(Bückeburg) Es rumort heftig rund um die Trassenneubaupläne der Deutschen Bahn.
Zur Erzielung des Deutschlandtaktes und einer Fahrzeit von 31 Minuten zwischen Hannover und Bielefeld wurden erneut die Grobkorridore, die „allesamt Bückeburg hart betreffen würden“, erneut vorgestellt und der weitere Planungsprozess erläutert. Der Dialog mit den fragenden Bürgern gestaltete sich jedoch stellenweise unbefriedigend.
Drei Grobkorridore stehen weiter im Fokus der Bückeburger Sorgen, auch wenn es eigentlich bereits von offizieller Seite hieß, dass die sogenannte Niederungstrasse vom Tisch sei – in den Planungen taucht sie jedoch weiterhin auf. „Alle drei Korridore sowie die Spangenlösung hätten große Auswirkungen auf die Stadt und ihre Zukunft. Außerdem können diese Planungen auch Grundstücke und Häuser betreffen. Auch der Bestandsausbau hat schwierige Konsequenzen für die Menschen, die an der Bahn wohnen, aber: für uns ist eine weitere Zerschneidung der Landschaft nicht akzeptabel“, machte Bürgermeister Axel Wohlgemuth bereits zu Beginn der Veranstaltung deutlich. „Sind 31 Minuten tatsächlich ein hartes Kriterium oder gibt es nicht andere Varianten, mit weniger Auswirkungen? Wir haben das Gefühl, dass hier schon fertige Planungen in der Schublade liegen und Geld beispielsweise keinerlei Rolle spielt. Doch wir bleiben dran und suchen den Schulterschluss mit anderen Kommunen und würden wenn nötig auch rechtliche Schritte einleiten“, so seine Ansage.
Planer zeigen Vorteile auf
Volker Vorberg und Carsten-Alexander Müller vom Planungsteam der Deutschen Bahn versuchten wiederum, die Planungen zu verdeutlichen und deren Vorteile den Bürgern schmackhaft zu machen. Mit zwei neuen Gleisen würden jährlich sukzessive 40.000 Tonnen CO2 eingespart werden, zudem gäbe es Synergien mit dem Nah- und Güterverkehr. Die veranschlagten 31 Minuten auf der Strecke beziehungsweise 56 Minuten zwischen Hamm und Hannover seien politische Vorgaben nach langen Beratungen des Bundes, „wir sind nur die Beauftragten, die dies nun realisieren sollen“, schmettern sie jegliche Kritik am Deutschlandtakt ab.
Jedoch geben die Planer zu: „Der Neubau wird nie völlig ohne die Verletzung von Schutzgütern auskommen“. Im Sommer sollen die konkreten Linienverläufe präsentiert werden und auch erst dann lohne sich eine Diskussion über Beeinflussungen jeweiliger Gebiete wie dem Naturschutzgebiet Bückeburger Niederung und ähnlichen. „Wir wollen Linien schaffen sowohl für den schnellen als auch den langsamen Verkehr und beides in einem robusten Netz verknüpfen. Das führt auch zu mehr Pünktlichkeit durch die zusätzlichen Gleise. Aktuell können wie die gesteigerte Nachfrage nicht bedienen, daher so viele Verspätungen. Dabei bietet jeder Korridor auch Vorteile für Nah- und Güterverkehr“, so Müller. Auch viele Bereiche der vorhandenen Strecke seien gut integrierbar, jedoch eben nicht die ganze.
„Wir zeigen die Linien, werden diese aber nicht zur Umsetzung festlegen. Unsere Vorschläge bis hin zur Antragsvariante werden nach anschließender Untersuchung über einen parlamentarischen Beschluss legitimiert“, erklären die Planer das Vorgehen. Versprechen aber: „Die Niederung werden wir nicht durchkreuzen, das wird immer falsch wiedergegeben“.
Sorge um Bückeburger Niederung
Der Bürgermeister sah sich hier zum Widerspruch gezwungen: „Die Niederung ist viel größer als das auf der Karte schraffierte Gebiet und für uns ein sehr wichtiges Erholungsgebiet. Bei einem Trassenverlauf durch dieses Gebiet bleibt für uns dann nicht mehr viel übrig“. Bauamtsleiter Björn Sassenberg schob die Frage nach dem Truppenübungsplatz in Röcke hinterher. „Diesen wichtigen Raumwiderstand können wir nicht überirdisch, also nur mit einem Tunnel, durchqueren“, erläuterte Planer Müller.
Die Bürger machten sich in der anschließenden Fragestunde weiter für den Bestandsausbau stark und erläuterten ihre Sorgen um die Umwelt, Lärmemissionen, Natur und die Möglichkeit, mit einer Neubautrasse von Fernverkehr abgehängt zu werden, doch vor allen Dingen stellten sie den Deutschlandtakt und die festgesetzten 31 Minuten Fahrzeit in Frage, doch die Planer wiegelten erneut ab: „Da sind wir nicht der Ansprechpartner, da müssen Sie mit dem Verkehrsministerium diskutieren“, so Vorwerk. Doch eben dieses weigere sich, an den Planungsdialogen teilzunehmen, der Staatssekretär ließe entsprechende Einladungen weitestgehend unbeantwortet, wie Wohlgemuth beklagte.
Bürger klagen an
Und auch die Bürger klagten an: „Ich habe das Gefühl, dass hier, egal mit welchen Konsequenzen, durch Schaumburg durchgeballert werden soll. Was wir hier erleben, ist kein Dialog mehr, sondern eine Unterrichtung von Planungen, die uns aufgedrückt werden“, so der Tenor aus dem Publikum.
Wohlgemuth machte daher gegenüber den Planern erneut klar: „Es gibt eine Bereitschaft in Schaumburg, den Bestandsausbau mitzutragen. Offensichtlich gibt es auch bei den Menschen aktuell, trotz Verspätungen, die Bereitschaft, den Passagierverkehr zu nutzen. Daher denke ich, mit dem trassennahen Ausbau sind ebenso deutliche Gewinne zu erzielen, fernab der 31 Minuten.“ Die Bürger honorierten dies mit Applaus. „Die konkreten Linienkorridore werden Ihnen zeigen, dass wir viel umfahren und untertunneln. Dann können wir konkret diskutieren. Aber wir werden die gewählten Korridore nicht mehr zurechtschneiden“, versuchten die Planer zu verdeutlichen.
„Egal wie oft wir sagen, dass wir den Neubau nicht wollen, sie stellen uns vor vollendete Tatsachen“, formuliert ein Bürger den Frust im Saal. Auch der Bürgermeister entließ die Planer mit deutlichen Worten: „Nehmen Sie unsere großen Sorgen mit und berücksichtigen Sie unser großzügiges Angebot zum Bestandsausbau. Wir bleiben im Kontakt und sicher auch weiter widerstandsfähig!“ (Text & Fotos: nh)