(Stadthagen) Seit über 20 Jahren sammelte der NABU Stadthagen Wein- und Sektkorken. So sind 18 Säcke mit einem Gewicht von über 30 Kilogramm pro Sack zusammengekommen, die jetzt ihren Weg zum Recycling antraten.
„Vielen ist Klaus Gewecke seit langem ein Begriff“, sagt Jörg Rummel und lacht. Gewecke sei sozusagen der NABU Stadthagen in Person, denn „gefühlt war er schon immer für den Naturschutz aktiv“. Wenn es um Naturschutzthemen geht, war und ist Klaus Geweke in Stadthagen immer noch der erste Ansprechpartner für viele Bürger. Und viele kennen ihn unterer anderem auch, weil er Naturkorken sammelt.
Diese lagerten zuletzt in einer durch den Kassenwart des NABU Stadthagen angemieteten Halle: ganze 18 Säcke mit einem Inhalt von je 240 Liter und einem Gewicht von über 30 Kilogramm stapelten sich hier. Doch wohin damit? „Üblicherweise werden die Korken über unsere Kork-Kampagne von einem Paketdienst kostenfrei abgeholt“, erklärt Rummel. Der Erlös aus dem Verkauf der Korken kommt dem Kranichschutz in Spanien, der Heimat der Korkeichen, zu Gute. Die Abholung gilt jedoch nur für kleine, handliche Pakete. Der Haken bei größeren Mengen: es müssen mindestens 25 Säcke voll sein, bis ein LKW die Naturkorken auch vor Ort abholen kommen kann. Doch für die Säcke, die bis heute einen Dornröschenschlaf in einer Lagerhalle hielten, musste bis zum Jahresende eine kurzfristige Lösung gefunden werden, denn diese rein private Lagermöglichkeit steht dem NABU Stadthagen nicht mehr zur Verfügung.
Glücklicherweise gibt es das Umweltzentrum in Braunschweig, welches seit 1995 ein Korksammelprojekt unterhält, das ursprünglich zur Verminderung der Abfallberge ins Leben gerufen wurde. Dort engagiert sich seit über 25 Jahren Friedrich Walz, der sich bereit erklärte, mit seinem altgedienten VW-Hochdach-Transporter die gesammelten Schätze abzuholen und zu diesem Zweck die anderthalbstündige Fahrt von Braunschweig in Schaumburger Land auf sich zu nehmen. Er freut sich, denn aus den Korken wird im Umweltzentrum ein feinkörniges Granulat hergestellt, welches als Dämmmaterial verkauft wird. Der Erlös kommt dann neuen Umweltschutzprojekten zu Gute.
Insgesamt dauerte das möglichst platzsparende Einladen – inklusive des Umfüllens in kleinere Säcke – über eineinhalb Stunden.
„In einem 240-Liter-Sack befinden sich gut 4.500 Korken“, erklärt der Koordinator des Braunschweiger Korkprojektes und rechnet weiter, „das macht bei 18 vollen Säcken unglaubliche 81.000 Korken und genauso viele Flaschen Wein- und Sekt. Bei einem Inhalt von 0,7 Litern pro Flasche sind das insgesamt 56.700 getrunkene Liter!“
Ältester Korken stammt aus dem Jahr 1845
Wieder im Umweltzentrum angekommen, wird Friedrich Walz über Weihnachten nun die Korken von Hand sortieren, denn leider finden sich zwischen den Naturkorken auch immer wieder welche aus Kunststoff. Und auch viele andere Dinge, die nicht ins Rohmaterial für das Granulat hineingehören: „Beifang“ nennt Friedrich Walz die alten Brillen, defekten Handys und leeren Batterien, die oft darunter zu finden seien. Leider habe er auch schon mal verdorbene Lebensmittel herausfischen müssen, was sehr unangenehm war und die Korken fast unbrauchbar gemacht hätte. Oft sind die Korken auch nass oder gar verschimmelt, dann müsse er sie erst mühevoll trocknen oder schlimmstenfalls vernichten. Der älteste Korken, den er beim Sortieren je gefunden habe, sei von 1845 gewesen, erzählt er Jörg Rummel. Das Datum hat auf dem Korken gestanden – doch leider sei ihm das gute Stück abhanden gekommen.
„Wir sammeln natürlich weiter“, erklärt Rummel und bittet alle, die mithelfen wollen, diesen wertvollen Rohstoff wieder zu verwenden, die Korken beim NABU vor Ort abzugeben. Denn nicht nur in Stadthagen wird gesammelt – die meisten NABU-Gruppen in Schaumburg sammeln die Naturkorken – auch in der NABU Regionalgeschäftsstelle Weserbergland in Rinteln werden sie gern entgegen genommen. (pr/Fotos: NABU/Britta Raabe)
Weitere Infos unter: www.nabustadthagen.de, www.nabu-weserbergland.de, www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/aktionen-und-projekte/korkampagne