(Bückeburg) Bereits vor drei Monaten ging es in den verfrühten Betrieb im neuen Bückeburger Waldkindergarten an der Schölbeeke.
Zum ursprünglich angesetzten Start am 1. September wurde die schmucke Betreuungseinrichtung am Waldrand unter AWO-Trägerschaft und Konzept nun auch offiziell eröffnet. Das Konzept ist ganz neu für Bückeburg und bietet den Kindern großen Raum zur Entfaltung sowie die unmittelbare Nähe zur Natur, die sowohl zum Spiel- als auch zum Lernort wird.
Davon zeugen bereits an diesem Tag zahlreiche kleine Fotografien, die für die kleine Feuerstunde in den angrenzenden Büschen und Waldrändern drapiert wurden. „All das sind Tiere und Insekten, die unsere Kleinen in den vergangenen drei Monaten hier gesehen und kennengelernt haben“, weiß Kita-Leiterin Sandra Zapke zu berichten. Sie selbst hatte an eben diesem Morgen, während der Vorbereitungen für die Feierstunde, eine Begegnung der tierischen Art – ein Reh schaute etwas verfrüht zum Tag der offenen Tür beim Waldkindergarten vorbei. „Wie nett, haben wir beide gedacht“, erzählt Zapke und deutet dies als positives Omen für den Kindergarten.
Die Lage des Bauwagens am Rande des Harrls ist idyllisch und ruhig, umgeben von Wald und Wiesen. Gleichzeitig ist die Nähe zur Straße und der nötigen Infrastruktur gegeben. Der Bauwagen ist mit allem ausgestattet, was die bis zu 15 Kinder fassende Gruppe so benötigt – inklusive kleiner Kompost-Toilette, Heizung und Küchenzeile. Dabei liegt die Höhe der Investition auf städtischer Seite bei rund 100.000 Euro für Wagen und Ausstattung. „Und falls sich doch mal doll die Bäume biegen, gibt es einen Schutzraum bei der Jugendfreizeitstätte“, erklärt Peter Kohlmann, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Bückeburg.
Dieser hatte in Namen von Rat und Verwaltung einige feierliche Worte zum Start im Gepäck, schließlich sei die hiermit ein Herzensprojekt der Stadt realisiert worden. Das Grundstück stelle die Fürstliche Hofkammer als Besitzerin fünf Jahre kostenlos zur Verfügung. „Im Mai beschlossen wir, der AWO die Trägerschaft zu übertragen – das pädagogische Konzept sowie die Erfahrung haben uns überzeugt“, erinnert sich Kohlmann.
Das AWO-Waldkindergartenkonzept beinhaltet den Fokus auf Bildung zur nachhaltigen Entwicklung. „Uns sind Werte und demokratische Bildung der Kinder wichtig. Dazu gehört auch, auf Schwächere Rücksicht zu nehmen und über Entscheidungen gemeinsam abzustimmen. Und das üben die Kinder auch tagtäglich“, berichtet Lina Pawletko, Fachberatung Kindergärten der AWO Kindertagesstätten Schaumburg GmbH. Zudem werden im Waldkindergarten die Erlebnisfähigkeit, Kreativität und Fantasie gefördert, weiß auch Peter Kohlmann. „Damit bieten wir Eltern eine weitere Form der frühkindlichen Erziehung an und erweitern unser Angebotsspektrum mit einem Konzept, das in den Wandel der Zeit passt“, so Kohlmann weiter. Die dortige Investition zähle zur Kategorie „besonders wertvoll“. „Auf dass Ihnen nie die Matschhosen und Gummistiefel ausgehen“, wünschte Kohlmann und schloss mit einem Reim: „Glücklich machen kleine Sachen, oft auch nur ein Kinderlachen!“.
„Auf dass nie Matschhosen und Gummistiefel ausgehen“
Auch Heinz Gerhard Schöttelndreier, ehemaliger Landrat und Vorsitzender AWO Kreisverband Schaumburg, zeigte sich ebenfalls angetan vom Konzept: „Wir durften damals nicht in den Wald, nicht auf die Äcker und schon gar nicht durften wir uns schmutzig machen“, so Schöttelndreier. Das heutige Konzept „Matschhose“ finde er dabei viel überzeugender.
„Die Eltern entscheiden sich bewusst für einen Waldkindergarten. Dass das Projekt sogar drei Monate früher als geplant starten konnte, spricht deutlich für die gute Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure“. (Text & Foto: nh)