Polizeistatistik: Zahl der Verkehrsunfälle im Landkreis Schaumburg steigt, liegt aber noch unter „Vor-Corona-Niveau“
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(Landkreis) Im vergangenen Jahr ereigneten sich im Landkreis Schaumburg 3.635 Verkehrsunfälle. Das geht aus einer Statistik der Polizeiinspektion (PI) Nienburg/Schaumburg hervor. Verglichen mit dem Vorjahr (3.378) ist das ein Anstieg, liegt jedoch noch immer unter dem Höchstwert im „Vor-Corona-Jahr“ 2019 (3.892).

Ein Anstieg der Verkehrsunfälle war nach dem Wegfall der pandemiebedingten Einschränkungen infolge der Rückkehr der Menschen in den öffentlichen Raum zu erwarten, so die Polizei.

„Wildunfälle und Verkehrsunfallfluchten haben mit über 40 Prozent weiterhin großen Anteil“

Den Großteil des Gesamtunfallgeschehens mit über 40 Prozent machten Wildunfälle und Unfallfluchten aus. 2022 ereigneten sich 488 Wildunfälle sowie 986 Verkehrsunfallfluchten im Landkreis Schaumburg.

Die Zahl der Verkehrsunfälle, bei denen Personen verletzt wurden, ist im vergangenen Jahr auf 583 gestiegen (2021: 492), lag aber noch immer unter dem Höchstwert (596) im Vor-Corona-Jahr 2019. Der größte Anstieg entfällt mit 501 Unfällen auf solche mit leicht verletzten Personen (2021: 425). Bei 79 Verkehrsunfällen (2021: 66) wurden Personen schwer und bei drei (2021: 1) tödlich verletzt. Der Anteil der Unfälle mit schwerem Personenschaden liegt bei 2,3 Prozent. In den letzten fünf Jahren schwankte dieser zwischen 1,9 und 2,6 Prozent.

„Anzahl verletzter Personen unter Vor-Pandemie-Niveau“

2022 wurden 563 Personen bei Unfällen leicht (2021: 529), 84 schwer (2021: 69) und vier Menschen tödlich verletzt (2021: 1). Eine der getöteten Personen war mit einem Kraftrad über 125ccm am Straßenverkehr beteiligt, eine mit einem Fahrrad und zwei nahmen mit einem PKW am Straßenverkehr teil.

„Mit dem Anstieg der Verkehrsunfälle insgesamt sind auch die Unfälle mit schweren Personenschäden im vergangenen Jahr wieder gestiegen, so auch die Zahl schwer verletzter
und getöteter Menschen. Mit gezielten Kontrollen und umfassender Präventionsarbeit werden wir uns deshalb auch weiterhin intensiv dafür einsetzen, die Verkehrsunfälle mit schweren Personenschäden zu reduzieren.“ (Polizeidirektor Marcel Bente, Stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg)

Die Verkehrsunfallfluchten sind von 815 auf 986 Fälle gestiegen, liegen jedoch ebenfalls unter dem Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019 (1010). Bei der Aufklärungsquote erreichte man 42,1 Prozent (2021: 44,1%), wobei der Großteil ungeklärter Unfallfluchten weiterhin auf diejenigen mit geringem Spurenaufkommen, beispielsweise auf Parkplätzen, zurückzuführen ist. 2022 ereigneten sich 55 Unfallfluchten, bei denen auch Personen verletzt wurden (2021: 48). 21 Fälle konnten aufgeklärt werden.

2022 wurden wieder häufiger Kinder in der Altersgruppe der „bis 14-Jährigen“ verletzt, jedoch noch immer weniger als 2019. 47 Kinder erlitten leichte Verletzungen (2021: 40), drei Kinder wurden schwer verletzt (2021: 1). Ein schwer verletztes Kind fuhr in einem PKW mit, zwei waren mit einem E-Scooter unterwegs. Glücklicherweise war erneut kein Todesopfer dieser Altersgruppe zu beklagen. In der Gruppe der 18 – 24-jährigen Verkehrsteilnehmern wurden deutlich mehr Personen leicht verletzt (121). Hingegen stieg die Zahl Schwerverletzter im Verhältnis „nur“ um einen auf 15. Neun der schwer Verletzten waren mit einem Kraftrad beteiligt, drei mit einem PKW, einer mit einem Fahrrad sowie zwei Fußgänger. Eine Person dieser Altersgruppe verlor zudem während der Fahrt mit einem Kraftrad über 125ccm ihr Leben.

