„Von Folgen des Ukraine-Krieges überrollt“
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(Stadthagen) Die heimische Bundestagsabgeordnete Marja-Liisa Völlers (SPD) besuchte kürzlich das Jobcenter in Stadthagen. Im Gespräch mit Sylvia Brassat, der Geschäftsführerin des hiesigen Jobcenters und Klaus Heimann, dem Ersten Kreisrat des Landkreises Schaumburg, sprach sie unter anderem über die Folgen des Krieges in der Ukraine und welche Anforderungen vonseiten des JobCenters an die Politik bestehen.

Zunächst wurde die generelle Aufstellung des JobCenter Schaumburg behandelt. „Wir haben in Schaumburg eine sehr gute Ausgangslage. Als zugelassener kommunaler Träger können wir vom Landkreis eine vielschichtige Beratung gewährleisten“, so Heimann eingangs. Hier sei es ein klarer Vorteil, dass die Zuständigkeiten in einer Hand lägen. „Viele Punkte in der Vermittlung betreffen Aufgaben wie die des Gesundheitsamtes, der Schuldnerberatung, der Wirtschaftsförderung oder der Kinderbetreuung“, erklärt Heimann. „Hier können wir als kommunales JobCenter über den Landkreis eine Beratung aus einem Guss anbieten.“

„Beratung aus einem Guss“

„In diesem Jahr hatten wir eigentlich auf der Agenda, uns die Vermittlungshemmnisse bei Frauen genauer anzuschauen, um hier gezielter entgegenwirken zu können“, so Sylvia Brassat auf die Frage der SPD-Bundestagsabgeordneten, welches Arbeitsfeld aktuell besonders hervorsteche. Nun sei man aber auch hier von den Folgen des Krieges in der Ukraine überrollt worden. „Wo wir sonst 30 Neuanträge pro Woche bearbeitet haben, sind es jetzt ad hoc 500“, erklärt die Geschäftsführerin. „Ich bin beeindruckt, wie schnell das JobCenter Schaumburg auf diese Herausforderungen reagiert hat und trotz der hohen Arbeitsbelastung für die Mitarbeitenden, sofort Infos auf Ukrainisch bereitgestellt und entsprechende Flyer erstellt hat“, so Marja-Liisa Völlers.

„500 Neuanträge pro Woche“

Sylvia Brassat betont: „Auch wenn wir der Situation entsprechend hier sehr gut aufgestellt sind, hätte ich mir von der Politik gewünscht, dass Beschlüsse nicht so kurzfristig erfolgen. Die Entscheidung, dass Geflüchtete aus der Ukraine ab 1. Juni die Jobcenter als Anlaufstelle haben, fiel praktisch erst eine Woche vorher. So schnell die nötigen Voraussetzungen zu schaffen, verursacht große Probleme“. Denn man habe auch bei den Geflüchteten den Anspruch, immer schnell tätig werden und zu Beratungen einzuladen, um am Ball zu bleiben.

Marja-Liisa Völlers (mi.) im JobCenter Stadthagen mit Sylvia Brassat (li.) und Klaus Heilmann (re.) (Foto: pr)

Dazu Völlers: „Ich kann verstehen, dass die kurzfristige Beschlusslage die Jobcenter vor Herausforderungen gestellt hat. Wir wollen als Politik den Ukrainerinnen und Ukrainern so schnell wie möglich Perspektiven geben und sie unterstützen, auf dem hiesigen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Dass die Maßnahmen vom Jobcenter, trotz der Kurzfristigkeit, nun so schnell umgesetzt wurden, freut mich sehr. Mein großer Dank gilt allen Beschäftigten, die dies ermöglicht haben. Wir befinden uns in besonderen Zeiten, in denen wir alle zusammen halten müssen. Dass dies in der Region bei uns gut funktioniert, haben wir jetzt nochmal gesehen.“

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Beratungsgespräche auch per Video möglich

„Besonders erfolgversprechend scheint mir hier für alle Kundinnen und Kunden die bewerberorientierte Beratung zu sein, die das JobCenter Schaumburg anbietet“, so Marja-Liisa Völlers. Wie im Gespräch berichtet wurde, gebe es Kunden, die nicht in jedem Umfeld offen auf Beratung reagieren. So könne man Beratungsgespräche auch bei einem Spaziergang, über Video oder zu Hause anbieten, berichtet Sylvia Brassat. „Der Ansatz, jede Kundin und jeden Kunden individuell zu erreichen, ist sicher zunächst mit mehr Aufwand verbunden. Aber die Erfolge bei der Vermittlung sprechen ja Bände“, stimmt Marja-Liisa Völlers zu.

Von der Politik wünsche man sich gleich mehrere Dinge, so Brassat und Heimann abschließend: „Generell müssen bürokratische Hürden abgebaut werden“, so Heimann. „Es gibt bis hin zur Vermittlung einfach zu viele verschiedene zuständige Stellen und es braucht oft 3-4 Arbeitsschritte und Behördengänge, bis wir den Menschen helfen können.“

„Bürokratische Hürden müssen abgebaut werden“

„Aktuell haben wir zudem das Problem, dass von der VHS Schaumburg wegen der Vorgaben des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge trotz hoher Nachfrage zu wenige Sprachkurse angeboten werden können“, so Brassat. Marja-Liisa Völlers sichert zu, sich hier in Berlin zu erkundigen, ob eine Lockerung bei den Auflagen des BAMF für die Anerkennung von Dozenten geplant sei. Ebenso wie zu der Ausgestaltung der geplanten Kindergrundsicherung und den sogenannten Aufstockern, bei denen der Koalitionsvertrag Änderungen vorsieht.

Obwohl das JobCenter Schaumburg trotz der aktuellen Herausforderungen mit einer niedrigen Arbeitslosenzahl im Landkreis gut aufgestellt ist, ziehen die Beteiligten das Fazit, dass sich auch hier bei der Arbeit die Auswirkungen der steigenden Energiepreise, der Inflation und des Fachkräftemangels in der Verwaltung bemerkbar machen werden. (pr)

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