Schadstoff-Sorgen bei Eltern und Lehrern: Infoabend zur Sanierung der Grundschule am Harrl mit unerwarteten Ergebnissen
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(Bückeburg) Nach Veröffentlichung der elterlichen Sorgen über den Zustand auf der Dauerbaustelle Grundschule am Harrl sowie deren Auswirkungen auf die Schüler hatte die Bückeburger Verwaltung gemeinsam mit der Grundschule zu einem Informationsabend im frisch fertiggestellten Aula-Neubau in der Ulmenallee geladen.

Rund 100 Eltern und Lehrer waren dieser Einladung gefolgt, um zum einen über die Sanierungsstand und die Maßnahmen informiert zu werden, zum anderen, um über die im Raum stehenden Organisationsmängel und Belastungen für Schüler und Lehrer zu sprechen.

Seit 2021 eine Dauerbaustelle, die nach Plan erst 2027 endgültig fertig werden soll: Die Grundschule am Harrl.

Die Begrüßung erfolgte durch Schulleiterin Antje Kronenberg, die konstatierte, dass die gesamte Schule – erst 1977 von einer weiterführenden Schule ohne große Umbaumaßnahmen in einer Grundschule umgewandelt – seit 2021 zwar auf einer Baustelle lebe, aber von der Arbeiten bis in jüngster Vergangenheit nicht besonders viel mitbekommen habe. Lediglich der verkleinerte Schulhof und einige Lärmbelästigungen aufgrund von Bohr- und Stemmarbeiten seien aufgetreten – im großen und Ganzen laufe aber die Abstimmung mit Bauamt und Bauarbeitern recht gut. Jedoch kam es in letzter Zeit häufiger zu unerwünschten Vorfällen, die unter anderem an diesem Abend zur Diskussion standen.

Großer Planungsaufwand

Bürgermeister Axel Wohlgemuth betonte eingangs den hohen Stellenwert der Schulen: „Die Grundschulzeit sind prägende Jahre für die Kinder, und diese sollen eine schöne Schullaufbahn haben“. Mit der Entscheidung 2020, alle vier Bückeburger Grundschulen zu erhalten, sei gleichzeitig die Entscheidung gegen einen großen Neubau und die umfassende Sanierungsmaßnahmen an den jeweiligen Schulstandorten gefallen. Die Grundschule am Harrl sollte hier den Anfang machen, die Sanierung wurden auf sieben Bauabschnitte bis 2027 geplant und wird für diese Schule nach derzeitigem Stand rund 18 Millionen Euro kosten. Mit der vorgezogenen Sanierung der Grundschulen in Evesen und Meinsen, die kurzfristig aufgrund erheblicher Brandschutzmängel notwendig wurde, sowie weiteren großen Bauprojekten in Bückeburg eine große Belastung für die Stadtkasse, wie der Verwaltungschef erklärte.

Bürgermeister Axel Wohlgemuth versicherte: „Uns liegen die Kinder und ihr Wohl am Herzen, weswegen wir moderne und schöne Bildungseinrichtungen schaffen wollen“.

Und auch ein enormer Planungsaufwand, mit zahlreichen Ausschreibungen, die nicht immer plangemäß zu realisieren sind. Das führt zu Verzögerungen, wie Bauamtsleiter Björn Sassenberg erläuterte. Generell werden alle Maßnahmen und Bauschritte mit allen Beteiligten – Schule, Bauamt, Verwaltung, übergeordneter Behörde – abgesprochen. „Leider klappt auch da nicht immer alles reibungslos“, gab Sassenberg zu, das Bauamt und die Verwaltung stehe aber jederzeit für Fragen und Austausch zur Verfügung. Zudem bot der Bauamtsleiter an, regelmäßiger in die Schulelternratssitzungen zu kommen und über den Sanierungsstand zu informieren.

Komplizierte Maßnahme bei laufenden Betrieb

Unter anderem dadurch, dass die Arbeiten auch bei laufenden Betrieb umgesetzt würden, verkompliziere sich die Baumaßnahme. Zwar werde versucht, belastende, laute Maßnahmen in die Ferien zu verlagern, jedoch sei dies aufgrund mehrerer Faktoren, wie die Verfügbarkeit von Handwerkern und Regularien bei den Ausschreibungen, nicht immer machbar. Die derzeit beengte Situation auf den Schulhof werde sich zeitnah auflösen, da eine der beiden Baustellen Mitte Mai fertiggestellt und aufgelöst würde. Das Baufahrzeuge auf dem Schulhof während der Pausen und Bring- und Abholzeiten fahren, sei nicht gestattet. Dass dies trotzdem passiere, sei sehr ärgerlich und einer unzureichenden Kommunikation geschuldet. Verstöße sollen direkt gemeldet werden, damit die entsprechenden Personen weiter und eingehender sensibilisiert werden können. Zudem seien die Firmen auch angewiesen, lärmende und staubende Arbeiten außerhalb des Schulbetriebes durchzuführen – wo das nicht geklappt habe, sein ebenfalls ein Kommunikationsproblem die Ursache.

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Im Neubau sind neben Aula und Mensa auch neue Aufenthaltsbereiche sowie ein Musiktrakt mit weiteren flexiblen Räumen im Obergeschoss entstanden.

