Frauenpower im Gasthof Vehlen: Themenabend „Die Powerfrau von nebenan“ feiert Premiere
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(Vehlen) Kurz vorm Weltfrauentag feierte ein besonderes Veranstaltungsformat Premiere im Gasthof Vehlen:

Unter dem Titel „Die Powerfrau von nebenan“ hatten Beate Jossen und Susanne Wittkugel interessierte Frauen zu einem anregenden Abend voller Kurzweil und Inspiration geladen – mehr als 130 Frauen aus der Region sind dieser Einladung gerne gefolgt.

Bereits der volle Parkplatz zeugte von der positiven Resonanz auf das von Jossen und Wittkugel bei einem gemeinsamen Abendessen entwickelten Konzept, das die normale Frau, die oft Ungeahntes leistet, in den Mittelpunkt stellt. „Es gibt viele interessante, normale und überraschend unterhaltsame und erstaunliche Frauen und wir versuchen nun, diesen eine Bühne zu geben, um wiederum andere Frauen zu begeistern für ihre Nachbarin. Wir sind sehr glücklich, dass dieses Format so gut angenommen wurde, und wollen dies gerne wiederholen“, sagt Beate Jossen.

Beate Jossen (li.) und Susanne Wittkugel hatten eingeladen, um die Powerfrau von nebenan zu feiern.

Dabei startete der Abend zunächst mit einem Konzert und zugleich einer Hommage an die Frau: Beate Jossen und Christina Wortmann unterhielten das Publikum mit Chansons und Liedern, die die verschiedenen Aspekte der weiblichen Selbstermächtigung widerspiegeln, beispielsweise Schuberts „Süße, heilige Natur“. Nach einem gemeinsamen Abendessen mit „Flying Fingerfood“ standen dann konkrete Personen im Mittelpunkt. Jossen und Wittkugel hatten fünf unterschiedliche Frauen eingeladen, die mit ihren individuellen Geschichten und Lebenswegen zu begeistern wussten.

Mehr als 130 Frauen sind in den Gasthof Vehlen gekommen, um Alltagsheldinnen und Powerfrauen zu treffen und sich auszutauschen.

Heike Wolff wusste als Postbotin von allerhand Querelen im Arbeitsalltag zu berichten. Als Sicherheitsbeauftragte und Vertrauensperson fungiert sie als betrieblicher Ansprechpartner für Männer und Frauen – und stellt sich besonders bei Fällen von Mobbing und Diskriminierung vor ihre Kollegen. Über 30 Kilogramm schwere Pakete müssen sie und ihre Kollegen täglich schleppen, wogegen nun angegangen wird.  Als Sängerin in einer Rockband findet die dreifache Mutter den passenden Ausgleich. Und wenn noch Energie übrig ist, reißt Wolff auch mal gerne in Eigenregie mit dem Vorschlaghammer Wände in ihrem Zuhause heraus, setzt neue an anderen Stellen, zieht Mauern hoch im strömenden Regen und ist versiert mit der Flex. „Langeweile kommt bei mir nie auf“, sagt Wolff selber.

Ute Strackerjahn hat das Publikum eigentlich schon überzeugt, lange bevor sie ihr Interview angetreten ist. Denn das an diesem Abend gereichte Fingerfood bestand in Teilen aus Gemüse ihres Bio-Hofes – als sich Strackerjahn jedoch in jungen Jahren für ökologische Landwirtschaft anfing zu interessieren, hatten ihre Mitmenschen nicht viel Verständnis dafür. Als die Eltern einen Resthof als Altersruhesitz erwarben, kam ihr die Idee, dort einen Betrieb für biologische Landwirtschaft zu errichten. Den hat sie allein und langsam, trotz viel Gegenwind, hin zu einem florierenden Betrieb aufgebaut – neben dem Gartenbaustudium in Hannover. Ende der 90er Jahre war der Betrieb bereits soweit, junge Menschen auszubilden. Immer mehr Wochenmärkte wurden angefahren, mehr Mitarbeiter kamen hinzu. Heute führt sie den betrieb gemeinsam mit ihrer Frau und hat es nie bereut: „Mit jemanden das gemeinsam zu machen, der die gleichen Ziele und Werte hat, sich auszutauschen und Strategien zu entwickeln, dafür bin ich sehr dankbar“, konstatiert Strackerjahn.