„Weniger Schwerverletzte der Altersgruppe über 65 Jahre“

Bei den über 65-Jährigen wurden 75 Personen leicht (2021: 70) und 14 (2021: 16) schwer verletzt. Von den 14 Personen war der Großteil (sechs) mit dem PKW sowie dem Fahrrad (vier) unterwegs. Zusätzlich wurden ein Bus-Insasse, ein Kraftradfahrer als auch zwei Fußgänger schwer verletzt. Drei Personen dieser Altersgruppe verloren in Folge eines Verkehrsunfalles ihr Leben (2021: 1). Zwei waren mit einem PKW und eine Person war mit einem Fahrrad beteiligt.

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„Präventionsarbeit – Radfahrer weiter im Fokus“

Die Zahl der Unfälle unter Beteiligung von Fahrrädern ist im vergangenen Jahr auf 188 gestiegen (2021: 137), wobei der größte Anstieg bei Unfällen mit leicht verletzten Personen gefolgt von Unfällen mit reinem Sachschaden zu verzeichnen ist. 2022 wurden in 127 Fällen Personen leicht (2021: 94) und in 17 Fällen Personen schwer (2021: 15) verletzt. Ein Verkehrsunfall hatte tödliche Folgen (2021: 0). In 43 Fällen entstand lediglich Sachschaden (2021: 28). Bei den 188 Unfällen waren 155 herkömmliche Fahrräder sowie 38 Pedelecs/E-Bikes beteiligt. In den Vorjahren (2018-2021) lag der Anteil beteiligter Pedelecs/E-Bikes zwischen 15 und 30. 67-mal ereigneten sich Fahrradunfälle infolge einer Vorfahrtsverletzung (2021: 64). Die Unfallursache wurde demnach etwas seltener ermittelt als im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre (73,2). In 22 Fällen ermittelte die Polizei das „Linksfahren“ 2022 als Unfallursache (2021: 14). In den vergangenen zehn Jahren liegt hier der Durchschnitt bei 21,7.

„Anstieg der Unfälle unter Beteiligung von Motorrädern“

Unfälle unter Beteiligung von Krafträdern über 125 ccm sind von 61 auf 77 gestiegen. Dabei kam es vorrangig zu mehr Unfällen mit leicht verletzten Personen (von 29 auf 40). Jedoch wurden auch 22-mal Personen schwer verletzt (2021: 15). In einem Fall endete der Unfall tödlich (2021: 0). 14 Unfälle hatten lediglich Sachschaden zur Folge (2021: 17).

In den vergangenen zehn Jahren ereigneten sich durchschnittlich knapp 79 Unfälle unter Beteiligung von Krafträdern über 125cmm. Zur Bekämpfung der Motorradunfälle hat die PI Nienburg/Schaumburg im vergangenen Jahr mehrere gezielte Aktionen durchgeführt. Neben Geschwindigkeitsmessungen fanden bspw. eine Schwerpunktkontrolle der Regionalen Kontrollgruppe Krad1 sowie in Zusammenarbeit mit Netzwerkpartnern von Verkehrswacht und ADFC die Präventionsaktion „Kaffee statt Knöllchen“ im Landkreis Schaumburg statt.

