Polizei-Kriminalstatistik für 2021: Straftaten im Landkreis Schaumburg auf niedrigstem Stand seit 33 Jahren
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(Landkreis) Nachdem die Straftaten im Landkreis Schaumburg bereits 2020 rückläufig waren (8.654), registriert die Polizei fürs Jahr 2021 mit einer weiteren Abnahme um über 9 Prozent auf 7.853 Straftaten den niedrigsten Stand der letzten 33 Jahre.

Dabei entfällt der stärkste Rückgang auf die Eigentumsdelikte (-21,48%), im Bereich des schweren Diebstahls gingen die Taten sogar um fast 34 Prozent zurück. Dies ist Teil der jetzt veröffentlichten Kriminalstatistik fürs Jahr 2021.

„Höchste Aufklärungsquote seit 1988 gehalten“

Mit 65,85 Prozent konnten die hohe Aufklärungsquote des Vorjahres (65,97%) gehalten werden. Sie liegt damit weiterhin bei der höchsten Aufklärungsquote seit 1988.

„Sicherheit im Landkreis Schaumburg weiter gestiegen“

Die Häufigkeitszahl bildet die Kriminalitätsbelastung ab, indem sie die Anzahl der Straftaten je 100.000 Einwohner darlegt. Somit wird ein regionaler Vergleich der Belastung der Bevölkerung durch Straftaten und zudem auch die Ableitung des Risikos, Opfer einer Straftat zu werden, ermöglicht.

Im Landkreis Schaumburg liegt dieser Wert erstmals unter 5.000 (4.958) Straftaten auf 100.000 Ein- wohnende, wobei der Wert bereits 2020 (5.483) deutlich unter dem Landesdurchschnitt (6.219) lag.
Die Betrachtung des diesjährigen Landesdurchschnitts (5.899) zeigt, dass der Abstand noch größer geworden ist und die Bevölkerung statistisch weit weniger gefährdet ist, einer Straftat zum Opfer zu fallen.

„Zahl ermittelter Tatverdächtiger im Verhältnis weiter gestiegen“

Die Polizei in Schaumburg hat im zurückliegenden Jahr 3.775 Tatverdächtige ermitteln können. Im Verhältnis mit den registrierten Straftaten, die über 9 Prozent zurückgegangen sind, ist die Zahl ermittelter Tatverdächtiger also anteilig gestiegen. 75,52 Prozent (2020: 76,44%) der Tatverdächtigen waren männlichen und 24,48 Prozent (2020: 23,56%) weiblichen Geschlechts.

„Erneuter Rückgang junger Tatverdächtiger“

3.096 Erwachsene über 21 Jahre (2020: 3.195) wurden als Tatverdächtige ermittelt; 89 Kinder im Alter von 0-14 Jahren (2020: 94), 286 Jugendliche im Alter von 14-18 Jahren (2020: 360) sowie 304 Heranwachsende zwischen 18 und 21 (2020: 341).

Machten junge Tatverdächtige 2020 noch 19,92 Prozent der Tatverdächtigen aus, lag ihr Anteil für 2021 nur noch bei 17,99 Prozent. Dabei geht prozentual der stärkste Rückgang auf tatverdächtige Jugendliche zurück.
Die These, dass junge Menschen immer krimineller würden, hat für den Landkreis Schaumburg laut Polizei damit erneut keinen Bestand.

Mit 900 (2020: 1065) Fällen gibt es im Landkreis Schaumburg in den letzten sechs Jahren den niedrigsten Stand an Fällen mit jungen Tatverdächtigen, bedingt durch einen deutlichen Rückgang bei den Jugendlichen sowie Heranwachsenden, zu verzeichnen.

„Vermögens- und Fälschungsdelikte sowie die Diebstahlsdelikte haben mit insgesamt 46 Prozent weiterhin den höchsten Anteil.“

Die Verteilung der Straftaten nach Deliktstypen hat sich im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert.
Die Vermögens-, Fälschungs- sowie Diebstahlsdelikte werden weiterhin gefolgt von den sonstigen Straftatbeständen mit ca. 24 Prozent. Dazu zählen u.a. Beleidigungen und Sachbeschädigungen.

