Bei Bürgerdialog „Unter den Linden“ wird Kritik an Rat und Verwaltung deutlich
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(Bückeburg) Bereits am Sonntag im Rahmen des Bürgerdialogs „Unter den Linden“ zeichnete sich hinter vorgehaltener Hand ab, dass sich im Rathaus in der Lindenthematik eine Kehrtwendung anbahnt.

Doch diese vage Hoffnung hielt die anwesenden Bürger nicht davon ab, ihrem Unmut über die Planungen zum Austausch der Linden Luft zu machen.

Eingeladen hatten die Freien Wähler um Andreas Paul Schöniger, Landtagskandidat und Mitglied im Bückeburger Stadtrat. Mehr als 30 Personen waren der Einladung zum „Dialog unter den Linden“ gefolgt. Im Braukeller brachte Schöniger nochmal die bekannten Fakten und den aktuellen Planungsstand auf den Tisch, gab gleichzeitig aber auch einen Einblick hinter die Kulissen: „Auch in den Ratsfraktionen brodelt es ordentlich“, verriet er.

Andreas Paul Schöniger, Landtagskandidat der Freien Wähler und Ratsherr weiß: „Auch im Rat brodelt es“.

Kritik an Rat und Verwaltung

Doch nicht nur dort – auch die Anwesenden hatten Dampf unterm Kessel und großen Redebedarf. „Wir vom Landschaftsschutz Schaumburg sind ausdrücklich gegen die Fällung der Linden“, so Andreas Frenzel Rückert. Auch von den Bückeburger Grünen sei die Initiative enttäuscht. Dem schlossen sich die Bürgerdialog-Teilnehmer geschlossen an, weiter herrschte weitreichende Einigkeit darüber, dass sowohl ein externes Gutachten als auch eine gewissenhafte Auswahl an Ersatzbäumen fehlen würde. Den Amberbaum lehnte die Runde nämlich geschlossen ab – giftige Blätter und eine zu kleine Krone, die zu wenig Schatten spende. Unverständnis herrschte zudem darüber, dass diese Entscheidung nicht im Rat, sondern im nicht-öffentlichen Gremium Verwaltungsausschuss gefallen sei. „Hier wird nur zugegriffen, weil es Geld gibt, von einem Rat, der nicht ganz auf der Höhe ist“, so das Urteil Frenzel-Rückerts. Die Bürgerbeteiligung werde vermisst, zudem der Verwaltung eine Taktik unterstellt, die darauf abziele, Entscheidungen kurzfristig anzusetzen und so Druck auf die Ratsmitglieder auszuüben, da ansonsten die Fristen für die Zuschüsse auslaufen würden, erläutert Schöniger.

Generell seien die Bäume augenscheinlich im guten Zustand und seien nur die vergangenen Jahre nicht ordnungsgemäß gepflegt worden. Dem von Schöniger bereits vorm Verwaltungsausschuss angedeuteten Kompromiss, den die Stadt auch am Mittwoch öffentlich machte, sei den beteiligten Dialog-Teilnehmern nicht genug, „wir wollen, dass alle Bäume erhalten bleiben“.

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Andreas Paul Schöniger (re.) hat zum Bürgerdialog unter den Linden eingeladen und übt Kritik an der städtischen Verwaltung.

Stadt beugt sich dem Bürgerwillen

Die Kritik und der Unmut wurden die vergangenen Wochen immer lauter und unüberhörbar – auch im Rathaus stellten die Verantwortlichen die Ohren auf. Im Verwaltungsausschuss am vergangenen Montag kam daher die Causa Linden erneut auf den Tisch. „Da immer mehr Bürger die beschlossene Maßnahme rund um die Schaffung von Baumquartieren und den geplanten Austausch der Bäume in Frage stellen, hat die Stadtverwaltung reagiert und der Politik in der letzten Sitzung des Verwaltungsausschusses eine mögliche Alternative präsentiert“, heißt es in einer danach veröffentlichen Pressemitteilung. „Als Bürgermeister nehme ich die Kritik der Bürger sehr ernst“, meint Axel Wohlgemuth. „Wir haben daher seitens der Stadtverwaltung eine Alternative vorgeschlagen, die sowohl die Anmerkungen der Bürger aufnimmt, die ökologischen und ökonomischen Folgen betrachtet, aber auch dem erklärten politischen Willen, die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu erhöhen, Rechnung trägt.“

Erhalten und erneuern zugleich

Der Kompromiss bestehe dabei aus den folgenden Einzelmaßnahmen: Alle Baumquartiere werden geöffnet und vergrößert. Dort, wo eine wassergebundene Decke eingebaut werden soll (Hausnummern 59 bis 61/Höhe Eisdiele/Cafe) bleiben die drei Lindenbäume bestehen und die vorhandenen Baumstandorte werden saniert. Die Bäume vor den Hausnummern 28 (Linde/Ambiente Accessoires) und 66 (Kastanie/Buchhandlung Scheck) sollen nun ebenfalls erhalten bleiben. Die übrigen sechs Bäume (Braukeller, Blumengeschäft, Unverpackt-Laden, Kino) werden durch ökologisch wertvolle Feldahörner (insbesondere für viele Insekten- und Vogelarten) ersetzt. Der Verwaltungsausschuss hat die Verwaltung beauftragt, die detaillierten Maßnahmen in der öffentlichen Sitzung des Klima- und Umweltausschusses am 20.09.22 vorzustellen. Aufgrund des hohen öffentlichen Interesses wird die Sitzung im Rathaussaal stattfinden. Im Rahmen einer Sitzungsunterbrechung soll den Bürgern ausreichend Platz für Stellungnahmen und Diskussion eingeräumt werden.

„Ich würde mich sehr freuen, wenn wir trotz aller Emotionen, zu einem sachlichen Diskurs finden“, so Bürgermeister Axel Wohlgemuth. „Die im bisherigen Verfahren vom Fachgebiet Planen und Bauen sehr detaillierten und transparenten Beschlussvorlagen finden sich im Ratsinformationssystem der Stadt Bückeburg und können dort eingesehen werden. Auch die entsprechende Vorlage für die Sitzung am 20.September wird dort spätestens eine Woche vorher verfügbar sein. Ich würde mich freuen, wenn die Bürger von diesem Angebot Gebrauch machen“.

(Text & Fotos: Nadine Hartmann)

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