Im Eiltempo auf neue Herausforderungen einstellen: Generalversammlung des Raiffeisen Landbundes in Bad Eilsen
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(Bad Eilsen) Gemeinsam mit den Mitgliedern blickten der Raiffeisen Landbund Vorstand und Aufsichtsrat auf das abgelaufene Geschäftsjahr zurück und konnten trotz besonderer Herausforderungen ein positives Resümee ziehen.

Sowohl der Umsatz als auch das Gesamtergebnis konnten gesteigert werden, sodass auch die Eigenkapitalquote weit über dem Branchendurchschnitt in Deutschland liege. Dennoch fordern die zahlreichen Herausforderungen die Landwirte, die sich im Eiltempo auf stetige Veränderungen einstellen müssen.

Der Krieg in Europa, rasant steigende Kosten für Nahrungsmittel, aber auch für Futter, Energie und Dünger, Versorgungsengpässe und in Teilbereichen echte Knappheit, dazu die Ausläufer der Pandemie, die erneute Dürre in weiten Teilen Deutschlands und die nach wie vor große Verunsicherung bei den Tierhaltern boten ein breites Spektrum an Katastrophen und Marktverwerfungen, denen sich das Agrarhandels- und Dienstleistungsunternehmen im Zeitraum Juli 2021 bis Juni 2022 stellen musste, konstatierte das geschäftsführende Vorstandsmitglied Marco Gottschalk . „Jede Herausforderung für sich wäre eigentlich schon genug. Und immer wieder müssen wir uns im Eiltempo auf neue Veränderungen einstellen – das kostet Kraft und erfordert die volle Aufmerksamkeit“, hob er hervor.

„Jede Herausforderung für sich wäre eigentlich schon genug – das kostet Kraft und erfordert die volle Aufmerksamkeit“, stellt Marco Gottschalk fest.

Ordentliches Ergebnis

Insgesamt habe man – gemessen an den Marktbedingungen – ein „ordentliches Ergebnis“ erzielen können. Im Geschäftsjahr 2021/22 wurden in der Genossenschaft insgesamt rund 627.000 Tonnen Waren im Wert von etwa 258 Millionen Euro (Vorjahr 203 Millionen Euro) gehandelt. Hinzu kommen aus Beteiligungen an Tochterunternehmen weitere rund 130 Millionen Euro Umsatz (Vorjahr 131 Millionen Euro). Insgesamt beläuft sich der Umsatz der RLB damit auf rund 388 Millionen Euro (Vorjahr 334 Millionen Euro). „Damit gehört Ihre RLB nach wie vor zu den großen Primärgenossenschaften im norddeutschen Raum“, verdeutlichte Gottschalk. Das Rohergebnis erhöhte sich um rund 1,8 Millionen Euro auf 27,5 Millionen Euro. Die Eigenkapitaldecke ist ebenfalls weiter angewachsen – auf 52,4 Millionen Euro. Die Eigenkapitalquote von 57 Prozent liegt deutlich über dem Branchendurchschnitt. Zum Ende des Geschäftsjahres gehörten der Genossenschaft 1.933 Mitglieder an.

Investitionen und Beteiligungen

Um die eigene Marktposition zu festigen und Prozesse weiter zu optimieren, hat die RLB auch im zurückliegenden Geschäftsjahr kräftig investiert. „Rund 3,7 Millionen Euro, also noch einmal 1,2 Millionen mehr als im Vorjahr, haben wir für Neuanschaffungen, Erweiterungen und Modernisierungen angelegt“, so Gottschalk Zudem informierte das Vorstandsmitglied über Veränderungen im Beteiligungsportfolio. So habe die RLB ihre Beteiligung an der RLBS Mischfutter GmbH &Co. KG aufgegeben. Seit dem 1. November 2022 betreibe die RLB die Mischfutterproduktion in der neu gegründeten RLB TierErnährung GmbH. Seit dem 1. Januar 2023 ist die RLB zudem mit knapp zehn Prozent an der Agravis Niedersachsen-Süd beteiligt. Die Beteiligung wird als strategische Partnerschaft gesehen, um gemeinsam Innovations-, Wachstums- und Infrastrukturprojekte zu entwickeln.

„Die Chancen der Vermarktung haben wir genutzt“, teilt Andreas Rath, geschäftsführendes Vorstandsmitglied, mit.

