Interhelp auf Achse in der Ukraine: Hilfe aus dem Weserbergland rettet Leben
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(Bückeburg/Hameln/Irpin) Ehrenamtliche Interhelper aus dem Weserbergland bringen zwei medizinisch komplett ausgerüstete Rettungswagen, große Mengen Lebensmittel in Pulverform – gespendet vom Hamelner Unternehmen HaMix, Falttragen und Infektionsschutzkittel (zur Verfügung gestellt von den beiden Bückeburger Allgemeinmedizinern Dr. Ute Richter und Dr. Andreas Schulz), Rollstühle und Medikamente zur polnisch-ukrainischen Grenze.

Im 1100 Kilometer entfernten Rzeszów liegt der Interhelp-Verteilpunkt. Von der mit Patriot-Raketen der Nato geschützten polnischen Hauptstadt der Woiwodschaft Karpatenvorland aus werden die lebensrettenden Spenden aus Hameln-Pyrmont, Bückeburg, Rinteln und Barsinghausen von ehrenamtlichen Helfern der Interhelp-Sektion Ukraine zu den einzelnen Orten gebracht, an denen sie dringend benötigt werden. Ein Rettungswagen ist für die Region Butscha/Irpin bestimmt. Dort baut Interhelp gemeinsam mit engagierten Ärzten und Freiwilligen der Interhelp-Sektion Ukraine einen Rettungsdienst auf. Irpin und Butscha – diese Namen stehen für Leid, Folter und Massaker. Nachdem die russischen Streitkräfte Anfang April 2022 nach etwas mehr als einem Monat abgezogen waren, wurden laut ukrainischen Angaben 458 Leichen gefunden, von denen 419 Anzeichen dafür trugen, dass die Opfer erschossen, gefoltert oder erschlagen worden waren. Fast alle Toten waren Zivilisten. Die Fälle werden von Ermittlern für Kriegsverbrechen untersucht.

Kälte und gezielte Angriffe auf Infrastruktur

Interhelp-Sektionschefin Nadia Filimonova sagt, es sei aktuell sehr gefährlich in der Ukraine. Russland nutze die eisige Kälte des Winters aus, um der Zivilbevölkerung zu schaden. „Das bedeutet: Unser Feind nimmt gezielt Kraftwerke, Trafos und Stromleitungen unter Feuer, damit die Menschen frieren.“ Derzeit schaufeln die Interhelperin und weitere Freiwillige im 3000-Seelen-Dorf Mykulychi Schutt aus einem ausgebrannten Haus. Darin befand sich die einzige Apotheke weit und breit. Eine Panzergranate hat das Feuer ausgelöst. „Wir wollen das Gebäude renovieren“, sagt Nadia Filimonova. „Die Menschen hier brauchen dringend wieder eine Apotheke.“ Was derzeit am meisten benötigt wird: das Geld für fünf Kunststoff-Fenster.

Hilfe zur Selbsthilfe sei neben dem Kampf gegen Hunger und Durst das oberste Ziel der Interhelp-Maßnahmen, sagt der Vorsitzende der Hilfsorganisation, Ulrich Behmann. Humanitäre Hilfe müsse stets nachhaltig und effektiv sein, sagt der Hamelner.

Interhelp-Ehrenamtliche im Teameinsatz

Die Interhelper arbeiten unentgeltlich. Sie opfern ihre Freizeit, nehmen Strapazen auf sich, setzen sich Gefahren aus – und werden zu Lebensrettern. Der Strafverteidiger Roman von Alvensleben, die Berufsfeuerwehrfrau und Notfallsanitäterin Nina Schönherr, der Geschäftsmann Tom Beck, der Fahrdienstleiter einer Tagespflege-Einrichtung in Rinteln, Yilmaz Savas, und der Tischlermeister Andreas Diekmann bringen die Rettungswagen und die gespendeten Hilfsgüter zum Interhelp-Verteilzentrum.„Teamwork wird bei uns großgeschrieben“, sagt Andreas Diekmann. „Im Hilfseinsatz gibt es keine Unternehmer, Rechtsanwälte, Promis oder Handwerksmeister – hier sind wir alle Arbeiter für den guten Zweck.“ Roman von Alvensleben nickt zustimmend: „Es macht mir Freude, helfen zu können.“ So wie er sehen das alle Team-Mitglieder. „Unsere Hilfe kommt an, weil wir sie hinbringen“, sagt Konvoileiter von Alvensleben.

