(Meinsen-Warber) Die Planungen, Teile des Mühlengrabens zuzuschütten, sind vielen Bewohnern und Ortsratsmitgliedern zunächst sauer aufgestoßen. In der jüngsten Ortsratssitzung wurden die Planungen nun durch das Planungsbüro Sönnichsen & Weinert detailliert erläutert und begründet. Die große Sorge, dass durch die Zuschüttung des Grabens und Verkleinerung der Verrohrungsdurchmesser der Hochwasserschutz und die Regenableitung nicht mehr gegeben seien, versuchten die Fachleute den Beteiligten zu nehmen. Dies gelang ganz gut, aber nicht gänzlich.
Hannah Händel erläuterte dem Ortsrat und Einwohnern, dass bei einer Kamerabefahrung die enorme Sanierungsbedürftigkeit der Mühlengraben-Verrohrung festgestellt wurde, zudem gebe es ein Problem mit Verschlammung. Eine Sanierung sie sehr kostenintensiv, zudem würden laufende Kosten für die Entschlammung entstehen. Planungsauftrag bestand also darin, Alternativen zur vollkommenen Sanierung zu finden und dabei die Hochwassersituation nicht zu verschlechtern.
Teile zuschütten und kleinere Rohre
Die Planungen schlagen vor, den oberen Mühlengraben samt Fischaufstiegsanlage weitestgehend unverändert zu lassen. Ab dem Staubett bis zum Beginn der Verrohrung soll der Abschnitt verfüllt werden, die Regenwasserableitung erfolge dann oberhalb. Die Mühlengrabenverrohrung, etwa 120 Meter lang vom Zulauf bis zum Revisionsbecken und ehemaligen Mühle, soll zurückgebaut werden. Graben und Becken seien nicht mehr notwendig, der Niederschlag zwischen Mühle und Auslauf könne genauso gut über neue, kleinere Rohrleitungen entwässert werden. An den unteren Bereich des Mühlengrabens müsse nicht unbedingt Hand angelegt werden, „aber wenn wir schon tätig werden, könnten wir den Bereich verfüllen, die neuen Rohrleitungen dort weiterführen und an die Regenwasserleitung anschließen“. Noch besser und günstiger sei eine einseitige Anschüttung des linken Ufers. Insgesamt 160.000 Euro werden aktuell für die Gesamtmaßnahme im Haushalt veranschlagt.
Zweifel im Gremium
Den Vorschlag, die Stützmauern am rechten Ufer zu entfernen, sorgte für Empörung beim Ortsbürgermeister Andreas Paul Schöniger: „Das ist privat gebaut worden und gehört zu der Uferbefestigung. Wer garantiert hier bei einem Jahrhunderthochwasser den Schutz?“.
Auch die Anwohner des mittleren Mühlengrabenbereiches zeigten sich unzufrieden mit den Planungen und würden eine „naturnahe“ Bauweise bevorzugen – etwa mit dem Verzicht auf eine Verrohrung zugunsten eines einfachen Grabens, den sie im Zweifelsfalle auch selber ziehen würden. Händel versuchte zu vermitteln, dass dieser Bereich nahezu das gesamte Jahr über kein Wasser trage und diese Maßnahme nur zu einem „Krater ohne Wasser“ führen würde.
Für Hochwasserereignisse nicht relevant
Die Sorgen über eine höhere Hochwassergefahr versuchte Bernd Meier, Fachgebietsleitung Zentrale Dienste der Bückeburger Verwaltung, auszuräumen: Inzwischen gebe es zwei Gutachten, die belegen würden, dass der Mühlengraben bei Hochwasserereignissen keine Rolle spiele, „sonst wäre die Maßnahme auch nicht sanierungsfähig“. Der Verwaltungsvorschlag sah zunächst vor, die Gestaltung des Mühlengrabens basierend auf den vorgestellten Planungen fortzuführen, das Ortsratsgremium forderte hier noch einige Beratungszeit. Mit dem Kompromissvorschlag, die Aufschüttung am unteren Mühlengraben nicht vorzunehmen, konnte sich der Ortsrat mehrheitlich für das weitere Vorgehen aussprechen – lediglich Schöniger votierte dagegen. „Persönlich habe ich gegen Beschlussvorlage gestimmt, weil ich immer noch der Meinung bin, dass der Mühlengraben eine Entlastung für die Aue darstellt. Auf Rückfrage bei einer übergeordneten Stelle sollten Gräben nicht zugeschüttet werden, um beispielsweise bei Starkregen eine Entlastung zu haben“, sagt der Ortsbürgermeister anschließend im Gespräch mit unserer Reporterin. (Text & Foto: nh)