Verbesserung in Sicht

Auch die Raum- und Toilettensituation werde sich zeitnah verbessern: Dadurch, dass der Neubau mit Aula und Mensa sowie einem darüber liegenden Musiktrakt nun Mitte Mai freigegeben werde, kommen neue zwei neue Toiletten sowie eine Behindertengerechte Toilette hinzu, im oberen Bereich werde es ebenfalls sanitäre Anlagen geben. Zudem werden in diesem Obergeschoss zwei zusätzliche Räume zur Verfügung stehen, gleichzeitig werden im gegenüberliegenden Pavillon auch zwei Räume frei. Zudem ergeben sich mit dem Ausbau des Dachgeschossen nach den Sommerferien zwei weitere Räume zur flexiblem Verfügung. Für die Toilettensituation in der Turnhalle, wo die Schüler sei 2021 das stille Örtchen besuchen müssen und über mangelnde Sauberkeit klagen, versprach die Verwaltung weitere Zwischenreinigungen für eine bessere Hygiene.

Schadstoffausbau bereitet Eltern und Lehrern große Sorgen

Aktuell erfolgt der Ausbau des Dachgeschosses – in diesem Zuge wird auch der Ausbau von Steigleitungen, die Schadstoffe enthalten, notwendig. Das ließ die Eltern aufhorchen. Ja, auch Asbest sei dabei, denn das ist bei Häusern dieses Alters nichts ungewöhnliches und nicht gefährlich, so lange die Stoffe verbaut bleiben. Erst beim Ausbau besteht eine Gefahr, erklärte Sassenberg, weswegen dieser unter streng gesetzlich geregelten Vorschriften und nur von zertifizierten Fachfirmen erfolgen kann. Dafür wurde bereits eine Staubschutzwand eingezogen. Sicherheitsschleusen, eine Filteranlage und weitere Sicherheitsmaßnahmen sollen diesen Prozess so sicher wie eben möglich machen. Bernd Ramm, bestellter Sachverständiger für Schadstoffe, der die Maßnahme begleitet, versicherte, dass dieser Vorgang, der ungefähr zehn Tage dauern soll, zu 100 Prozent sicher sei und nach höchsten Sicherheitsstandard umgesetzt werde – Zwangsdusche für die Arbeiter und anschließende Luftmessungen inklusive. Bei den Eltern wurde derweil Unmut ersichtlich und hörbar, warum diese Arbeiten nicht in den Ferien durchgeführt würden, die von allen gestellte Frage.

Eltern und Lehrer sprechen von „Vertrauensbruch“

Auch Schulleiterin Kronenberg zeigte sich überrascht – sie und das Kollegium waren bis dato davon ausgegangen, dass diese Arbeiten bereits in den Osterferien umgesetzt worden wären. So war es auch eigentlich geplant – jedoch waren keine Baustoffe zu bekommen und die Ausschreibung verkomplizierte die Sache, was zu weiteren Verzögerungen führte, erklärt Marc Sigges vom Bauamt. „Wenn wir jetzt bis zu den Sommerferien warten, werden sich die weiteren Arbeiten um Wochen oder Monate verzögern“, versuchten sich die Verantwortlichen Gehör zu verschaffen.

Schulleiterin Antje Kronenberg zeigte sich ebenso überrascht wie erschrocken darüber, dass die Schadstoffarbeiten im laufenden Schulbetrieb umgesetzt werden sollen und forderte eine Verlegung der Maßnahme.

„Es kann dich nicht sein, dass wir dafür unsere Kinder in Gefahr bringen“, empörte sich ein Elternteil. Die Versicherungen, dass weder Kinder noch Lehrer in Kontakt mit Schadstoffen kommen würden, vermochte die Eltern nicht zu besänftigen. Als Sassenberg erläuterte, dass bereits ohne Probleme aus der Sporthalle Schadstoffe entfernt wurde, „und keiner von Ihnen hat es mitbekommen“, wurde es kurzweilig sehr laut im Saal. „Für mich besteht hier jetzt ein Vertrauensproblem. Wir hören diese Dinge zum ersten Mal“, zeigen sich Eltern und auch einige Lehrer erschüttert. Sowohl Sassenberg als auch Ramm und Wohlgemuth versicherten, dass keinerlei Schadstoffe aus den Schleusen gelangen – strenger Verfahren und Aufsicht sei Dank. Die Anwesenden warfen der Verwaltung Vertrauensmissbrauch und Intransparenz vor.

Forderung nach Verlegung der Asbest-Maßnahmen in die Ferien

Die Eltern forderten trotzdem immer lauter, die Schüler für die Zeit der Maßnahme auszulagern oder diese Arbeiten in die Ferien zu verlegen – dafür werden Verzögerungen gerne in Kauf genommen. Zudem sollen weitere Messungen der Luft vorgenommen werden. Dafür sprach auch auch das Lehrerkollegium um Antje Kronenberg aus. Daraufhin lenkte auch die Stadt ein bezüglich einer möglichen Verlegung der Schadstoffarbeiten in die Ferien, trotz zu erwartender Verzögerungen im Bauprozess. „Wir versuchen, die Belange von Schülern und Lehrern zu berücksichtigen, und nehmen Ihre Probleme wahr. Daraus nehmen wir mit, dass wir versuchen, die Asbest-Arbeiten auszulagern in die Ferien, die Firmen besser für Lärm- und Verkehrsbelastungen zu sensibilisieren, die Kommunikation zu verbessern und sowohl die Raum- als auch die Toilettensituation werden sich nun definitiv zeitnah bessern. Uns liegen die Kinder am Herzen und wir werden Lösungen für ihre Anregungen entwickeln“, versprachen Verwaltungschef und Verwaltung.

Der Aula-Mensa-Neubau ist gerade fertig geworden und wird Mitte Mai freigegeben – an diesem Abend konnten sich 100 Eltern und Lehrer bereits ein Bild vom Neubau machen.

(Text & Foto: nh)

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