Wiederholt im Einsatz für die Menschen in der Ukraine

Alle Teammitglieder waren schon im Ukraine-Einsatz – manche sogar schon sieben Mal. Der Unternehmer Axel Schulz, Chef des Hamelner Unternehmens Schubs Steuerungstechnik und Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer Hannover, hat wieder einmal kostenlos einen Transporter zur Verfügung gestellt. „Wir sind sehr sparsam, drehen den Pfenning zum Kupferdraht“, sagt Ulrich Behmann – und schiebt hinterher: „Wir können Notleidenden helfen, weil es herzensgute Menschen gibt, die uns Geld spenden, die uns helfen, zu helfen“, sagt Ulrich Behmann. Vor diesen Gebern und Gönnern verneige er sich demütig. Sie seien die eigentlichen Helden. Um auch in Zukunft helfen zu können, brauche Interhelp weitere Spenden. „Jeder Euro zählt“, sagt Behmann.

Interhelp hilft bei Wind und Wetter. Kein Weg ist den Ehrenamtlichen zu weit. Roman von Alvensleben, Nina Schönherr, Tom Beck, Yilmaz Savas und Andreas Diekmann bringen zwei Rettungswagen und lebensrettende Hilfsgüter zum Interhelp-Verteilzentrum an die Ukraine-Grenze. Foto: Interhelp

In Bückeburg ruft Vorstandsmitglied und Interhelp-Schirmherr Alexander Fürst zu Schaumburg-Lippe zu Spenden auf. Jeder Euro komme bei den Bedürftigen an, sagt zu Schaumburg-Lippe, der selbst schon vor Ort engagiert im Hilfseinsatz war und sich während dieser Mission eine Verletzung zugezogen hatte, die operiert werden musste.
Die Rettungswagen (RTW) sind gute gebrauchte Fahrzeuge, die Interhelp günstig erwerben könnte. Die RTW sind mit EKG, Defibrillator und Beatmungsgeräten ausgestattet worden.

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Es seien keine Luxusgüter, die sich die Interhelp-Partner in der Ukraine wünschten, sagt Interhelp-Chef Behmann. Die Liste der benötigten Hilfsgüter zeige den Ernst der Lage: „Aderpressen zum Abbinden von Gliedmaßen nach Amputationen, Falttragen, möglichst in Schwarz oder dunkelgrün, weil darauf das Blut nicht so gut zu sehen sei, Atropin als Gegenmittel bei Giftgas-Attacken, Wiederbelebungsgeräte, Notfallrucksäcke, gebrauchte Feuerwehr-Masken und Filter, die auch gegen Giftgas wirken und haltbare Lebensmittel-Konserven.“

Innerhalb von nur drei Tagen werden die Interhelper 2400 Kilometer zurücklegen. Viel Schlaf wird es nicht geben. „Das ist okay“, sagt Tom Beck. „Wir sind schließlich auf Achse, weil wir helfen wollen – und nicht, weil wir eine schöne Zeit verbringen wollen.“ Nina Schönherr bringt es auf den Punkt: „Es ist ein tolles Gefühl, mit Interhelp in der Ukraine Hilfe zur Selbsthilfe leisten zu können.“

Hilfe vor Ort: Interhelp-Sektionschefin Nadia Filimonova schaufelt im ukrainischen 3000-Seelen-Dorf Mykulychi Schutt aus einem ausgebrannten Haus. Darin befand sich die einzige Apotheke weit und breit. Geld für Kunstofffenster wird dringend benötigt. Foto: Interhelp

Schon kurz nach Ausbruch des Angriffskrieges hatte die heimische Hilfsorganisation Interhelp damit begonnen, Spenden zu sammeln und Hilfsgütertransporte zu organisieren. Ehrenamtliche aus Hameln-Pyrmont und Schaumburg halfen in den frühen Tagen bei der Evakuierung, brachten Kriegsflüchtlinge in Sicherheit und behandelten im Grenzgebiet Kranke. „Wir sind dankbar, dass uns viele Geber und Gönner unterstützen.

Wer Interhelp mit Geldspenden unterstützen möchte – hier sind die Spendenkonten:

IBAN DE32 2545 0110 0000 0332 33 (Sparkasse Hameln-Weserbergland).
IBAN DE49 2546 2160 0700 7000 00 (Volksbank Hameln-Stadthagen).

www.interhelp.info

(pr/Caroline Santowski)

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