Den Frieden gemeinsam verteidigen: Hunderte Menschen kommen zu Mahnwache auf den Bückeburger Marktplatz
Werbung

(Bückeburg) Das Bückeburger Rathaus erstrahlte an diesem Samstagabend in blau und gelb – den Farben der Ukraine, die seit Donnerstag vergangener Woche vom russischen Militär angegriffen wird.

Zum Entsetzen der ganzen Welt ist mitten in Europa ein Krieg ausgebrochen, angefangen vom russischen Präsidenten Putin. Eine Welle der Solidarität rollt durch Europa, überall gehen Menschen auf die Straße, um gegen den Krieg zu protestieren und ein Zeichen für den Frieden zu setzen. In Bückeburg folgten dem Aufruf der Stadt und Verwaltung mehr als 400 Menschen.

Bürgermeister Axel Wohlgemuth zeigte sich berührt ob der Anzahl mitfühlender Bürger und forderte eine gemeinsame Lösung und die Verteidigung der Friedens.

 

Gespenstische Stille am Samstagabend, als Bückeburgs Bürgermeister Axel Wohlgemuth auf die Bühne tritt. Neben hunderten Bürgern hatten sich auch viele Vertreter aus Rat und Verwaltung, Kirche, Kultur und heimischen Institutionen vor dem Rathaus eingefunden, um ein Zeichen für den Frieden zu setzen.

„Ich bin überwältigt über die Anzahl an Menschen, die heute hier erschienen sind. Der Krieg in der Ukraine macht uns fassungslos und bereitet uns Sorgen“, so Wohlgemuth. Derzeit würden weltweit 22 Kriege und bewaffnete Konflikte stattfinden, mit tausenden Toten pro Jahr. „Doch woran liegt es, dass uns gerade der Krieg in der Ukraine so nahegeht? Ist es die räumliche Nähe, liegt doch die Grenze nur 1000 Kilometer entfernt. Die Sorgen um die eigene Zukunft, steigende Energiepreise? Ich denke wohl nicht, dass dies der Grund ist, warum sie hier sind. Ich bin überzeugt, dass wir alle spüren, dass die Demokratie und der Frieden nicht so selbstverständlich sind wie wir dachten“, so Wohlgemuth weiter. Es sei eine Ohnmacht gegenüber Putins Unberechenbarkeit spürbar. „Doch wir müssen dem entgegentreten. Unsere Antwort muss ein noch gemeinsameren Europa liegen, wir müssen zusammenhalten und die Freiheit verteidigen“, sprach der Bürgermeister, womit die Menge mit Applaus und Jubel antwortete.

Das Rathaus leuchtete in den Farben der Ukraine als Zeichen für die Solidarität mit dem von Russland attackierten Land.

Pastor Jan-Uwe Zapke von der Stadtkirchengemeinde fragte die Menschen direkt: „Was verbindet uns alle?“ Zwei Dinge würden verbinden: Die Würde, zu der auch die Freiheit gehöre, und das Gebet, in dem bewusst die Not des anderen auf sich geladen werde und für den Moment eine besondere Solidarität habe, „die leise ist und dennoch Kraft hat“. Zapke lud daher alle Anwesenden zum gemeinsamen Gebet für die Ukraine auf. Im anschließenden „Vater unser“ steigerten sich hörbar die Stimmstärke der Masse, sodass das Gebet in einem lauten Chor und einem Gänsehautmoment ausklang.

Werbung

Hunderte Menschen kamen am Samstagabend auf den Bückeburger Marktplatz, um ein Zeichen für den Frieden zu setzen.

Unter den anwesenden Bürgern war auch die Bückeburgerin Oksana Schwarz, gebürtige Ukrainerin, mit ihren Töchtern Leonie Schröder und Emilia Schwarz. Gemeinsam waren sie an diesem Tage bereits auf der Mahnwache in Hannover: „Viel können wir sonst nicht tun. Wir sammeln mit unserem ukrainischen Verein Güter wie Helme und Verbandskästen und Geld für die Ukrainer, welches von Freiwilligen an die Grenze gebracht und dort entgegengenommen wird“.

Sie selber hat Familie wie Bruder und Eltern in der gesamten Ukraine, auch in den Städten Odessa, Mariupol und Kiew. „Mir geht es furchtbar, ich habe die letzten zwei Tage geweint, weil wir nicht wissen, wie es weitergeht. Direkt morgens nehmen wir Kontakt zu allen auf und warten, bis jeder geantwortet hat. Die Jungs und Männer kämpfen dort wie Löwen, aber wir wissen, dass wir nicht die Stirn bieten können. Die Opferzahlen wachsen weiter und wir hoffen sehr auf die Hilfe der anderen Länder, dass kein dritter Weltkrieg entsteht und die Ukraine ihre Souveränität halten kann. Wir sind ein friedlicher Staat“.

Am schlimmsten seien die Berichte der Verwandten aus Kiew, die derzeit in Autos ausharren würden, da sie sich nicht mehr in die eigenen Wohnungen im 24. Stock trauen würden. „Wir haben die konkrete Bitte an Europa: Helft der Ukraine und lasst uns eine friedliche Lösung finden“, so Oksana Schwarz eindringlich.

(Text & Fotos: Nadine Hartmann)

Werbung