„Gleich ins kalte Wasser geschmissen“: Hartmut Krause ist seit über 100 Tagen Samtgemeindebürgermeister
Werbung

(Eilsen) Hartmut Krause (CDU) ist der neue Bürgermeister der Samtgemeinde Eilsen und tritt damit in die großen Fußstapfen von Bernd Schönemann.

Nach nunmehr als 100 Tagen im Amt zieht Krause eine erste Bilanz und wagt einen gemeinsamen Blick auf das noch junge Jahr 2022 in der Samtgemeinde.

Nadine Hartmann: Seit 100 Tagen im Amt: Wie würden Sie diese Zeit und ihren Start im Rathaus zurückblickend zusammenfassen?

Hartmut Krause: Ich wurde hervorragend aufgenommen und gleich ins kalte Wasser geschmissen. Wir haben eine gute Mischung und tolles Personal hier und jüngst Verstärkung eingestellt. Ansonsten ging es gleich mit der Arbeit los: Für das größte Projekt, der Bau eines neuen Baubetriebshofes, wurde im Januar der Bauantrag beim Landkreis eingereicht, auch bei den Schulsanierungen gehen wir in die Plaungen. Für die Kitas haben wir die Förderanträge für die raumlufttechnischen Anlagen auf den Weg gebracht noch vor Jahresende und dann startete auch die Großbaustelle auf der Bahnhofsstraße in Bad Eilsen. Auch für die weitere Digitalisierung im Haus laufen Gespräche, zudem möchten wir eine neue Homepage für die Samtgemeinde einrichten. Es kommt jeden Tag etwas dazu, diese Aufgaben muss man wahrnehmen und reagieren.

NH: Sie haben im Wahlkampf stets betont, wie wichtig Ihnen Bürgernähe und der Dialog mit den Bürgern, aber auch Vereinen und Institutionen ist. Wie läuft das in der aktuell noch herrschenden Pandemie?

HK: Tatsächlich nicht so einfach. Zwar habe ich immer ein offenes Ohr und die Bürger können mich jederzeit anrufen, doch beispielsweise mit den Vereinen konnte ich mich noch nicht wirklich treffen. Auch die Feuerwehren machen aktuell keine Veranstaltungen. Doch ich denke ab April, Mai können die Gespräche richtig starten. Bis dahin beantworte ich gewissenhaft alle Anrufe und antworte auf E-Mails. Bürger können auch telefonisch Termine mit mir vereinbaren. Jeder Bürger ist willkommen. Wir möchten den Bedürfnissen gerecht werden und alles schnell abzuwickeln, auch wenn wir nur eine kleine Behörde sind.

NH: Kinderbetreuung in der Samtgemeinde: Wie ist der Status quo – jüngst war ja bekannt geworden, dass es beispielsweise an Hortplätzen fehlt.

HK: Wir haben für den Hort zwei Lösungsmöglichkeiten ausgemacht: Entweder eine Betreuung in zwei Räumen innerhalb der Grundschule oder aber über eine Großtagespflege. Hier müssen wir ein recht aufwendiges Interessenbekundungsverfahren vollführen. Innerhalb der Grundschul-Räumlichkeiten könnten dann 20 Kinder betreut werden. Die Möglichkeit mit der Großtagespflege wäre jedoch wohl schneller umsetzbar, aber würde nur acht bis zehn Kinder inkludieren. Das hängt größtenteils vom Personal ab. Wir bräuchten in der Grundschule zwei ausgebildete Kräfte und suchen schon danach. Die vorhandenen 40 Plätze in den beiden Hortgruppen werden wohl nicht reichen. 14 Kinder stehen derzeit auf der Warteliste, im April wird erneut abgefragt. Weiter geht es um Fragen der Mittagsverpflegung für diese Hortkinder.

