Trotz 66.666 Impfungen kein Grund zum Jubeln: Warteliste wächst, Impfstoff lässt auf sich warten
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(Stadthagen) Am Montag steht die Corona-Impfung Nummer 66.666 im Impfzentrum Schaumburg auf dem Programm. Grund zum Jubeln gibt es für das Team jedoch nicht, wie DRK-Präsident Bernd Koller mitteilt.

Zur 33.333 Impfung war der Ministerpräsident des Landes Niedersachsen, Stephan Weil, am 14. April persönlich im Schaumburger Impfzentrum, um Frau Orphelia Weber als die 33.333 im Schaumburger Impfzentrum Geimpfte und Frau Karola Koller (33.332) sowie Frau Ursula Schraps-Kneip (33.334) mit jeweils einem Blumenstrauß und einer Glückwunschkarte zu ehren. Damals glaubten und hofften alle Beteiligten in den Impfzentren auf einen schnellen Zulauf von größeren Mengen an Impfstoff in aller nächster Zeit.

Zumindest konnte man dies aus vielen Verlautbarungen der Bundespolitik interpretieren, so Koller. Leider sei dies bis heute aber nicht der Fall: „Nicht erhöht hat sich die Zahl der Impfdosen, erhöht haben sich nur die Zahlen auf den Wartelisten der Impfzentren. Allein die Warteliste des Impfzentrums Schaumburg umfasst mittlerweile fast 15.000 Impfwillige, darunter noch leider viele Bürger aus der dritten Gruppe der bestehenden Impf-Priorisierung.“

Impfzentrum Schaumburg: Fast 15.000 Personen auf Warteliste

Nicht nur im hiesigen Impfzentrum steigen die Zahlen auf der Warteliste, sondern inzwischen auch bei den Hausärzten und ab 7. Juni auch auf den Wartelisten der Betriebsärzte. „Statt mehr Vakzin für alle Beteiligten, wurde das vorhandene Vakzin nur auf diese drei Impfberechtigten-Gruppen aufgeteilt und wird teilweise bis zum 7. Juni 2021, dem Tag des Eintretens der Betriebsärzte in die Impfkampagne, teils zwischengelagert und daher auch nicht verimpft“, erklärt Koller die Problematik.

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„Wenn die Impfpriorisierung am 7. Juni aufgehoben werden sollte und gegebenenfalls noch die Schüler zu den zu Impfenden dazu gehören sollen, dann tragen sich die Impfwilligen auf derzeit mindestens drei nicht korrespondierende Wartelisten, bei Hausärzten, Impfzentren, den Betriebsärzten ein. Der Überblick über die tatsächliche Anzahl an Impfwilligen geht bzw. ist schon jetzt verloren, der Verwaltungsaufwand ist mit mindestens 2,5 zu multiplizieren und… keine einzige Person wird dadurch mehr geimpft.“ (Bernd Koller)

Für den DRK-Kreisverband Schaumburg e.V., der das Schaumburger Impfzentrum in der Festhalle Stadthagen betreibt, gebe es laut Koller erst wieder einen Grund, Prominenz einzuladen, wenn hier wieder mit Höchstlast von 1.200 bis 1.500 Dosen pro Tag geimpft werden könne und nicht nur, wie derzeit, mit geringen Vakzinmengen von unter täglich 1.000. „Der jetzige Umstand der permanenten Nichtauslastung ist nicht nur aus meiner Sicht weder volks- noch betriebswirtschaftlich befriedigend“, kritisiert der DRK-Kreisverbandspräsident.

„Permanente Nichtauslastung ist weder volks- noch betriebswirtschaftlich befriedigend“

Trotzdem freut sich das Team des Schaumburger Impfzentrums daruf, am Montag die 66.666 Impfung zu verabreichen und dies der Öffentlichkeit bekannt zu geben. Am vergangenen Freitag konnte das Zentrum rund 46.400 (29.4 % der Schaumburger Bevölkerung) Erstimpfungen und etwa 20.200 (12,8 %) Zweitimpfungen dem Landkreis melden. Hinzu kommen die Impfzahlen der Hausärzte. Demnach dürften insgesamt ungefähr 42 % der Schaumburger Bevölkerung zumindest ihre erste Impfung gegen das Covid-19-Virus bekommen haben. 15 % der Schaumburgerinnen und Schaumburger sind mit ihrer zweiten Impfung praktisch vollständig gegen das Virus geschützt.

 

Der Niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (re.) besuchte im April das Impfzentrum Schaumburg, hier im Gespräch mit Landrat Jörg Farr (Mitte) und Dr. Ingolf Kunze (li.)

Wahrscheinlich stehe bis Anfang Juli 2021 nicht mehr Vakzin als jetzt zur Verfügung, resümiert Koller. Erstimpfungen könnten im Zentrum im geringen Umfang, dafür aber alle notwendigen Zweitimpfungen vorgenommen werden. Konkret bedeute dies, dass die jetzt schon mit rund 15.000 Impfwilligen sehr lange Warteliste nicht kleiner, sondern vielmehr größer werde, insbesondere sprunghaft nach der geplanten Freigabe der Priorisierung am 7. Juni. „Die Impfwilligen auf der Warteliste müssen sich höchstwahrscheinlich noch eine ganze Weile gedulden bevor sie vor dem Virus geschützt sind“, so Kollers, der fortfährt: „Dennoch ziehe ich als hiesiger DRK Präsident abschließend ein versöhnliches Fazit: Vor einem Jahr konnten wir uns kaum vorstellen, dass wir unsere Bevölkerung schon ab Anfang 2021 gegen das pandemische Virus impfen können. Vielen geimpften älteren Bürgerinnen und Bürgern der ersten beiden Impfpriorisierungsgruppen konnte dadurch höchstwahrscheinlich ihr Leben gerettet werden.“

Bernd Koller (DRK) kritisiert die wachsende Bürokratie und das Fehlen von Impfstoffen. (Archivfoto)
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