Straftaten gegen das Leben, die sexuelle Selbstbestimmung sowie Rohheitsdelikte (u.a. Körperverletzung, Raub, räuberische Erpressung) und Straftaten gegen die persönliche Freiheit machen wie im Vorjahr mit insgesamt ca. 19 Prozent nur einen vergleichsweise kleinen Bereich aus.

Hinter den strafrechtlichen Nebengesetzen (11%) verbergen sich Straftaten nach dem Betäubungsmittelgesetz, Straßenverkehrsgesetz, Waffengesetz, also alle Straftaten, die nicht unmittelbar im Strafgesetzbuch aufgeführt sind.

Straftaten gegen das Leben

Im Landkreis Schaumburg wurden im Jahr 2021 sechs Straftaten gegen das Leben, zu denen auch fahrlässige sowie versuchte Tötungsdelikte zählen, und damit zwei weniger als im Vorjahr verzeichnet. In fünf Fällen überlebten die Opfer den Angriff.

Straftaten unter Nutzung von Messern und Schusswaffen

„Weniger Straftaten unter Nutzung von Waffen“

Auch wenn innerhalb der Bevölkerung häufig von einem Anstieg der Straftaten unter der Verwendung von Schusswaffen ausgegangen wird, ist die Zahl dieser Straftaten in den vergangenen zehn Jahren insgesamt rückläufig und erfreulicherweise auch 2021 weiter auf 39 Taten gesunken (2020: 51). Bei der Zahl der Straftaten unter der Verwendung von Messern ist mit 48 Fällen der gleiche Trend festzustellen (2020: 70).

Ein von den Bürgern häufig geäußerter „gefühlter“ Anstieg sei laut Polizei dabei wohl auf das schwindende Sicherheitsgefühl infolge derartiger Straftaten, insbesondere bei Tatbegehung in der Öffentlichkeit, zurückzuführen. Vergangenen Sonntag ereignete sich mitten am Tag ein Vorfall in Nienburg am Weserwall, bei dem ein 48-Jähriger eine Personengruppe mit einer Schreckschusswaffe bedroht haben soll. Passanten meldeten zudem, Schüsse gehört zu haben. Die Polizei konnte den Mann unverzüglich festnehmen und eine Schreckschusswaffe samt Munition sowie eine Anscheinswaffe beschlagnahmen.

Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung

Im Jahr 2021 wurden inspektionsweit 421 Sexualdelikte, fast doppelt so viele wie im Vorjahr (276), verzeichnet. Die Aufklärungsquote konnte auf fast 94 Prozent gesteigert werden (2020: 90,2%).

„Dramatischer Anstieg der sexualisierten Gewalt gegen Kinder“

Mit 234 Fällen ist erneut ein hoher Anteil auf den Besitz und die Verbreitung pornografischer Erzeugnisse zurückzuführen, wobei in 209 Fällen (2020: 88) Kinder und Jugendliche bei Missbrauchshandlungen abgebildet wurden. Die Aufklärungsquote dieser Taten liegt bei 97,5 Prozent.
Dieser bundeseinheitliche Anstieg ist weiterhin auf viele Verdachtsanzeigen aus den USA zurückzuführen. Im vergangenen Jahr gingen ca. 50 Hinweise vom NCMEC (National Center for Missing & Exploited Children) in den USA über das BKA und das LKA aufgrund örtlicher Bezüge bei der PI Nienburg/Schaumburg ein. Der sexuelle Missbrauch von Kindern ist von 47 auf 60 Fälle gestiegen.

„Häusliche Gewalt – Opferschutz im Fokus“

Im vergangenen Jahr erlebten 745 Personen in den Landkreisen Nienburg und Schaumburg sogenannte Häusliche Gewalt und brachten dies zur Anzeige. Darunter befanden sich knapp 73 Prozent weibliche und über 27 Prozent männliche Opfer.

Der Großteil der Taten ist auf vorsätzliche Körperverletzung zurückzuführen (478 Opfer), darauf folgen gefährliche sowie schwere Körperverletzung (73 Opfer) und zuletzt Straftaten gegen das Leben (6 Opfer).

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Häusliche Gewalt beinhaltet nach einer neuen bundeseinheitlichen Definition alle Formen körperlicher, sexueller oder psychischer Gewalt und umfasst familiäre sowie partnerschaftliche Gewalt. Häusliche Gewalt liegt vor, wenn die Gewalt zwischen Personen stattfindet, die in einer familiären oder partnerschaftlichen Beziehung zusammenwohnen. Sie liegt auch vor, wenn sie unabhängig von einem gemeinsamen Haushalt innerhalb der Familie oder in aktuellen oder ehemaligen Partnerschaften geschieht.

