Schützenfest-Fahne der 1. Quartierschaft kehrt nach 77 Jahren aus den USA zurück nach Stadthagen
Werbung

(Stadthagen) Es war der 9. April 1945. Amerikanische Truppen standen vor Stadthagen. Der damalige Bürgermeister Friedrich Hamelberg übergab an diesem Tag „seine Stadt“ an die vorrückenden US-Truppen und bewahrte das damals 723-jährige Stadthagen vor der Zerstörung. Was nach dem Abzug der Amerikaner erst im Jahre 1950 auffiel: Die Fahne der 1. Quartierschaft vom 4. Juli 1929 befand sich nicht mehr in Stadthagen.

Chris Blaume packt die Fahne vorsichtig aus.

Die 1. Quartierschaft des Historischen Schützenfestes Stadthagen ließ sich Mitte der 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts eine neue Fahne fertigen, und die alte Fahne war bis zu einer E-Mail aus den USA vom 18. August 2021 vergessen. Die kurze E-Mail hatte folgenden Inhalt: „My Mother’s boyfriend who recently passed away was a US Soldier in 1942-World War II….He brought back this banner which has a date of July 1929 on it. It is beautiful and I am wondering if you have any information on the banner and if it has any value. I am sending over some pictures of it…..Thank you…..Sharon Michalchik“

Diese Mail bekam der Vorsitzende des 750 Mitglieder starken Fördervereins für Musik beim Historischen Schützenfest Stadthagen, Bernd Koller. Er hatte gerade die Gedenkmedaille „Stadthagen – Die 800-jährige Stadt“ für das diesjährige Jubiläumsjahr prägen lassen, von der Stadt Stadthagen mit dem Ziel, diese Fahne möglichst zum Jubiläumsjahr 2022 nach Stadthagen zurückzuholen.

Tochter aus den USA schickt Schützenfest-Fahne wieder zurück nach Stadthagen

Bis auf die E-Mail-Adresse von Sharon Michalchik war nichts von der Absenderin bekannt.  In Zusammenarbeit mit dem Festkomiteemitglied Chris Blaume, er arbeitet für einen amerikanischen Konzern, wurde eine lange Antwort-E-Mail verfasst, in der Michalchik die Geschichte der heute 800-jährigen Stadt Stadthagen, des 630 Jahre alten Schützenfestes und die Bedeutung der Quartierschaften beschrieben wurden. Nach langem Telefonat erfuhr Blaume, dass der US-Soldat S. Mark Shannon hieß, am 11. Oktober 1924 in Nanty Glo (USA) geboren wurde, zuletzt in Erie (Pennsylvania) wohnte, 44 Jahre der Lebenspartner  von Gladys Michalchik, der Mutter von Sharon Michalchik war und am 26. März 2019 im Alter von 94 Jahren verstorben ist. Er war als 20-jähriger Soldat in Stadthagen.

Weiterhin stand fest, dass Sharon Michalchik die historische Fahne nicht behalten wollte. Sie sollte nach ihrem Willen und dem Willen Ihrer Mutter Gladys wieder zurück nach Stadthagen: „The flag needs to go home!“

Werbung

„The flag needs to go home!“

Am 3. März diesen Jahres war es dann soweit. Per Luftfracht kam die Fahne wohlverpackt bei Festkomiteemitglied Chris Blaume an. Im Wilhelm-Busch-Zimmer des Ratskellers Stadthagens öffnete er noch am selben Abend im Beisein der Ersten Stellvertretenden Bürgermeisterin von Stadthagen, Ulrike Koller, dem Hauptmann der 1. Quartierschaft, Christian Wehling, sowie drei seiner Chargierten, dem Hauptmann der II. Quartierschaft, Daniel Dehne und dem Vorsitzenden des Fördervereins für Musik, Bernd Koller, das Paket.

Von rechts: Bernd Koller, Festkomiteemitglied Chris Blaume, Stellvertretende Bürgermeisterin Ulrike Koller, Daniel Dehne (Hauptmann der II. Quartierschaft), Christian Wehling (Hauptmann der I. Quartierschaft) mit seinen drei Chargierten (Heiko Tadge, Arne Oltrogge, Detlef Bruns).

Die Anwesenden waren überrascht über den sehr guten Zustand der 93 Jahre alten Fahne und deren hervorragender Qualität.

Für das Festkomitee und Hauptmann Christian Wehling ist klar, dass die alte Fahne beim kommenden Schützenfest an einem Tag (an dem es nicht regnet) aus Anlass der Rückkehr durch die Straßen der Stadt Stadthagen getragen werden wird. Danach erhält Sie auf Dauer einen würdigen Platz im Heimatmuseum.

Die historische Fahne bekommt einen Platz im Heimatmuseum

Für die uneigennützigen Mühen, einen Ansprechpartner in Deutschland zu finden, erhält Sharon Michalchik für sich und Ihre Mutter jeweils eine Stadthagen-Gedenkmedaille und viele weitere Andenken aus Dankbarkeit von den Anwesenden übersandt.

(pr/Fotos: pr)

Werbung