Rückblick auf ein besonderes Jahr: Stadtwerke Schaumburg-Lippe ziehen Bilanz
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(Bückeburg/Stadthagen) 105 Tage ist Dirk Rabeneck als neuer Geschäftsführer der Stadtwerke Schaumburg-Lippe jetzt im Dienst. Er löste Eduard Hunker, der nach 12 Jahren in den Ruhestand ging, im „Corona-Jahr“ 2020 ab. Stadtwerke-Aufsichtsratsvorsitzender und Bückeburgs Bürgermeister Reiner Brombach zeigte sich zufrieden mit dem nahtlosen Übergang, der nach Hunkers Eintritt in den Ruhestand durch den Nachfolger ermöglicht worden war. Oliver Theiß, Stadthagens Bürgermeister und Vorsitzender der Gesellschafterversammlung, betonte, Rabeneck sei mit der „Stadtwerke-DNA“ bereits aus früherer Zeit vertraut und sei entsprechend gut angekommen. Zuvor war Rabeneck im Jahr 2007 als Interims-Geschäftsführer bei den Stadtwerken Schaumburg-Lippe tätig. Gemeinsam blickte man beim Neujahrsempfang auf das vergangene Jahr zurück und wagte einen Ausblick auf 2021.

Im Zeichen von Corona

Die Stadtwerke haben auf die Corona-Pandemie frühzeitig mit der Bildung von Mitarbeitergruppen reagiert. Im Netzbetrieb wurden vier getrennte Gruppen gebildet, die sich untereinander nicht treffen. Aufgeteilt auf drei Standorte ist sichergestellt, das die Versorgung jederzeit gewährleistet ist. Ein Krisenteam wurde eingerichtet und ein Maßnahmenkonzept erarbeitet. Neben der Anschaffung zusätzlicher Schutzausrüstung für den Entstördienst wurde auch der persönliche Kundenkontakt eingeschränkt. Die Kundencenter in Bückeburg und Stadthagen waren im Frühjahr zeitweise geschlossen und sind es aktuell wieder. Mit Einzelbüros und Home-Office im Wechsel, dem verstärkten Einsatz von Videokonferenzen (MS Teams) statt persönlicher Gespräche und der Verstärkung von Telefondiensten hat das Unternehmen auf die Herausforderungen im Umgang mit der Situation reagiert.

Veränderte Ablesungen

Pandemiebedingt fanden auch keine Vor-Ort-Ablesungen von Zählerständen durch Mitarbeiter statt. Die Stadtwerke verschickten stattdessen rund 27.000 Karten zum Selbstablesen an ihre Gas- und Wasserkunden. Per Online-Portal konnten die Zählerstände ebenfalls eingegeben werden. Die Resonanz war sehr gut, wie Rabeneck bilanziert. 40 Prozent nutzten die Karte, 28 Prozent meldeten online und rund 13 Prozent schickten ein Fax, riefen an oder gaben die Daten persönlich ab. Doppelt so viele Zählerstände wie sonst, nämlich 7.000, mussten allerdings geschätzt werden.

Strom, Gas, Wasser: Preise sinken und steigen

Während die Strompreise zum Jahreswechsel aufgrund günstigerer Beschaffungspreise um 0,7 Ct/kWh netto sinken, steigen die Preise für Gas und Wasser. Durch die Einführung der CO2-Emissionszertifikate verteuert sich der Brennstoff, die Stadtwerke geben die Kosten allerdings nur anteilig (0,35 Ct/kWh netto) an ihre Kunden weiter. Für die Preissteigerung beim Wasser um 9 Ct/Kubikmeter ist die erhöhte Wasserentnahmegebühr des Landes Niedersachsen verantwortlich (hier ausgelöst durch den „Niedersächsischen Weg“). Letzteres bedeutet für einen dreiköpfigen Durchschnittshaushalt Mehrkosten von rund 14 Euro pro Jahr, so Rabeneck. Viele, auch regionale, Anbieter hätten den Preisvorteil beim Strom nicht an ihre Kunden weitergegeben; manche sogar erhöht. Ein Durchschnittshaushalt spart bei der Beispielrechnung der Stadtwerke Schaumburg-Lippe etwa 29 Euro an Stromkosten gegenüber dem Vorjahr.

Online-Aktivitäten in Social Media

Mit Kanälen bei Instagram und Facebook suchen die Stadtwerke seit September 2020 den Online-Kontakt zu Kunden. Damit soll eine gestiegene Interaktion erreicht werden, ebenso eine Verbesserung der Attraktivität als Arbeitgeber. Gerade aus dem technischen Bereich gehen in absehbarer Zeit viele Mitarbeiter in den Ruhestand. Die Nachfrage nach Berufen wie dem Auszubildenden zum „Anlagenmechaniker Rohrsystemtechnik“ hält sich allerdings in Grenzen, wie Rabeneck berichtet. Dabei sei dies ein sicherer Arbeitsplatz mit Zukunft, Perspektiven und Aufstiegsmöglichkeiten und Bezahlung nach Tarif in einem engagierten und kollegialen Team.