Auch im Kitabereich haben wir einige Kinder auf der Warteliste. Das liegt zum einen daran, dass viele „Kann-Kinder“ derzeit ein Jahr länger in der Kita verbleiben. Wenn diese dann in die Schule kommen, haben wir wieder mehr Luft, doch aktuell ist es sehr knapp mit Plätzen und wir haben die gleiche Problematik, Personal zu finden.

Hartmut Krause ist seit nun mehr als 100 Tagen im Amt und hat einige Großprojekte für die Samtgemeinde auf seinem Schreibtisch.

NH: Welche Einrichtungen werden mit raumlufttechnischen Anlagen ausgestattet und in welchem Umfang?

HK: Für die Kitas und Krippen haben wir die entsprechenden Förderungen beantragt, doch die Zwischennachricht bekommen, dass die entsprechenden Töpfe wohl inzwischen leer seien. Mit Förderung wären es 140.000 Euro Kosten für die Eigenbeteiligung der Samtgemeinde gewesen. Nun müssen wir sehen, ob wir es ohne Förderung direkt umsetzen. Die Grundschulen hatten wir ja bereits mobile Luftreiniger angeschafft, als eine der ersten Gemeinden. Doch diese sind ja jetzt abgehackt und dürfen nicht weiter verwendet werden. Das macht es schwierig. Die Schulleitungen können es nicht fassen und verstehen, aber die Gesundheitsämter verweisen auf die Gefahrenanalyse. Wen wir dürften, würden wir sie sofort wieder aufstellen. Ein Ingenieur macht nun eine Gefährdungsanalyse vor Ort, auch der Hersteller ist dabei mit im Boot. Vielleicht können wir sie dann wieder in Betrieb nehmen.

NH: Wie sieht der Plan für den Umbau der Grundschule in Heeßen aus?

HK: Das ist eine sehr große Maßnahme, wo jüngst zwei Varianten im Schulausschuss vorgestellt wurden. Die Lehrer haben sich für die erste Variante entschieden, die Politik muss dies jedoch noch absegnen, wir da aber dem Wunsch der Lehrer folgen. Dann wird es in die konkreten Planungen und die entsprechenden Ausschreibungen gehen, was wohl 1,5 Jahre in Anspruch nehmen wird. Nebenbei muss auch der Schulbetrieb weiter laufen. Der Altbau ist zudem denkmalgeschützt. Der Zwischengang wird wohl entfernt und eine neue Mensa und Aula samt Funktionsräumen für Werken und Textil gebaut werden. Die dreizügigen Jahrgänge sollen zusammengehalten werden, mit eigenen Klassenräumen sowie Multifunktionsräumen für Gruppenarbeit für den gesamten Jahrgang. Zudem muss für die Barrierefreiheit ein Aufzug eingebaut werden. Die Kinder und Lehrer tun mir schon manchmal leid, das wird eine anstrengende Zeit, aber dafür am Ende auch eine ganz tolle Schule.

Werbung

NH: Wie steht es um die Jugendarbeit in der Samtgemeinde?

HK: Die Dorfjugend in Heeßen ist sehr aktiv und macht viel. Das Jugendzentrum haben wir leider geschlossen, weil es zu wenig Zulauf gab. Ansonsten findet die Jugendarbeit im Moment fast ausschließlich in den Vereinen und der Kirche statt. Die Samtgemeinde bietet da selber nichts an, unterstützt aber die anderen Angebot finanziell. Es wäre schön, wenn wieder mehr vor Ort in den Mitgliedsgemeinden stattfinden könnte. Wir müssen die Jugendlichen begeistern und mitnehmen. Eine Überlegung wäre, einen Jugendbeirat oder ein Jugendparlament ins Leben zu rufen, um mehr darüber zu erfahren, was sich die jungen Menschen wünschen.

NH: Das Großprojekt der Samtgemeinde ist der Bau eines gemeinsamen Baubetriebshofes in Luhden: Wie sieht hier der Projektfahrplan aus?

