Jagdgenossenschaft Wendthagen-Ehlen fordert aktives Wolfsmanagement zum Schutz der Mufflons im Bückeberg
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(Wendthagen-Ehlen) Die diesjährige Versammlung der Jagdgenossenschaft Wendthagen-Ehlen war wie immer gut besucht. Schnell wurde unter der Leitung des Vorstandvorsitzenden Heinz Wöpking die Tagesordnung abgearbeitet.

So berichteten die beiden Jagdpächter Michael Koller und Bernd Struckmann über die Jagdstrecke des vergangenen Jahres. Es wurden demnach 6 Wildschweine, davon 2 Keiler, 4 Mufflons, davon 3 Widder, 7 Füchse und 4 Wildtauben erlegt. Zur Jagdstrecke gehörten auch 9 Rehe, davon 4 Böcke. Vier der eben genannten 9 Rehe wurden aber nicht waidgerecht gejagt, sie starben durch zu hohe, nicht angepasste Geschwindigkeit bei Verkehrsunfällen, so Jagdpächter Bernd Struckmann.

Von links: Jagdpächter Michael Koller, Jagdpächter Bernd Struckmann, Vorstandsvorsitzender der Jagdgenossenschaft Wendthagen-Ehlen Heinz Wöpking, Schriftführer der Jagdgenossenschaft Bernd Tegtmeier.

Da auch die Kasse ordentlich und ohne Beanstandungen geführt wurde, beantragte Kassenprüfer Gerald Baust die Entlastung des Jagdgenossenschaftsvorstandes, die dann auch einstimmig durch die 16 Anwesenden erfolgte. Außerdem beschlossen die Anwesenden, dass sogenannte Jagdgeld pro Hektar Jagdfläche von 8,00 € auf 10,00 € pro Jahr zu erhöhen. Eike Düwelshöft wurde für zwei Jahre als Kassenprüferin für den ausgeschiedenen Kassenprüfer Gerald Baust gewählt.

Als aktuelles Thema des Abends stand auf der Tagesordnung: Die über 110 Jahre alte Muffel-Population auf dem Bückeberg wird durch Wölfe zunehmend bedroht.

Plakat der Kreisjägerschaft Schaumburg.

Mit 14 ausgewilderten Mufflons auf Brandshof (heute Wendthagen-Ehlen) fing es 1914 wieder an. So ist es kaum verwunderlich, dass auch noch heute die Reviere oberhalb Wendthagen und Hörkamp-Langenbruch den Schwerpunkt des Mufflon Bestandes im Bückeberg mit derzeit rund 120 der insgesamt 270 bis 300 Tiere bilden. Insofern ist der Bückeberg die Heimat der größten zusammenhängenden Mufflon-Population Niedersachsens und auch Deutschlands. Die Wildschafe haben sich in die Gemeinschaft der hiesigen Tiere, zum Beispiel der Rehe, der Wildschweine, der Hasen, der Füchse usw. integriert. Die 2014 gegründete Muffelwildhegegemeinschaft Schaumburg, zu der auch die beiden Jagdpächter Koller und Struckmann aus Wendthagen-Ehlen gehören, sieht zwar keine Gefahr für den Muffelbestand im Bückeberg durch männliche Einzelwölfe auf der „Durchreise“, wohl aber durch die Ansiedlung eines Rudels, d. h. einer Wolfsfamilie. Dadurch wäre das Schicksal der Mufflon Population im Bückeburg in nur ein bis zwei Jahren besiegelt, so das Beispiel der vielen Mufflons in der Görde, die sämtlich in kürzester Zeit durch Wölfe gerissen wurden. Die einfache Erklärung: Der Wolf reisst als Beute die Tiere, die er am leichtesten erlegen kann. Sind keine Mufflons mehr da, reisst der Wolf dann beispielsweise Rehe, Hausschafe, Ponys und andere Tiere.

Muffelriss am 02.01.2020 in der Nähe der Grundstr. 18, Stadthagen.

Für die Jagdgenossen aus Wendthagen-Ehlen ist dieser Umstand Grund genug ein entsprechendes gesetzliches „Wolfsmanagement“ für das Gebiet Bückeberg zu fordern, also den Wolf zu bejagen wenn er im Bückeberg ein Rudel bzw. eine Familie bildet.

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Diese Forderung gilt auch für die Bereiche des Deichschutzes. In Nienburg habe in diesem Monat ein Deichschäfer nach umfangreichen Wolfsrissen ohne Fressabsicht, also mit ausschließlich Tötungswillen des Wolfes, seine Herde aufgelöst, so die Jagdgenossenschaft. In Deutschland ist nicht nur nach seiner Ansicht gegen die Vielzahl von Schafsrissen keine gesetzeskonforme Gegenwehr durch beispielsweise Wolfs-Abschüsse möglich. Diese Abschüsse seien aber für die beim Hochwasserschutz besonders wichtigen Deiche dringend notwendig, und zwar weil auf den Deichen grasende Schafe seit Jahrhunderten durch ihre kleinen Hufe den notwendigen Schutz durch Bodenverdichtung und Verfestigung dieser Deiche gewährleisten, egal ob an Wasserläufen, ob an Flüssen oder ob an den Küstendeichen der Nordsee. Allein über zwei Meter hohe Zäune stellen für viele Wölfe kein Hindernis dar und seien auf den Deichen auch nicht immer ohne Probleme aufstellbar.

Mufflons links des Schaumburger Weges Höhe Feuerwehrhaus Wendthagen-Ehlen.

Dazu die nachgewiesene Feststellung: Im Beobachtungsjahr 2020 rissen rund 1.500 (2022/23 sind es schon über 2.500) Wölfe nachgewiesen durch die Wolfsberater etwa 4.000 Nutztiere (also keine Rehe, Hasen oder Mufflons). Von den 2.500 Wölfen in Deutschland leben allein über 500 in Niedersachsen.

Im ganzen Land Schweden, es ist 1,3-mal so groß wie Deutschland, leben derzeit nur 460 Wölfe. In Schweden unterliegt der Wolf dem Jagdrecht und wird bejagt. Eine der von vielen bedrohten Tierarten in Deutschland, so auch im Herzen des Landkreises Schaumburg auf dem Bückeberg, sind aber die hier lebenden Mufflons.

Dass die Anwohner am Bückeberg die Mufflons in ihr Herz geschlossen haben, zeigen u.a. die Embleme/Wappen des TSV Eintracht Bückeberge, die der neu gegründeten Landjugend Bückeberge und beispielsweise der Schaumburger Kreisjägerschaft. Diese Wappen werden letztlich in ihrem Bestand auch durch den Wolf bedroht.

(Quelle & Foto: Jagdgenossenschaft Wendthagen-Ehlen)

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