Dabei werden die Abstände zwischen den Gewalttaten häufig kürzer, die Intensität steigt an. Oft aus Angst, Scham oder Schuldgefühlen, aber auch aufgrund von Abhängigkeiten bleiben Betroffene in Beziehungen, obwohl diese zunehmend gefährlich für sie werden. Kindern fällt es häufig schwer, sich gegen die eigene Familie zu wenden und Hilfe zu suchen. Gerade für sie fehlte im vergangenen Jahr u.a. infolge der pandemiebedingten Schulschließungen und Ausfälle der Betreuungseinrichtungen die soziale Kontrolle, sodass hier von einem ein hohen Dunkelfeld auszugehen ist.

Für die Polizei steht deshalb die Präventionsarbeit sowie eine enge Zusammenarbeit mit Opferschutzeinrichtungen in einem besonderen Fokus. Betroffenen soll schnellstmöglich professionelle Hilfe an- geboten werden können. Die Zusammenarbeit mit dem Weißen Ring e.V. der Landkreise Nienburg und Schaumburg wurde nochmal intensiviert und in einem am 22.3.2021 unterzeichneten Kooperationsvertrag schriftlich festgehalten. Auch mit der BISS ist die Zusammenarbeit sehr eng und die Abläufe greifen professionell ineinander. Es fanden Präventionsaktionen statt, um das Phänomen in das Bewusstsein aller zu rücken.

„Weiterhin viele Gewaltdelikte gegen Polizeibeamte“

Die Zahl der Fälle von Gewalt gegen Polizei ist im vergangenen Jahr leicht auf 74 gesunken, bewegt sich allerdings weiterhin in einem hohen Bereich.

Tatmittel Internet

In Bezug auf das Tatmittel Internet ist im Jahr 2021 ein erneuter Anstieg auf insgesamt 782 Taten zu verzeichnen. Die Aufklärungsquote ist mit 87,72 Prozent weiterhin hoch und die zweithöchste der letzten zehn Jahre. Lediglich 2020 lag sie etwas höher (88,50%).

Den höchsten Anteil haben weiterhin Vermögens- und Fälschungsdelikte mit 505 Fällen.
Das Tatmittel Internet wurde aber auch verstärkt bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung genutzt, 2021 sind 110 Fälle und damit mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr (45) bekannt geworden.

„Weniger vollendete Straftaten zum Nachteil älterer Menschen“

Mit 647 Fällen war die Zahl der Straftaten zum Nachteil älterer Menschen im vergangenen Jahr rückläufig (2020: 820).

Lag die Erfolgsquote der Täter 2015 noch bei 85,98 Prozent, so ist sie zuletzt rapide auf 13,6 Prozent gesunken. Bei einem Großteil der Taten gelang es der Täterschaft nicht, des Vermögens der Geschädigten habhaft zu werden. Dadurch ist erneut ein erheblich geringerer Schaden eingetreten. Die Schadenshöhe hat sich auf ca. 210.000 Euro halbiert (2020: ca. 420.000 Euro).

Eine Vielzahl der Anzeigeerstatter gab an, über die Betrugsphänomene bereits im Vorfeld informiert gewesen zu sein. Unsere intensive Präventionsarbeit zeigt Erfolge! Maßgeblich dazu beigetragen haben dabei auch andere Stellen: Unsere zahlreichen Pressemeldungen mit wichtigen Verhaltenshinweisen wurden wiederkehrend von den Medien aufgegriffen und veröffentlicht. Einige Bankinstitute verwenden für die Geldauszahlung inzwischen Briefumschläge mit Warnhinweisen, Taxi- Gesellschaften wurden mit Flyern intensiv sensibilisiert. Nicht zuletzt sind daraufhin im April 2021 in Nienburg auch zwei Taxi-Fahrer beherzt selbst eingeschritten. So rief ein Fahrer unverzüglich die Polizei, nachdem eine potentielle Geschädigte ihm vor Fahrtantritt erzählte, dass sie Geld für die Polizei abheben wolle. In einem weiteren Fall erzählte eine Frau während der Fahrt, Geld für die Polizei abheben zu müssen. Der Fahrer begleitete die Geschädigte kurzerhand in das Bankinstitut, rief die Polizei und warnte den Kundenbetreuer.