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Ute Strackerjahn hat das Publikum mit ihrer Leidenschaft für ihre Selbstständigkeit überzeugt– als sie sich jedoch in jungen Jahren für ökologische Landwirtschaft anfing zu interessieren, hatten ihre Mitmenschen nicht viel Verständnis dafür.

Ute Held hingegen musste sich in der Mitte ihres Lebens komplett neu orientieren: Die studierte Sozialwissenschaftlerin aus Meerbeck hatte sich einst auf die gesundheitliche Beratung spezialisiert. In Betrieben mit den Angestellten Belastungen auszumachen, gesundheitsfördernde Maßnahmen zu etablieren und Strukturen zu verbessern, war ihr täglich Brot. Bis ihre eigene Gesundheit ihr einen Strich durch die Rechnung machte: Nach einem unverschuldeten Unfall lag sie lange im Krankenhaus, schnell wurde klar: In ihrem alten Beruf wird sie nicht wieder arbeiten können. „Dabei habe ich mir glücklicherweise nie die Frage gestellt: Warum ich?“ Im vergangenen Herbst war sie dann für sich so weit, sich eine neue Aufgabe zu suchen. Passend dazu brauchte der neue gegründete Verein Schloss Baum eine verantwortungsbewusste Person, die als ehrenamtliche Kulturattaché fungiert. „Ich bin froh, Zugehörigkeit zu verspüren und meinen Beitrag zu leisten.“

Ute Held hingegen musste sich in der Mitte ihres Lebens komplett neu orientieren: Aufgrund eines Unfalls konnte sie ihren alten Beruf nicht mehr ausüben und hat eine neue Aufgabe als Kulturattaché beim Schloss Baum gefunden.

Susanne Lübckermann suchte ebenfalls nach einer neuen Profession: Als ausgebildete Tischlerin erwuchs später der Wunsch, etwas Soziales zu machen. Die Ausbildung zur Ergotherapeutin in der Tasche, fand sie einen schönen Job bei einem Pflegeheim und einen Ehemann direkt dazu. Zwei Kinder folgten, die beim gemeinsamen Hobby, Radfahren, mitziehen mussten. Ob Fehmarn, Weserradweg, Frankreich – immer mit Anhänger, Rad, „Mann und Maus“, wie sie so schön sagt. Nun waren die Kinder groß und die Pandemie da – und mit ihr die Idee, mit Ehemann von zuhause aus bis nach Sizilien zu radeln – ohne Motor, versteht sich. Zwei Monaten nahm sie sich dafür Zeit: „Es war einfach schön, hatte aber auch viele schwierige Momente. Oft hat mich der Trotz weitergetrieben, in Italien wurden wir von Hunden verfolgt, dennoch möchte ich diese Erlebnisse nicht missen. Wenn ich irgendwann nicht mehr kann, habe ich zumindest noch immer das Erlebte im Kopf“.

Heike Wolff (re.) wusste als Postbotin, Sicherheitsbeauftragte und Vertrauensperson von allerhand Querelen im Arbeitsalltag zu berichten.

Zum Abschluss stellte sich Kirstin von Blomberg dem Publikum: Als stellvertretende Geschäftsführerin der Koordinierungsstelle Frau und Wirtschaft fungiert sie als Verbindungsstelle und kämpft für eine frauenfreundliche Unternehmenskultur. Zu allen angeschnittenen Themenbereichen – Gleichstellung, Ehrenamt, Selbstentwicklung und Selbstständigkeit fanden im Anschluss an Thementischen angeregte Diskussionen statt. Alles in allem ein gelungener Abend, der Dank der Unterstützung durch die Gleichstellungsbüros in Rinteln, Obernkirchen, Stadthagen und des Landkreises sowie der Volksbank in Schaumburg und Nienburg, realisiert werden konnte.

„Neugierige Frauen haben uns vorangebracht – dabei feiern wir die Frauen eigentlich viel zu wenig“, sind sich die Anwesenden einig. Zumindest an diesem Abend war dies nicht der Fall – eine Wiederholung würde vom weiblichen Publikum begrüßt werden.

(Text & Foto: nh)

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