Marktposition weiter ausgebaut

Andreas Rath, geschäftsführendes Vorstandsmitglied, erläuterte anschließend die Entwicklung in den einzelnen Geschäftsfeldern. Hauptumsatzträger des RLB war mit 189,1 Millionen Euro (Vorjahr: 151, Millionen Euro) weiterhin das Geschäft mit landwirtschaftlichen Artikeln, gefolgt vom Energiesektor mit 52,1 Millionen Euro (Vorjahr 34,3 Millionen Euro) und dem Einzelhandel mit 14,2 Millionen Euro (Vorjahr 14,3 Millionen Euro). Bei den landwirtschaftlichen Artikeln reduzierten sich bei den Düngemitteln die umgesetzten Mengen um 14 Prozent. Aufgrund der deutlichen Preissteigerungen stieg der Umsatz insgesamt jedoch um 72 Prozent. Insbesondere der Mischfuttermarkt in Deutschland stellte im Geschäftsjahr 2021/22 besondere Herausforderungen dar. Unter den gegebenen Umständen wertete Rath die Entwicklung mit einer verkauften Menge von 143.400 Tonnen Futtermitteln als zufriedenstellend: „Das entspricht einem Rückgang von sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr und ist damit besser als der Markttrend von minus zehn Prozent.“

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Bei der Getreideerfassung konnte über alle Sorten fast das Vorjahresniveau erreicht werden. Eine gute Maisernte ließ die Erfassung um fast 21.000 Tonnen ansteigen. „Die Chancen der Vermarktung haben wir genutzt. Dadurch war es auch in diesem Jahr wieder möglich, eine Rückvergütung in Höhe von 356.000 Euro zu zahlen“, so Rath.

Abschließend informierte Klaus John, agriXperia GmbH, in seinem Gastvortrag über die Auswirkungen des russischen Krieges gegen die Ukraine auf die dortige Landwirtschaft.

Mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr informierte er weiter, dass die aufgenommene Getreide- und Rapsmenge mit 203.000 Tonnen die größte Menge seit 2007 war. Nun ginge es darum, diese Ernte optimal zu vermarkten. Dabei seien die Risiken auf dem aktuell „hohen“ Preisniveau sehr viel höher als in den vergangenen Jahren, zumal 2022 gezeigt hätte, dass sehr viele unvorhersehbare Ereignisse massiven Einfluss nehmen könnten.

Nach dem Bericht des Aufsichtsrats und der Verlesung des Prüfungsergebnisses beschlossen die Mitglieder auf Vorschlag des Aufsichtsratsvorsitzenden Wilhelm Wiebke einstimmig die Ausschüttung einer Dividende von sieben Prozent. Nach der Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat standen Wahlen für den Aufsichtsrat an. Erneut einstimmig in den Aufsichtsrat gewählt wurden Hartwig Linhorst, Christof Meier-Westmeyer, Bernd Reese und Marc Wittenbrock. Für Friedrich-Wilhelm Bartels war eine Wiederwahl aus Satzungsgründen nicht möglich. Der Vorsitzende des Vorstandes, Hartmut Brunkhorst, dankte ihm für sein mehr als 30-jähriges Wirken im Aufsichtsrat.

Auswirkungen des russischen Überfalls auf die Ukraine

Abschließend informierte Klaus John, agriXperia GmbH, in seinem Gastvortrag über die Auswirkungen des russischen Krieges gegen die Ukraine auf die dortige Landwirtschaft. So stünde die Welt in den nächsten Jahren vor großen Herausforderungen bei der Ernährungssicherheit. Die Potenziale der Agrarregionen Russlands und der Ukraine spielen auf den Exportmärkten eine bedeutende Rolle. Daher würden nachlassende oder sogar einbrechende Exporte durch das Kriegsgeschehen, die Sanktionen und politischen sowie wirtschaftlichen Neuorientierungen eine nicht mehr ausreichende Versorgung der Welt mit günstigen Agrarrohstoffen verursachen.

Die Stärken der deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft im weltweiten Vergleich böten für die landwirtschaftlichen Betriebe und Unternehmen der Region auch weiter gute Chancen für die Zukunftsentwicklung. Dabei müsse die Landwirtschaft die Herausforderungen des Wandels annehmen und bereit sein für Investitionen.

(Text & Fotos: nh)

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