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Wissenswertes zur Jahresabrechnung

In Kürze startet der Versand der Jahresverbrauchsabrechnungen in zwei Durchgängen. Insgesamt 15.000 Rechnungen für Kunden aus Stadthagen, Lindhorst, Niedernwöhren und Nienstädt werden am 19. Januar verschickt. Eine Woche später folgen weitere 20.000 Kunden aus Bückeburg, Obernkirchen, Bad Eilsen und weitere, sowie Kunden in Netzen außerhalb der Stadtwerke Schaumburg-Lippe. Der Versand der Jahresabrechnungen für den Wasserbeschaffungsverband Obernwöhren erfolgt am 1. Februar. Aufgrund der Lockdown-bedingt geschlossenen Kundencenter in Bückeburg und Stadthagen appelliert Rabeneck an die Kunden: „Bitte nutzen Sie bei Fragen die telefonische Kontaktaufnahme.“ Meist handele es sich um Rückfragen, Änderungen von Daten, eine Ratenzahlung oder Kontoklärung. „Das lässt sich alles telefonisch klären“, so Rabeneck. Auch eine Online-Terminvereinbarung und Video-Chat sind zur Klärung möglich. Weiteres Bonbon: Kunden bekommen die Mehrwertsteuer auf 16%, bzw. 5% für den ganzen Abrechnungszeitraum 2020 gesenkt. Natürlich nur jene, die auch nach dem 1. Juli noch Kunden bei den Stadtwerken waren.

Werben mit neuen Tarifen und Förderungen für E-Mobilität. Von links: Stadtwerke-Geschäftsführer Dirk Rabeneck, Aufsichtsratsvorsitzender Reiner Brombach und Vorsitzender der Gesellschafterversammlung, Oliver Theiß.

Ausblick auf 2021

Für das neue Jahr haben sich die Stadtwerke der E-Mobilität verschrieben. Private Ladestationen werden mit 1.000 Euro gefördert. 900 Euro davon gibt es von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) für Anschaffung und Installation solch einer „Wallbox“. Wer sich für einen der beiden neuen Ökostrom-Tarife entscheidet, erhält 100 Euro obendrauf. Im Tarif „Strom bewegt“ erhält die Ladestation einen eigenen Zähler. Die niedrigeren Netzentgelte finden sich in einem günstigeren Grundpreis wieder. Dieser Tarif ist für Nutzer ab einer Jahresfahrleistung von rund 10.000 Kilometern interessant, sowie bei Nutzern von Dienstwagen und Gewerbetreibenden für die steuerliche Anrechnung. „Strom bewegt plus“ bietet hingegen „alles aus einem Zähler“. Weiterhin ist eine Kooperation mit dem heimischen Elektro-Handwerk in Vorbereitung. Somit können Kunden nach vorheriger Beratung durch die Stadtwerke die Installation der Ladeinfrastruktur durch den Betrieb ihrer Wahl vornehmen lassen.

Offenes Abrechnungssystem für E-Ladesäulen

Die öffentlichen Ladesäulen werden auf ein offenes Abrechnungssystem umgestellt. Bisher wurde ausschließlich der Dienstleister „plugsurfing“ dafür genutzt. Mit der Öffnung soll die Nutzungsfrequenz erhöht und vielen Dienstleistern eine Abrechnung ermöglicht werden. Ab dem zweiten Quartal 2021 wird an den Ladesäulen am Hubschraubermuseum Bückeburg und Golfclub Schaumburg in Obernkirchen auch kontaktloses Bezahlen mit EC/Girokarte möglich sein.

Schaumburg wird smart: LoRaWAN-Pilotprojekt in Stadthagen

Mit dem Beitritt zur Energieagentur Schaumburg, deren offizielle Gründung im Februar 2021 erfolgt, soll der Klimaschutz im Landkreis weiter vorangetrieben werden. In Stadthagen startet ein „LoRaWAN-Projekt“ zur Fernauslesung von Wasserzählerdaten in Stadthagen. Die Abkürzung steht für „Long Range Wide Area Network“, eine Funktechnologie zur Datenübertragung mit geringer Bandbreite und hoher Reichweite. Ideal zur Übertragung von Zählerständen oder Werten von Luftgütesensoren und beispielsweise Zustandsmeldungen von Straßenbeleuchtungen und Wasserständen. Wie es mit der Photovoltaik-Anlage am Georgschacht in Stadthagen weitergeht, entscheidet sich im zweiten Quartal. Die Halde sei ein „interessanter Platz“, so Rabeneck. Die technische Realisierung und die Wirtschaftlichkeit würden momentan geprüft.

Die größten Investitionen der Stadtwerke finden in die Trinkwasserversorgungsinfrastruktur statt. Für 2021 sind Ausgaben in Höhe von 2,3 Millionen Euro vorgesehen. „Das Thema Trinkwasserversorgung wird uns auch noch in den nächsten Jahren begleiten“, erklärte Rabeneck. Der Stadtwerke-Geschäftsführer blickt auf besondere drei Monate zurück. Eine von Corona-Maßnahmen geprägte Arbeitswelt, veränderte Formen der Kommunikation und Beschränkungen durch die auch manches zu kurz gekommen sei. Das Fazit fällt dennoch positiv aus: „Ich fühle mich hier super und fahre jeden Morgen gern zur Arbeit!“ (vu)

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