Julius-Rodenberg-Medaille für Demokratie, Weltoffenheit und Humanismus erstmals verliehen
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(Rodenberg) Tiefsinnig, aufrüttelnd, berührend: Die jungen Autoren, die am Freitagabend im Rodenberger Schloss in Auszügen ihre Einreichungen zur mit 3.000 Euro dotierten Julius-Rodenberg-Medaille vortrugen, rissen das Publikum zu stehenden Ovationen hin. Die Laudatorin des Abends, die Vizepräsidentin des Niedersächsischen Landtags, Barbara Otte-Kinast, pries sichtlich bewegt die hohe literarische und intellektuelle Qualität der Beiträge, vor allem aber das große Engagement der jungen Publizisten für die Werte, die mit diesem neuen Preis verbunden sind: „Demokratie-Weltoffenheit-Humanismus“. Es sei ein Dreiklang, der die Säule einer lebenswerten, offenen Gesellschaft darstelle, aber angesichts von rechtsextremen und antidemokratischen Tendenzen in Europa und der Welt zunehmend in Gefahr gerate, wie die Redner des Abends unisono betonten. Der große Einsatz der Preisträger für diese Werte, sei „einfach klasse“, so Otte-Kinast. Ihre Werke seien „Perlen der Demokratie“ und machten Mut und Zuversicht in schwierigen Zeiten. Sie bedankte sich bei allen Teilnehmern des Wettbewerbs mit einer Einladung in den Landtag.

Feierliche Preisverleihung der Julius-Rodenberg-Medaille mit allen Preisträgern und Laudatoren (von links): Mirko Menser, Patrick Marquardt, Maximilian Kürten, Wiebke Stein, Thore Stamereilers, Laudatorin Barbara Otte-Kinast Vizepräsidentin des Niedersächsischen Landtags, Bürgermeister Ralf Sassmann und Hauptgeschäftsführer des Niedersächsischen Städtetages und Jury-Mitglied Dr. Jan Arning und die beiden Preisträger Ole und Tore Klein (Foto: Stadt Rodenberg).

Sich auf einen Preisträger festzulegen, sei der Jury angesichts der vielen qualitativ hochwertigen Einreichungen nicht leichtgefallen, so der Hauptgeschäftsführer des Niedersächsischen Städtetags, Dr. Jan Arning, der bei der Entscheidung mitgewirkt hatte und dem beinahe vorzeitig der Name des Gewinners herausgerutscht wäre. Aber es blieb spannend bis Bürgermeister Ralf Sassmann in Vertretung von Stadtdirektor Dr. Thomas Wolf, der sich sehr für die Verleihung eines solchen Preises eingesetzt hatte, aber krankheitsbedingt nicht teilnehmen konnte, die Medaille schließlich überreichte – an das Hildesheimer Brüderpaar Ole und Tore Klein für ihren Podcast „Wild und fremd“.

In zweiwöchigem Rhythmus veröffentlichen die beiden lebendig und mitreißend dargestellte Schicksale von Expeditionsteilnehmer und Reisenden in alle Welt und stehen damit in der Tradition von Julius-Rodenberg, der mit seinen Reiseberichten eine für die damalige Zeit ungewöhnliche Weltoffenheit an den Tag legte. Ole und Tore Klein erzählen Geschichten aus der Vergangenheit, die wichtige Botschaften für das Hier und Jetzt enthalten. Da sind zum Beispiel die Nordpolreisenden, deren Überzeugung, den Inuit zivilisatorisch weit überlegen zu sein, deutliche Kratzer bekommt, als sie in lebensbedrohlicher Situation von ihnen gerettet werden. Ihr Podcast, so Ole und Tore Klein, wende sich „gegen strukturellen Rassismus und Imperialismus“. Er komme allerdings ohne erhobenen Zeigefinger aus, wie Barbara Otte-Kinast in ihrer Laudatio beschrieb, und sei daher umso überzeugender. Ihre subtile Art, mit guter, spannender Literatur die für die Gesellschaft wichtigen Werte herauszuarbeiten, hat Jury und Laudatorin gleichermaßen überzeugt. Einen besonderen Applaus erhielt das Brüderpaar, als es nach der Überreichung der Medaille spontan verkündete, einen Teil des Preisgeldes spenden zu wollen an einem Kinder- und Jugendheim.

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Die ersten Preisträger der mit 3.000 Euro dotierten Julius-Rodenberg-Medaille der Stadt Rodenberg: Ole und Tore Klein. (Foto: Stadt Rodenberg)

Zusätzlich zur Medaille hat die Stadt Rodenberg auch zwei weitere Einreichungen mit 500 bzw. 300 Euro prämiert. Auf den zweiten Platz kam die Oldenburger Studentengruppe „blaupause“, die sich in sachlicher Form mit den Parteiprogrammen zur Niedersachsenwahl 2022 beschäftigt hat. Fakten statt Polemik, Argumente statt Meinung. Damit habe die Gruppe jungen Menschen eine Grundlage für ihre Wahlentscheidung und damit für demokratische Teilhabe gegeben. Es sei wohltuend, so die Vizepräsidentin des Landtags in ihrer Laudation, dass die Studenten sich um Neutralität bemüht und Bewertungen vermieden hätten. Trotzdem sei deutlich geworden, wie wenig Alternativen die „Alternative für Deutschland“ zu den Themen zu sagen hat, die die Jugend bewegen.

Mit einem fulminanten Vortrag hat der Drittplatzierte, der angehende Geschichtslehrer Mirko Menser, das Publikum des Abends in seinen Bann gezogen. Sein Beitrag, der Poetry Slam „Blick aus dem Fenster“ ist eine literarische Perle, wie Otte-Kinast treffend formulierte, aber vor allem eine sehr persönliche und tief berührende Auseinandersetzung des mit einer Russin verheirateten jungen Mannes mit dem Ukraine-Krieg und seinen Folgen. Sein Appell für mehr Toleranz und gelebten Humanismus in unserer Gesellschaft hat den Abend in Rodenberg zu einer ergreifenden und unvergesslichen Sternstunde gemacht.

Zur Julius-Rodenberg-Medaille

Mit dem Preis zeichnet die Stadt Rodenberg junge Menschen aus, die sich im Sinne der drei Werte Demokratie, Humanismus und Weltoffenheit einsetzen. Prämiert werden Beiträge in Form von Schrift, Ton oder Video. Konzipiert wurde die Medaille in Anlehnung an Julius Rodenberg, der die Deutsche Rundschau 1874 gründete und 40 Jahre herausgab. Dort wurden Beiträge zu Literatur, Wissenschaft und Politik veröffentlicht, Rodenberg publizierte auch selbst. (pr)

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