-Fußballschule und viele weitere Veranstaltungen, die auf den Eveser Plätzen realisiert würden.

„Viele trainieren hier auch, um den A-Platz zu schonen. Der Platz ist hoch belastet. Die Entscheidungen bisher machen mich traurig, das passt alles nicht zusammen. Die Schulen und Vereine können ihn und seine Infrastruktur nutzen“, ergänzt Ratsherr Dieter Everding (SPD). Auch er machte auf die Kostengegenüberstellung von Naturrasen- zu Kunstrasenplatz aufmerksam: „Fünf Jahre diskutieren wir schon darüber. Man könnte auch erst den Platz und später erst die Flutlichtanlage sanieren“. Dieter Wilharm-Lohmann (CDU) betonte, dass der Platz hier allen offen stehen müsste. Jedoch sei es auch gut, wenn Hallennutzungszeiten frei würden, denn gerade im Winter seien diese knapp und die Hallen durchgehend voll. „Das haben wir doch von Anfang an gesagt, der Platz ist für alle offen. Zudem haben wir in Evesen doch auch sonst nicht so viel für die Kinder“, bekräftigt Krömker erneut. Beermann bestätigte, dass der Trend aktuell verstärkt zu Kunstrasenplätzen gehe. Zwar haben diese Plätze hohe Baukosten, doch auch viele Vorteile. Zudem sei eine Bundesförderung möglich, wenngleich auch der Topf dafür in diesem Jahr schon leer wäre. Für die Bundesfördermittel sei zudem ein Ratsbeschluss zwingend, informierte Beermann. „Sonst hat der Antrag keine Chance“, berichtet er aus seinen Erfahrungen in ähnlichen Situationen im Schaumburger Land, beispielsweise in Rinteln und dem Auetal. „Für die Sportstättenförderung muss die Kommunalpolitik dahinter stehen, ich will mich aber gerne unterstützend dafür einsetzen. Kunstrasenplätze haben eine neue Stellung bei der Förderung, da ist der Bund etwas großzügiger. Ich könnte mir auch vorstellen, dass dann auch eine Flutlichtanlage mit gefördert wird“.

Die Gretchenfrage stellte Wilharm-Lohmann: „Gibt es eine Chance, das in diesem Jahr noch zu bekommen?“ – „Keine Chance“, war die klare Antwort von Beermann. Weiter wäre auch eine Landesförderung möglich. „Wir müssen aber jetzt anfangen, alles ist soweit vorbereitet. Es muss im Sinne des Vereins in diesem Jahr gebaut werden!“, stellt Krömker klar. Beermann schlug vor, dass auf einen Ratsbeschluss bald dann ein Antrag folge, dieser könne auch noch eingereicht werden, wenn der Bau bereits begonnen habe. Weiter möchte der Bundestagsabgeordnete weitere Informationen zur Möglichkeit einer Landesförderung in Erfahrung bringen. „Ich würde Ihnen dann rechtzeitig einen Wink geben. Aber – ohne Ratsbeschluss gibt es kein Geld!“.

Es bleibt die Sitzung des Sport- und Partnerschaftsausschusses abzuwarten, waren sich die Anwesenden einig. Die Zeichen gehen aber deutlich in Richtung Kunstrasenplatz.

(Text und Foto: nh)

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