„Demokratie braucht mutige Menschen“: Journalist Georg Mascolo spricht auf Jahresempfang der Landeskirche
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(Bückeburg) Nach drei Jahren Pause konnte wieder der Jahresempfang der Landeskirche in gewohnter Form, mit rund 900 geladenen Gästen in der Bückeburger Stadtkirche, stattfinden.

Gastredner Georg Mascolo als auch Landesbischof Karl-Hinrich Manzke drückten ihre Freude darüber aus, warnten jedoch beide einhellig, dass die großen Krisen weiter andauern und die Gemeinschaft fordern. Doch wagen beide vorsichtigen Optimismus: Gemeinsam können die Krisen gestemmt werden.

Nach einem imposanten Einstieg in die Veranstaltung durch das Blechbläser-Ensemble der Ratsband begrüßte Landesbischof Karl-Hinrich Manzke die Gäste: „Es ist ein Geschenk, dass Sie hier sein können“. Die vergangenen Jahre hätten die Menschen enorm gefordert, die „Zeitenwende“ brachte „viel Krise auf einmal“. Der Angriff auf unsere Friedensordnung durch den Angriffskrieg in der Ukraine fordere heraus, „unsere Art zu leben und Grundordnung wird infrage gestellt“. Bei diesen verstörenden Entwicklungen sei es immer eine große Herausforderung, die Gesellschaft zusammenzuhalten. „Wir fühlen uns verpflichtet, Auseinanderdriftendes zusammenzuhalten. Demokratie braucht Menschen, die Mut haben. Mit Blick auf die zahlreichen anwesenden Gesichter konstatierte Manzke: „Wir alle arbeiten in vielen Bereichen zum Wohle der Menschen zusammen“.

„Wir fühlen uns verpflichtet, Auseinanderdriftendes zusammenzuhalten. Demokratie braucht Menschen, die Mut haben“, konstatiert Karl-Hinrich Manzke.

Krise erinnert an Missstände

Journalist Georg Mascolo, langjährig für renommierte Medien wie Spiegel, Süddeutsche Zeitung, NDR und WDR tätig und gebürtiger Schaumburger sowie ARD-Terrorismusexperte, konstatierte in seinem Vortrag „Erschüttert, verunsichert, herausgefordert – Über die Welt im Herbst 2022“: „Die Krisen scheinen Dauerzustand zu sein und überlagern einander“. Klima, Krieg, Pandemie sind die beherrschenden Themen, die eine Zeitenwende eingeleitet haben. Die Pandemie sei „ein Biest, das keine Erschöpfung kennt“, dennoch könne die Lehre gezogen werden: „Es hätte uns schlimmer treffen können“. Doch die Art, wie wir leben, Tiere halten, schaffe Voraussetzungen für neue Pandemien. „Wir sollten nicht unvorbereitet dort herein stolpern und nicht nur an uns denken. Die Pandemie hält der Gesellschaft einen Spiegel vor, und was wir dort gesehen haben, hat nicht alles gefallen“, so Mascolo. Nun sei Vorausschauen gefragt, zudem haben die Krisen an Missstände erinnert, „was wir schon lange wissen: die Pflegesituation und die Soldatenausrüstung“. Und auch dieser wunderbare Sommer habe „seine Unschuld verloren“. „Die erschöpfte Natur hat uns ein Warnsignal gesendet“, mahnt Mascolo, ebenso vor der von Putin und China ausgehenden Gefahr.

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Georg Mascolo: „Die Pandemie hält der Gesellschaft einen Spiegel vor, und was wir dort gesehen haben, hat nicht alles gefallen“.

Balance notwendig

„Die Regierung sucht nach Wegen, nicht die gleichen Fehler hinsichtlich großer Abhängigkeiten zu machen. Diese Entscheidungen werden weitreichende Konsequenzen haben“, prophezeit der Journalist. Gesucht werde aktuell nach einer Balance zwischen der Sicherung des Wohlstandes und der Wahrung der eigenen Werte. Den nächsten logischen Schritt sieht Mascolo in einer verantwortungsvollen Klimapolitik und einer langfristigen Strategie im Umgang mit Russland. Jedoch wird „Frieden schaffen ohne Waffen“ nicht funktionieren, ist sich Mascolo sicher. Die aktuelle Lage benötige eine Politik in Höchstform und Zuversicht. Auch Journalisten tragen aktuell eine besondere Verantwortung: „Wir helfen, Menschen zu informieren, sich verlässlich zu orientieren und ihre eigenen Einschätzungen zu finden. Wir recherchieren, ordnen ein und müssen nach Wissen und Fakten suchen. Dabei sei das Fragezeichen oft das bessere Stilmittel der Wahl anstelle des doppelten Ausrufezeichens der Populisten, die das genau gegenteilige tun und auf Emotionen setzen, dafür aber Fakten wegließen. „Achten Sie darauf, auf sowas nicht hereinzufallen. Bleiben Sie kritisch und vorsichtig mit denen, die laut aufdrehen“, rät Mascolo den Anwesenden.

Musiker bauen Brücken

Der Chor ´Kreuz & Quer´ sorgte für eine musikalische Unterbrechung, bevor sich Manzke und Mascolo im Nachschlag „Nachgehakt“ ins Zwiegespräch begaben: „Können wir das noch stemmen und die Herausforderungen meistern?“, fragt der Landesbischof. „Ich habe mich für milden Optimismus entschieden und glaube daran“, so Mascolos Urteil. Die Schaumburger Allstars unter der Leitung von George Kochbeck sorgten derweil mit „It’s all about love“ für den thematisch passenden Übergang für die Ehrungen von Musikschaffenden durch Synodenpräsidentin Daniela Röhler: „Mit Sorge blicken wir auf den nächsten Winter. Was brauchen wir in den nächsten Monaten – Sie, die Musiker, die wir ehren wollen und unser Leben und unseren Alltag bereichern, uns berühren und Freude schenken. Für die vielen Jahre, die Sie das gesellschaftliche Leben mit Leidenschaft und Kreativität bereichern, Brücken bauen und Menschen verbinden, zeichnen wir Sie aus“.

Synodenpräsidentin Daniela Röhler (2.v.li.) dankt den zu ehrenden Musikern: „Musik ist mehr als nur ein Produkt – da steckt ihre Person drin, all das teilen Sie mit uns“.

Josefine Kerkmann, Ratsgymnasium, sowie Dr. Axel Rinne, Stiftung Bethel, erinnerten zudem daran, das Musik nicht nur verbinde, sondern auch gutes Mittel zur Kommunikation sei, „denn oft fallen die Worte schwer“. „Die Musik nimmt uns mit, wo die Worte enden und schafft Momente der Ewigkeit“, konstatiert Rinne. „Musik ist mehr als nur ein Produkt – da steckt ihre Person drin, all das teilen Sie mit uns“, so Röhler abschließend.

Josefine Kerkmann, Ratsgymnasium, sowie Dr. Axel Rinne, Stiftung Bethel, erinnerten zudem daran, dass Musik nicht nur verbinde, sondern auch gutes Mittel zur Kommunikation sei, „denn oft fallen die Worte schwer.“

(Text & Fotos: nh)

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