Der Borkenkäfer ist wieder da
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(Landkreis) Das warme Wetter über die Ostertage hat auch den „Buchdrucker“, den wohl bedrohlichsten Waldschädling der letzten Jahre, nun endgültig aus der Winterruhe gelockt.

Anhand der zum Monitoring aufgestellten Kastenfallen konnte Marten Bodenstab, Revierleiter der Kreisrevierförsterei Brandshof, im Bückeberg in diesen Tagen sorgenvoll die ersten Schwarmflugaktivitäten des Buchdruckers beobachten.

Durch die sommerlich anmutenden Temperaturen am Osterwochenende konnten die rindenbrütenden Borkenkäfer genügend Energie tanken, um jetzt ihre Überwinterungsstätten unter der Rinde von Bäumen oder im Waldboden zu verlassen, und ihrer von der Natur vorgegebenen Bestimmung zu folgen: Umgehend in das Brutgeschäft für die erste Generation des Jahres einsteigen.

Die damit verbundene Gefahr einer weiteren Massenvermehrung erfüllt Förster und Waldbesitzer daher mit großer Sorge, denn trotz aller Gegenmaßnahmen muss davon ausgegangen werden, dass damit das dritte Jahr in Folge erhebliche Schäden zu befürchten sind. Nach dem zweitwärmsten Winter in den Klimaaufzeichnungen und den erheblichen Sturmschäden im Februar 2020 zeigen sich unsere verbliebenen Fichtenbestände weiter extrem gefährdet.

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„Von Forstschutzexperten wird folgende Rechnung aufgestellt: Ein Weibchen des Buchdruckers legt im Verlauf der Vegetationsperiode 100-150 Eier ab. Rechnet man Verluste mit ein, so kann 1 Käferweibchen in für sie günstigen Jahren (wie 2019) mit 3 Jungkäfergenerationen und 2 Geschwisterbruten mehr als 100.000 Nachkommen erzeugen.“ (Landkreis Schaumburg)

Aufgrund der vielen Schadflächen und dem ungeheuer großen Populationsdruck, der sich über die beiden letzten Jahre aufgebaut hat, erweist sich ein effektiver Waldschutz in diesem Jahr schwieriger denn je. Nachdem der Februar zwar gut das Doppelte des normalen Niederschlags geliefert hat, sind die letzten Wochen wieder sehr trocken geblieben. Was der Wald nun ganz dringend braucht ist Regen. Nur gut mit Wasser versorgte Bäume sind entsprechend vital und können genügend Harz produzieren, um einbohrende Käfer wenigstens teilweise abzuwehren.

Bundesweit wird für dieses Jahr aktuell ein Schadholzaufkommen von 55 Millionen Festmetern prognostiziert – über die letzten drei Jahre ergäbe sich damit ein Gesamtschaden von dann 160 Millionen Festmetern und eine weitgehende Zerstörung vormals intakter Wälder auf über 245.000 Hektar.

Revierleiter Marten Bodenstab inspiziert die gefangene Menge an Buchdruckern. (Foto: pr)

Diese Waldbestände wieder aufzuforsten und weiter in Richtung ökologisch stabiler Mischwälder zu verjüngen ist eine gewaltige Aufgabe, vor der die heimische Forstwirtschaft in Zeiten des Klimawandels steht. Unter Hochdruck wird daher trotz der Corona-Krise auch jetzt im Wald weiter gearbeitet, um zunächst im Sinne des unmittelbaren Waldschutzes einen Befall möglichst frühzeitig zu erkennen und den Borkenkäfern möglichst viel, zur Brut taugliches Material zu entziehen und mit Blick auf die Zukunft gleichzeitig den jungen Wald von morgen aktiv zu gestalten.

Zudem steigt durch Trockenheit und hohe Temperaturen jetzt die Waldbrandgefahr auch in unseren Wäldern täglich – auf das Verbot von Rauchen und offenen Feuer im Wald muss daher insbesondere aufgrund der vielen Erholungssuchenden in diesen Tagen dringend hingewiesen werden. (pr/Foto: pr)

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