Ganztagsfinanzierung bereitet Schulen Sorgen: Stadt Bückeburg möchte Zuschuss auf 60.000 Euro deckeln
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(Bückeburg) Um den vom Land geförderten Ganztag bieten zu können, brauchen die Schulen natürlich Geld. Schließlich gilt es, die pädagogischen Kräfte zu bezahlen und ein ansprechendes Angebot bereitzustellen.

Dabei gibt es jedoch ein Problem: Das Land fordert den Ganztag von den Grundschulen ein, bezahlt aber nur für drei Tage. Den Rest hat bisher die Stadt Bückeburg als freiwilligen Zuschuss übernommen. Nun soll diese finanzielle Unterstützung gedeckelt werden, auf 60.000 Euro für alle vier Grundschulen. „Das wird nicht reichen“, sind sich die Schulleitungen sicher und sorgen sich, ob sie nun auf den Kosten sitzen bleiben oder das Angebot reduzieren müssen.

Letzteres wäre jedoch eigentlich nicht tragbar und würde viele berufstätige Eltern in ein zusätzliche Schwierigkeiten bringen. Bernd Meier, Fachgebietsleitung Zentrale Dienste, erklärt: „Wir haben mit den Schulleitungen darüber gesprochen. Wir brauchen einen linearen Haushalt, jedoch waren die Schwankungen für die Ganztagsaufwendungen in den letzten Jahren nicht unerheblich“. Nun sollen die Schülerzahlen als Bemessungsgrenze dienen. Ab diesem Jahr soll somit der Ganztag mit 60.000 Euro bezuschusst werden, die dann anhand der Schülerzahlen auf die vier Grundschulen aufgeteilt werden – dies sei im Konsens mit den Schulleitungen beschlossen worden. „Es muss kalkulierbar sein für alle Seiten“, so Meier.

„Land drückt sich vor Verantwortung“

Eine untragbare Situation, finden die Mitglieder der SPD und machen sich im Ausschuss dagegen stark: „Das Ansinnen ist verständlich und es ist ärgerlich, dass sich das Land hier vor der Verantwortung drückt. Aber die Gruppe SPD/Linke lehnt den Vorschlag ab, denn es kann nicht sein, dass es am Ende an einigen tausend Euro scheitert. Wir sollten dies nicht auf den Rücken der Schüler und Lehrer austragen“, erläutert Jens Bartling. Meier versuchte weiter zu erklären: „Der Betrag, den wir zur Verfügung stellen, entspricht dem Betrag vor der Corona-Zeit anhand der Schülerzahlen. Selbst der Niedersächsische Städtetag kann momentan nicht sagen, wie der Ganztag organisiert werden soll, obwohl hier alle Beteiligten unter Druck stehen“. Bartling versuchte weiter dagegenzuhalten: „So eng ist der Haushalt nicht gestrickt, dass wir den Mehrbetrag nicht leisten könnten“.

Aufgabe ist „zum Haare raufen“

Auch Sonja Tackenberg, Schulleiterin der Grundschule Meinsen, versuchte zu verdeutlichen, dass die Kosten für die aktuell drei pädagogischen Kräfte den Betrag, den die Schule bekommen würde, überschreiten würde. „Aber mit dreien kann ich keinen Ganztag aufstellen, weil zwei allein in die Mittagsverpflegung und Hausaufgabenbetreuung eingebunden sind. Ich kann auch nicht 50 Kinder nur von einer Kraft betreuen lassen. Wir haben uns bereits die Finger wund telefoniert, um Kooperationspartner zu finden. Ansonsten können wir nur drei Tage den Ganztag anbieten und wir müssen einigen Kräften kündigen“.

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Inga Siemann fügte an, dass mit diesen Angaben zu Stundenzahlen der Kräfte doch eine Kalkulation und Planungsgrundlage ersichtlich sei: „Wie ist es denn nun, planbar oder nicht?“. „Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte“, versuchte sich Frank Suchland, Schulleiter Grundschule Evesen, an einer Erklärung. Beispielsweise würden in Evesen sechs pädagogische Mitarbeiter den Ganztag betreuen, diese würden aber in den Stundenzahlen variieren. Zudem würden sich manche Eltern gezielt einige Tage aussuchen, beispielsweise sei der Freitag für viele essentiell. „Wenn wir jetzt Tage streichen, an denen es weniger Kinder sind, bekommen manche Eltern arge Probleme. Diese Aufgabe ist zum Haare raufen. Das Ärgerlichste ist, dass wir als Schulleitungen dazwischen stehen, weil sich Kommunen und Land nicht einigen können. So müssten wir aktuell den Montag und Freitag weglassen. Ich denke, wir sind eine kinderfreundliche Stadt“.

Kalkulation durchaus möglich

Silke Markmann-Boenke, Elternvertretung, fügte hinzu: „Die Anmeldungen für den Ganztag sind doch verbindlich für sechs Monate, ich kann mir nicht vorstellen, dass hier die Schwankungen so groß sind. Eigentlich ist es schön, dass wir fünf Tage Ganztag haben. Es wäre traurig, wenn wir jetzt einen Schritt zurück machen“.

Dies sei keineswegs die Absicht der Verwaltung, bekräftigte Meier, das Budget bleibe durch den Deckel unverändert laut den vorliegenden Daten. Andere Kommunen im Umfeld würde zudem wesentlich weniger zahlen. „Ich könnte nun kalkulierbare Zahlen geben, vielleicht sollten wir uns nochmal austauschen dazu“, versuchte Tackenberg zu vermitteln. „Ich sage nicht, die Stadt ist schuld, aber für mich ist keine klare Linie erkennbar, wie so der Ganztag gelingen soll“, schloss sich Suchland an. „Wir sind die, die dann die böse Botschaft überbringen müssen“.

Deckelung wird empfohlen

Ausschussvorsitzender Michael Pohl schob die finanzielle Verantwortung dem Land zu, der Beitrag der Stadt sei noch immer freiwillig. „Aber wir müssen der Landesregierung zeigen, dass es auch Grenzen gibt“, so Pohl und schlug die zusätzliche Möglichkeit, für einen möglichen Mehrbedarf Einzelanträge zu bewilligen: „Wir wollen den Ganztag nicht torpedieren“.

Doch schlussendlich hat alles Reden und Bitten nichts genutzt: Zunächst war angedacht, lediglich eine Deckelung zu empfehlen, doch darauf wollten sich der Ausschuss keinesfalls einlassen und stimmte dagegen. Mit einer knappen Mehrheit von vier zu drei entscheidet dann das Gremium, dem Rat in einer Beschlussfassung die Deckelung des Ganztages zu empfehlen, mit dem Zusatz, über Mehrbedarfe einzeln nach entsprechendem Antrag und Beratung in den Fachausschüssen zu entscheiden. (Text & Foto: nh)

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