Wohnungseinbruchsdiebstahl

„Zahl der Wohnungseinbrüche fast halbiert“

Die Zahl der Wohnungseinbrüche im Landkreis Schaumburg hat sich im vergangenen Jahr von 141 auf 78 fast halbiert. Dabei gelang es den Tätern erstmals in den vergangenen zehn Jahren häufiger nicht, die Einbrüche zu vollenden. 43 der Taten endeten im Versuch.

Die Aufklärungsquote des Vorjahres wurde auf 19,23 Prozent gesteigert (2020: 19,15%). Bei vollendeten Einbrüchen liegt diese mit 31,43 Prozent deutlich höher als noch 2020 (25,58%).

Sprengung von Geldautomaten

Von der Sprengung von Geldausgabeautomaten ist man im Landesvergleich bislang kaum betroffen. Im Landkreis Nienburg trat 2021 kein derartiger Fall auf, im Landkreis Schaumburg gab es vier Fälle.

Straftaten im Kontext der Corona-Pandemie

Erstmals in 2021 gewann die Verwendung sowie der Verkauf von gefälschten Impfausweisen an Bedeutung. Im Landkreis Nienburg wurden im vergangenen Jahr 22 Strafverfahren und im Landkreis Schaumburg 11 Strafverfahren im Kontext gefälschter Impfausweise eingeleitet.

„Digitale Angebote werden genutzt – erneuter Anstieg der Anzeigen über Online-Wache“

Nachdem sich die Zahl der Onlineanzeigenerstattungen mit Pandemiebeginn im Jahr 2020 bereits verdreifacht hatte, ist 2021 ein weiterer Anstieg auf 2.915 Anzeigen zu verzeichnen. In den vergangenen zwei Jahren gingen somit 5.548 und damit fast 65 Prozent aller Onlineanzeigen der letzten zehn Jahre ein. Mit der voranschreitenden Digitalisierung ist auch in den kommenden Jahren mit einem weiteren Anstieg zu rechnen.

Delikte mit Cannabis

Die Zahl der Betäubungsmitteldelikte mit Cannabis in den Landkreisen Nienburg und Schaumburg ist in den vergangenen zehn Jahren gestiegen. Die Aufklärungsquote liegt kontinuierlich über 95 Prozent. Dabei fällt der Großteil der Straftaten mit Cannabis auf allgemeine Verstöße, wie den unerlaubten Besitz, zurück.

Inwiefern sich die bundesweit geplante Legalisierung in Form einer kontrollierten Abgabe von Cannabis an Erwachsene in lizenzierten Geschäften auf die Kriminalitätsentwicklung in beiden Landkreisen auswirkt, kann noch nicht abgeschätzt werden.

„Ich freue mich, dass wir für den Landkreis Schaumburg den niedrigsten Stand an Straftaten der letzten 33 Jahre vermelden können. Natürlich ist dieser Umstand gerade im Bereich Einbrüche auf die Pandemie und den Mangel an Gelegenheiten zurückzuführen. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass dies an vielen Stellen ein Ergebnis unserer intensiven Anstrengungen zur Kriminalitätsbekämpfung und -verhütung ist. Und gerade in diesem so sicherheitsempfindlichen Um- feld ist das ein sehr gutes Zeichen!

Insbesondere unsere Bemühungen zum Schutz älterer Menschen vor Betrugsstraftaten tragen erkennbar Früchte! Aber es gibt auch Entwicklungen, die Sorge machen, wie z.B. beim Thema Kinderpornografie. Wir haben trotz hoher zusätzlicher pandemiebedingter Belastungen auch erneut die höchste Aufklärungsquote seit 1988 erreicht – Täterinnen und Täter können eben nicht sicher sein!

Insgesamt wird einmal mehr deutlich: Sie leben sicher im Landkreis Schaumburg. Und unser Ziel ist, dieses besondere Sicherheitsniveau zu halten und nach Möglichkeit noch weiter zu steigern.“ (Mathias Schröder, Leiter der Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg)

(Quelle/Grafiken: Polizei Nienburg/Schaumburg)

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