„Städtischer Kompromiss ist für uns untragbar“: 3458 Unterschriften für Erhalt der Bäume in Bückeburgs Innenstadt übergeben
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(Bückeburg) Dass der Gruppe um den ehemaligen Bürgermeister Reiner Brombach sowie dem ehemaligen Bauamtsleiter Karlheinz Soppe, die seit einigen Wochen in der Bürgerschadft Unterschriften für den Erhalt der Lindenbäume in der Innenstadt sammeln, der von der Stadt angebotene Kompromiss nicht genug sein wird, war zu erwarten.

Mit Nachdruck haben Vertreter dieser Gruppe nun das Ergebnis der Aktion – rund 3500 Unterschriften – an Bürgermeister Axel Wohlgemuth und Bauamtsleiter Björn Sassenberg übergeben. „Man hat uns überlaufen, sogar an unseren Türen wurde geklingelt“, konstatiert Hedda Reinke. Deutlich wurde schnell: Ein Konsens zwischen beiden Parteien scheint in weiter Ferne.

Brombach, Soppe, Edeltraut Müller, Hedda Reinke und Beate Erhardt von Fridays for Future sehen sich hier als Stellvertreter der Bürgerschaft, die im Rahmen der Unterschriftenaktion mehr als deutlich gemacht habe, was sie von den städtischen Plänen halte, so die Gruppe. „Wir befürworten die Verschönerungspläne für die Innenstadt, sind aber entschieden gegen die Fällung der offensichtlich vitalen Linden“, so der Tenor. „Es ist Unsinn, gesunde Bäume zu fällen“, so Brombach. Das Kompromissangebot der Stadt sei untragbar und laufe „entgegen dem, was wir und der Großteil der Bürger sich wünschen“. Gegen persönliche Angriffe distanziere sich die Gruppe jedoch. „Wir wollen eine sachliche Diskussion“, fügt Müller hinzu.

„Es ist Unsinn, gesunde Bäume zu fällen“, sind sich Reiner Brombach und Karlheinz Soppe (li.) sicher.

Brombach: „Es ist Unsinn, gesunde Bäume zu fällen“

„Es würde ein gutes Bild abgeben, wenn sie einsichtig wären und das Ergebnis zugunsten der Bäume ändern“, empfiehlt der ehemalige Verwaltungschef seinem Nachfolger. Brombach und Soppe seien zum Zeitpunkt der Lindenpflanzung bereits im Amt gewesen und wüssten um die Gegebenheiten. „Ich allein mutmaße, dass ein Tausch nicht notwendig ist“, so Brombachs Urteil.

Der vorbereitete Kompromiss sei derzeit nur ein Entwurf ohne Beschluss, erläutert Wohlgemuth. In der anstehenden Sitzung des Klimaausschusses solle darüber beraten werden. „Wir nehmen den massiven Bürgerwillen wahr, gleichwohl wurde im Vorfeld ein intensiver, politischer Sachdialog geführt“.

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Björn Sassenberg, Fachgebietsleitung Planen und Bauen: „“Wir haben die Maßnahme umfassend geprüft und wollen eine langfristige Lösung für die Innenstadt“.

Die Gruppe um Brombach setzt dabei der Verwaltung symbolisch die Pistole auf die Brust: „Wir werden auch vor einem Bürgerbegehren nicht haltmachen“. „Bei der Anzahl an Unterstützern wären wir weit über der benötigten Zahl“, ist sich Soppe sicher. Daher appelliere man nun an die Vernunft des Rates, diese Entscheidung zu überdenken, mit einer sachlichen Diskussion, fügt Müller hinzu.

Auf die Frage nach einer sachlichen Auseinandersetzung mit der städtischen Begründung seitens Wohlgemuth entgegnen die Kritiker, dass deren Gründe für sich sprechen sollten, eine Zusammenfassung jedoch nachgereicht werden könne. „Wir beide sind keine Baumfachmänner, doch die Linden können über 300 Jahre alt werden. Selbst wenn sie noch 30 Jahre durchhalten, wäre das ein Gewinn für Bückeburg“, macht sich Brombach erneut für den Erhalt stark. Sassenberg versuchte sich erneut einer Vermittlung: „Wir wollen eine langfristige Lösung und nachhaltige Stadtorte schaffen“.

„Diese Lösung soll für die nächsten 100, 150 Jahre sein. Ja, es ist ein großer Einschnitt für diese Generation, ist aber auf lange Sicht die nachhaltigste Lösung. Die Linden sind nicht vergleichbar mit Bäumen im Park. Das ist keine irrsinnige Entscheidung, sondern eine Abwägung hin zur ökologischsten und wirtschaftlichsten Lösung“, so Wohlgemuth. Die Information über dieses Vorhaben habe nicht optimal geklappt, diesen Schuh ziehe die Stadt sich an. „Wir werden erneut diskutieren – vielleicht bleiben wir beim Beschluss, vielleicht gehen wir zum Kompromiss oder beugen uns dem Bürgerwillen – fernab der Sachargumente zu Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit“, so Wohlgemuths aktuelles Resümee.

Brombach: „Großer Einschnitt für diese Generation, aber auf lange Sicht die nachhaltigste Lösung“

Von rechts: Bürgermeister Axel Wohlgemuth nimmt die 3448 Unterschriften von Reiner Brombach, Karlheinz Soppe, Edeltraut Müller, Gedda Reinke und Beate Erhardt entgegen.

„Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit ist auch unser Anliegen, das lassen wir uns nicht nachsagen“, ärgert sich Brombach. Demnach sei wohl doch das Bürgerbegehren das „Mittel der Wahl“. Wohlgemuth warnte derweil: „Wir müssen vorsichtig sein. Die Bürger sind zornig, das müssen wir ernst nehmen und eine Spaltung vermeiden. Die Politik muss das berücksichtigen, aber wir haben auch eine finanzielle Verantwortung“.

(Text & Foto: nh)

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