Daseinsfürsorge im Schaumburger Wald: Aufforsten als Generationenverpflichtung
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(Bückeburg) Von Februar bis Mai passiert eine Menge im Schaumburger Wald, doch bleibt es den meisten Besuchern verborgen.

In einer umfangreichen Aktion werden jährlich tausende Eichen gepflanzt, um den von Menschen geformten Wald in seiner Art zu erhalten. Denn ohne die Hege und Pflege würde der Schaumburger Wald nicht so aussehen, wie wir ihn kennen, erklärt Revierförster Sören Peters.

Jedes Jahr begleitet Revierförster Sören Peters die umfangreiche Aufforstungs-Aktion.

Die großen Eichen, die jedes Jahr in der Laubholzsubbmission zu hohen Preisen verkauft werden, sind nämlich das Werk mehrerer Förstergenerationen, die rund 200 Jahre diesen Stamm und seine Umgebung gepflegt haben, sodass er diese stattlichen Ausmaße erreichen konnte. Täglich rollen im Frühjahr LKW mit jungen Eichen auf dem Hof von Sören Peters an. Diese wurden aus dem Saatgut aus dem Schaumburger Wald gezogen, das übernimmt seit rund 18 Jahren eine polnische Baumschule. Wenn diese rund zwei bis drei Jahre als sind und eine Größe von 80 bis zu 150 Zentimetern oder mehr erreicht haben, treten sie wieder ihre Reise zurück in die eigentliche Heimat an.

Fleißige und gewissenhafte Arbeiter

Der Förster begutachtet das Wachstum von kleinen Eichen aus dem vergangenen Jahr.

Die gut gelaunten sechs Arbeiter der Baumschule übernehmen auch diese wichtige Aufgabe, mit Spaten und Erdlochbohrer pflanzen sie bis zu sieben Tage die Woche, zehn Stunden am Tag. In sauberen Linien schreiten sie voran und setzen behutsam die kleinen Eichen in den Boden. Heute sind Eichenheister mit einer Größe über 1,50 Metern dran, diese sind zwar teurer in der Anschaffung, benötigen aber keinen extra Zaun, um sie vor Wild zu schützen. „Die Kleineren zäunen wir zwei Meter hoch ein. Denn sonst ist es wie ein offener Supermarkt für die Rehe – sie lieben es die kleinen Knospen abzuknabbern“, erläutert Sören Peters. Was vielleicht schmackhaft für die Rehe ist, bekommt den Bäumen nämlich nicht sehr gut, sie gehen dann ein.

Elektronische Hilfe

Bevor gepflanzt werden kann, muss der Waldboden erst mit schwerem Gerät vorbereitet werden.

Wo sie pflanzen müssen, das hat Peters im Vorfeld bereits mit seinem iPad festgelegt. Hier hat er die Karten für den Wald hinterlegt und kann bei der Entdeckung eines beschädigten Gebiets dies gleich hinterlegen und berechnen, wie viele Pflanzen hier benötigt werden. „Das macht einen das Leben erheblich leichter“, lobt Peters seinen elektronischen Helfer, den er nun seit rund einem Jahr nutzt. „Davor lief das alles in einer Art Zettelwirtschaft“, schmunzelt der Förster. Peters kennt den Wald wie seine Westentasche – kein Wunder, arbeitet er bereits seit über 20 Jahren als Förster hier vor Ort. Daher weiß er auch gut über die Leidensgeschichte des Waldes zu berichten – Dürreperioden, Borkenkäfer und Stürme haben dem Schaumburger Wald in den vergangenen Jahren enorm zugesetzt. Allein in diesem Jahr sollen 140.000 Heister gesetzt werden, davon 110.000 Eichen. In „normalen Jahren“ vor Dürre, Borkenkäfer und zunehmenden Sturmschäden waren es wesentlich weniger, weiß Peters zu berichten.

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Gefräßige Käfer

Derzeit kommt zweimal die Woche ein Transporter mit jeweils 10.000 jungen Eichen in den Meinser Kämpen an.

„Besonders der Borkenkäfer richtet riesigen Schaden an“, stellt Peters fest. Leider helfe nichts gegen den gefräßigen Käfer , die Förster müssen hilflos bei seinem Fressgelage zusehen. Er und seine Nachkommen können so ganze Baumbestände zerstören. Begünstigt wird das zusätzlich durch die frühen und bis in den Spätherbst anhaltenden hohen Temperaturen. So bleibt Peters nichts anderes übrig, als den Schaden zu beseitigen. Daher markiert er zwischendurch immer wieder Bäume, die geschädigt sind, oder gleich ganze Gebiete auf seinem iPad für die Aufforstung im kommenden Jahr.

Vorarbeit mit schwerem Gerät

Die kleineren Bäume müssen vor gefräßigen Tieren mit einem Zaun geschützt werden.

Ein Stück weiter wird mit schwerem Gerät Vorarbeit geleistet. Mit filigraner Behutsamkeit umfährt der „Harvester“ eine Gruppe junger Buchen, die sich selbst ausgesät hat. Mit der Baggerschaufel bereitet er den Boden vor und entfernt Holz und Gestrüpp. „Es ist toll, wenn man Leute hat, auf die man sich verlassen kann. Er macht das sehr behutsam“, lobt Peters. Während wir uns bereits entfernen, setzt die Kralle wieder am Boden an und lockert die Erde auf. Hier kann anschließend der Pflanztrupp seine Arbeit aufnehmen.

Arbeit geht weiter

Von Februar bis in den Mai wird die Aufforstungsaktion dauern, bevor es mit den nächsten Arbeitsschritten weitergeht. Denn die kleinen Bäume brauchen auch weiterhin Pflege – von Juni bis September rückt der Trupp erneut an und befreit die jungen Eichen von ungewolltem Gestrüpp, ansonsten würden sie eingehen. „Als reine Lichtbaumart brauchen die Eichen einen freien Kopf. Zudem mögen sie keine Staunässe, also „nasse Füße“. Zu viel Trockenheit andererseits ist auch schlecht“, erklärt Peters das Dilemma. Im Oktober werden auch die Zäune für die nächste Baumgeneration 2022 aufgestellt und geschaut, wie viele der diesjährigen Eichen überlebt haben. Entstandene Lücken werden wieder kartiert und im kommenden Jahr neu bepflanzt. Denn eines ist sicher: im Februar kommen die fleißigen Arbeiter mit ganz vielen Eichen zurück in den Schaumburger Wald.

(Text und Foto: nh)

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