Bückeburger Urgestein „Fallen Fritz“ Wegener verstorben
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(Bückeburg) Fritz Wegener ist nach langer Krankheit im Alter von 86 Jahren verstorben. Der gebürtige Bückeburger war in der Residenzstadt bekannt als „Fallen Fritz“, ein Spitzname der aufgrund seiner vier Jahrzehnte währenden Tätigkeit als Wirt des Gastronomiebetriebs „Zur Falle“ entstand.

Fritz Wegener wurde am 17. März 1935 in Bückeburg geboren. Die Grundschule besuchte er, aufgrund einer Unterbrechung durch den zweiten Weltkrieg, achteinhalb Jahre bis 1950. Es folgte eine Lehre von April 1950 bis März 1953 im Hamelner Hotel „Zur Krone“. Sein damaliger Chef, Walter Oberheide, stellte ihm ein Ausbildungszeugnis mit den Attributen „ehrlich, sauber, fleissig, pünktlich, gewissenhaft, jederzeit freundlich und immer zuvorkommend“ aus.

Das Ausbildungszeugnis von Fritz Wegener.

Von September 1953 bis April 1954 war er im Hotel „Vier Jahreszeiten“ in Hamburg tätig. Von dort brachte Wegener manche Anekdote nach Hause. So zum Beispiel die Geschichte vom vornehmen Gast, der das Zitronenwasser (welches zum Hähnchengericht an den Tisch gebracht wurde), einfach trank – anstatt es zur Reinigung der Hände zu benutzen.

Fritz Wegener in jungen Jahren am Zapfhahn der „Falle“.

In den folgenden Jahren zog es Fritz Wegener auf die hohe See. Von 1954 bis 1960 war er als Steward und Messe-Steward auf Schiffen der Hamburg-, Amerika- und Ostasien-Linie tätig. Während seiner Seefahrtszeit war er in aller Herren Länder unterwegs, unter anderem in den USA, der Karibik, Japan und China. Von diesen Reisen hat er immer viel erzählt und Bilder gezeigt. Im Frühjahr 1960 begegnete er auf einem Kreuzfahrtschiff Kubas Staatsoberhaupt Fidel Castro und der Kapitänstochter Marita Lorenz, die zu Castros Geliebter wurde und als Agentin des Geheimdienstes CIA agierte.

Fritz Wegener verbrachte viele Jahre auf hoher See. Dort lernte er unter anderem auch Kubas Staatschef Fidel Castro kennen. Hier ein Foto an Bord der „Bremen“.

Nachdem er seiner Mutter Dorothea zwischendurch immer wieder bei der Arbeit in der „Falle“ ausgeholfen hatte, übernahm er das Wirtshaus 1960 zunächst als Pächter und kaufte es nach dem Tod der Mutter im Jahr 1974.

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„In der Falle waren nach dem Krieg britische Soldaten untergebracht“, berichtet Sohn Jan, „unter anderem nächtigte dort der ´Henker von London´“. Durch die Anwesenheit der Soldaten kam Fritz Wegener in den Genuss einer medizinischen Behandlung in einem britischen Hospital, die nach einem Beinbruch notwendig geworden war.

Fritz Wegeners „Falle“ war einer der Dreh- und Angelpunkte für gesellschaftliche Ereignisse in Bückeburg. Vom Ladendieb bis zum Staatsanwaltschaft waren Gäste aus allen Schichten vertreten. Unter anderem wurden Persönlichkeiten wie Schauspieler Heinz Erhardt und Gert Fröbe oder Box-Legende Max Schmeling begrüßt.

Auch nach dem Verkauf der Falle stand Fritz Wegener regelmäßig am Zapfhahn und hatte immer eine Anekdote für die Gäste parat.

Ende der 90er Jahre verkaufte Fritz Wegener die Falle an die Fürstliche Hofkammer, stellte aber auch in den Folgejahren immer wieder seine Fähigkeiten als Gast am Zapfhahn unter Beweis – solange es die Gesundheit zuließ. Er blieb der Falle, die renoviert und neu eröffnet wurde, viele Jahre als Stammgast erhalten, begrüßte seine ehemaligen Besucher und brachte immer wieder spannende Geschichten aus der Vergangenheit mit an den Tresen.

(vu/Fotos: Familie Wegener)

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