HK: Sobald der Landkreis sein OK zum im Januar eingereichten Bauantrag gibt, wird vom Architektenbüro ein Leistungsverzeichnis für alle Gewerbe erstellt. Über die Vergabestelle des Landkreises werden dann die einzelnen Leistungen vergeben. Am liebsten hätten wir einen Generalunternehmer, der uns alles schlüsselfertig baut. Ob wir einen passenden finden, wissen wir natürlich jetzt noch nicht. Im besten Falle starten wir dann noch in diesem Jahr mit dem Bau, eventuell im Herbst. Doch die passenden Firmen zu finden und den Kostenrahmen einzuhalten, ist nicht so einfach. Schön wäre es, wenn wir Ende 2023 dort einziehen könnten, doch das wird schon eine sportliche Geschichte.

NH: Ein Anrufbus für die Samtgemeinde: Wie geht es mit der Einführung eines derartigen Angebots voran?

HK: Aktuell befinde ich mich in Gesprächen mit Obernkirchen, die ein solches System bereits erfolgreich betreiben. Wenn ein Interesse daran besteht, werden wir ein Angebot etablieren. Dafür bräuchten wir dann zum einen ehrenamtliche Fahrer. Wir würden bevorzugen, uns an ein bestehendes System anzuschließen, zum Beispiel in Obernkirchen. Das wäre auch gut für die Anbindung zum Klinikum und kann nur vom Vorteil sein und Synergieeffekte bewirken.

NH: Werden beim voranschreitenden Glasfaserausbau in der Region auch die einzelnen Mitgliedsgemeinden und die Samtgemeinde als Ganzes einbezogen?

HK: In Ahnsen wird bereits gebaut, die anderen Mitgliedsgemeinden müssen dies noch beschließen. In Bad Eilsen sollte zunächst nur ein kleiner Bereich ausgebaut werden. Dann haben wir weitere Gespräche geführt, sodass nun ganz Eilsen ausgebaut werden wird. Die Glasfaser werden ihre Interessenabfragen machen und dies im besten Falle dann umsetzen. In der Planung sind zumindest alle Mitgliedsgemeinden enthalten, diese müssen nur noch politisch zustimmen.

Eines der größten Projekte ist der Neubau eines Samtgemeinde-übergreifenden Baubetriebshofes im Luhdener Gewerbegebiet.

NH: Ein weiteres Großprojekt: Die Renaturierung der Aue. Können sie die Arbeiten kurz skizzieren?

HK: In der nächsten Ratssitzung wird die Maßnahme ausführlicher vorgestellt werden, die in Buchholz beginnt und in Ahnsen endet. In Heeßen werden unter anderem Strömungslenker eingerichtet. Eine riesige Maßnahme. In Ahnsen wird ein Regenrückhaltebecken aufgebaut, insgesamt hängen da circa neun einzelne Projekte dran. Glücklicherweise sollten 90 Prozent der Kosten im mittleren sechsstelligen Bereich über Fördergelder gedeckt sein. Vielleicht wird es in Heeßen schon im Herbst losgehen, das hängt jedoch auch von Entscheidungsprozess und den Ausschreibungen ab. Sobald das „Go“ kommt, legen wir los. Die Folgemaßnahmen werden sich dann über die kommenden Jahre ziehen.

NH: Was wird sonst noch wichtig für die Samtgemeinde und ihre Bürger?

HK: Wir müssen sehen, dass wir die laufenden Projekte umsetzen und bezahlen. Da stehen hohe Summen hinter, der Kämmerer verdreht jetzt schon die Augen. Unklar ist an vielen Stellen, wie viel Förderungen wir bekommen. Doch diese sind für unsere Gemeinde sehr wichtig. Dabei müssen wir die Folgehaushalte im Auge behalten. Für kleine Kommunen ist dies oft schwierig, in Förderprogramme zu kommen. Das muss natürlich alles auch personell gestemmt werden, doch die Mitarbeiter geben wirklich alles, um das Maximus für die Samtgemeinde herauszuholen.

(Text & Fotos: Nadine Hartmann)

Werbung