Hauptunfallursachen

Im Jahr 2022 wurden im LK Schaumburg 80 Unfälle unter Alkoholeinfluss registriert (2021: 55) registriert. Acht (2021: 17) Unfallbeteiligte standen unter dem Einfluss von Betäubungsmitteln. Im Rahmen gezielter Kontrollen der Verkehrstüchtigkeit haben die Einsatzkräfte zudem 133 Fahrzeugführer unter Alkoholeinfluss (2021: 108) und 102 Fahrzeugführer unter dem Einfluss berauschender Mittel (2021: 143) festgestellt. Auch unangepasste und überhöhte Geschwindigkeit sowie Ablenkung infolge der Nutzung elektronischer Geräte zählen zu den Hauptunfallursachen, weshalb diese landesweit in einem besonderen Fokus stehen. So wurden im vergangenen Jahr in den Landkreisen Nienburg und Schaumburg 4.599 (im Vorjahr 6.435) Geschwindigkeitsüberschreitungen festgestellt. Die Zahlen infolge von Messungen der kommunalen Verkehrsüberwachung sind dabei noch nicht enthalten. Gegen 1.692 Verkehrsteilnehmer wurden Verfahren aufgrund der verbotswidrigen Nutzung elektronischer Geräte während der Fahrt eingeleitet, erfasst werden hier auch Radfahrer. 2021 waren es noch 1.847. Zudem wurden 2.277 Personen ohne angelegten Sicherheitsgurt im Straßenverkehr kontrolliert (2021: 2.604).

Unfallursachen Alkohol und Betäubungsmittel (BTM).

„Unser Ziel – Anregung zu einer Verhaltensänderung“

Mit der Präventionsarbeit setzt die Polizei so früh wie möglich an: 2022 bot die Polizeiinspektion gemeinsam mit der AOK Niedersachen während der Verkehrssicherheitstage in insgesamt 40 zehnten Klassen der Schulen in Stadt und im Landkreis Nienburg zum wiederholten Mal die Aktion „Crashkurs – Risikogruppe Junge Fahrende“ an und erreichte 835 Schüler. Jeweils einen Tag lang stand die Botschaft „Keine Drogen und Alkohol im Straßenverkehr“ #FAHRKLAR auf dem Stundenplan. Die Verkehrssicherheitstage werden seit Jahresbeginn 2023 auch an weiterführenden Schulen im Landkreis Schaumburg durchgeführt. Zusätzlich hat sich die Polizei an überregionalen Aktionstagen beteiligt, zahlreiche eigene Verkehrssicherheitswochen durchgeführt und in den klassischen als auch in den sozialen Medien über Risiken im Straßenverkehr aufgeklärt. Vor kurzem wurden in den Landkreisen Nienburg und Schaumburg zudem gezielte Fortbildungsveranstaltungen mit anschließenden Großkontrollen durchgeführt, bei denen nur wenige Verstöße festgestellt wurden.

„Kontrollen des Schwerlastverkehrs – Für die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer“

In den Landkreisen Nienburg und Schaumburg zeichnen sich bislang keine Unfallschwerpunkte unter Beteiligung des Schwerlastverkehrs ab. Damit das so bleibt, haben speziell ausgebildete Beamte auch 2022 inspektionsweit den gewerblichen Güterkraftverkehr kontrolliert. In Zusammenarbeit mit anderen Behörden konnten im vergangenen Jahr erneut zahlreiche Verstöße gegen technische Vorschriften und Sozialvorschriften mit zum Teil empfindlichen Geldbußen geahndet werden. Die Notwendigkeit der Kontrollen, die der Verkehrssicherheit aller dienen, ergeben sich aus den Feststellungen der Spezialisten. Oftmals mussten diese die Weiterfahrt aufgrund gravierender technischer Mängel bis zu deren Beseitigung untersagen.

E-Scooter

In den vergangenen Jahren hat die Nutzung von E-Scootern auch im LK Schaumburg zugenommen. Das Verkehrsunfallgeschehen wurde durch den Anstieg nun erstmals merklich beeinflusst. 2022 ereigneten sich 18 Verkehrsunfälle mit E-Scootern. 2021 waren es noch acht Unfälle und 2020 ereigneten sich sechs. Bei den 18 Unfällen wurden in neun Fällen Personen leicht und in drei Fällen Personen schwer verletzt. In einem Fall stellten die Beamten eine Alkoholbeeinflussung des Verunfallten, der zu den Schwerverletzten gehörte, fest. Im Rahmen der regulären Verkehrskontrollen wurden 2022 zwei E-Scooter-Fahrer kontrolliert, die unter dem Einfluss von Alkohol standen. Sogar zehn Kontrollierte standen unter dem Einfluss von Betäubungsmitteln.

(Quelle & Grafiken: Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg)

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