Mehr Straftaten, aber auch eine höhere Aufklärungsquote: Polizeidirektion Nienburg/Schaumburg präsentiert Kriminalstatistik für 2023
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(Landkreis) 2023 war unterm Strich ein gutes Jahr für die Polizei: Zwar wurden mehr Straftaten verzeichnet, diese werden jedoch immer häufiger aufgeklärt. Auch Angriffe mit Messern, auf Polizeikräfte und Einbruchstaten sind rückläufig. Was zunimmt: Die sexualisierte Gewalt gegen Kinder und die Zahl der Fälle von häuslicher Gewalt, die immer häufiger angezeigt werden. Auch die frühzeitige Intervention steht auf der Agenda: 2023 war nämlich auch der Start für den Jugend-Kontaktbeamten.

„Anzahl der Straftaten erreicht zweithöchsten Wert seit 2014“

2023 wurden in der Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg 16.379 Straftaten erfasst. Verglichen mit dem Vorjahr verzeichnen diese einen Anstieg von 942 Taten, was eine Steigerung von 6,10 Prozent darstellt. Dies ist der zweithöchste Wert an Straftaten seit 2014. Dieser Anstieg spiegelt sich in allen Deliktsfeldern wider.

Der stärkste prozentuale Zuwachs ist bei den Straftaten gegen das Leben mit 30 Prozent (2022:10, 2023:13) zu verzeichnen. Bei den Diebstahlsdelikten ist mit einem Anstieg von 4.518 auf 5.123 angezeigter Taten der insgesamt zweitstärkste Zuwachs mit 13,39 Prozent festzustellen. Wie auch im Vorjahr kann bei Verstößen gegen die strafrechtlichen Nebengesetze (Betäubungsmittel-, Straßenverkehrs- und Waffengesetz) erneut ein Rückgang registriert werden. Hier werden noch 1.180 Fällen verzeichnet (-10,47 Prozent).

„Zweithöchste Aufklärungsquote seit 1988“

„Mit 64,42 Prozent haben wir erfreulicherweise die zweithöchste Aufklärungsquote in den vergangenen 35 Jahren erzielt und können damit diese auf einem hohen Niveau halten. Lediglich im Corona-Ausnahme-Jahr 2021 lag diese mit 66,72 Prozent noch höher. Unser Ergebnis zeigt: Bürger können sich zu jeder Zeit auf ihre Polizei verlassen und nach wie vor sicher in unserer Region leben“, sagt Polizeipräsidentin Tanja Wulf-Bruhn

„Erneut mehr Tatverdächtige ermittelt“

Die Polizeibeamten der Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg haben im vergangenen Jahr 7.817 Tatverdächtige ermitteln können (2022: 7.442). Dies ist ein Anstieg von 5,04 Prozent zum Vorjahr. Der Anteil der weiblichen Tatverdächtigen nahm im Vergleich zum Jahr 2022 um 9,49 Prozent auf 1.984, der Anteil der männlichen Tatverdächtigen um 9,61 Prozent auf 5.833 zu.

Frühzeitige Intervention

Im Jahr 2022 machten junge Tatverdächtige 25 Prozent aller Tatverdächtigen aus. Im Jahr 2023 stieg diese Zahl auf 26,37 Prozent. Der stärkste Anstieg ist wie auch schon im Vorjahr bei den tatverdächtigen Kindern mit 61,08 Prozent zu finden. (2022: +51,14%) Als Tatverdächtige wurden 385 Kinder im Alter von 0-14 Jahren (2022: 289), 746 Jugendliche im Alter von 14-18 Jahren (2022: 681) sowie 595 Heranwachsende zwischen 18 und 21 (2022: 586) und 6.091 Erwachsene über 21 Jahre (2022: 5.886) ermittelt. Auch die Straftaten im Schulkontext sind im Vergleich zum Vorjahr leicht angestiegen. Im Jahr 2022 wurden 114 Straftaten mit Schulkontext bekannt, in diesem Jahr sind es 148. Dies bedeutet eine Steigung von 29,82 Prozent.

„Die Entwicklung stimmt mich nachdenklich, vor allem, weil der Anteil minderjähriger Tatverdächtiger deutlich gestiegen ist. Das muss für uns alle in der Gesellschaft ein deutlicher Warnruf sein. Natürlich werden wir alles in unserer Macht stehende tun, um künftig wieder auf sinkende Fallzahlen und eine steigende Aufklärungsquote blicken zu können, nachhaltig erfolgreich können wir am Ende aber nur gemeinsam mit unseren Partnern auf allen gesellschaftlichen Ebenen sein“, sagt Tanja Wulff-Bruhn
Die Diebstahlsdelikte machen mit insgesamt 32 Prozent den größten Teil der Straftaten aus. Darunter fallen die abgebildeten 19 Prozent der einfachen Diebstähle und 13 Prozent der schweren Diebstähle. Unter den einfachen Diebstählen sind unter anderem Diebstähle von Handtaschen oder Geldbörsen erfasst. Zu den schweren Diebstählen zählen unter anderem die Wohnungeinbruchdiebstähle. Den zweitgrößten Anteil haben mit 22 Prozent im Jahr 2023 die sonstigen Straftatbestände. Hierzu zählen unter anderem Sachbeschädigungen und Beleidigungen.

Straftaten gegen das Leben, die sexuelle Selbstbestimmung sowie Rohheitsdelikte (u.a. Körperverletzung, Raub, räuberische Erpressung) und Straftaten gegen die persönliche Freiheit machen mit insgesamt circa 20 Prozent ein Fünftel aller erfassten Straftaten aus. Dieser Anteil hat sich zum Vorjahr nicht geändert (2022: 20%). Ebenfalls 20 Prozent entfallen auf die Vermögens- und Fälschungsdelikte.

Straftaten gegen das Leben

Für den gesamten Bereich der Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg wurden im Jahr 2023 in der PKS dreizehn Straftaten gegen das Leben (2022: 10), zu denen auch fahrlässige sowie versuchte Tötungsdelikte zählen, verzeichnet. In drei Fällen ermittelte die Polizei wegen Mordverdachts (2022: 5), in sechs Fällen wegen des Verdachts des Totschlags (2022: 5) und in vier Fällen überlebten die Opfer den Angriff. Die Aufklärungsquote liegt bei 92,31 Prozent, zwölf Taten konnten aufgeklärt werden, eine Tat nicht. „Obwohl diese Delikte lediglich einen geringen Teil der Straftaten ausmachen, erfordern sie ausnahmslos eine langfristige und intensive Ermittlungsarbeit. Dabei leisten unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hervorragende Arbeit, die sich in der Aufklärungsquote von über 92 Prozent widerspiegelt“, erklärt Polizeikommissar Marcel Bente.

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Straftaten unter Nutzung von Messern

Auch wenn innerhalb der Bevölkerung häufig von einem Anstieg der Straftaten unter der Verwendung von Messern ausgegangen wird, zeigt die polizeiliche Kriminalstatistik in diesem Jahr das Gegenteil. Im Vergleich zum Jahr 2022 (94 Taten) konnte in diesem Jahr eine sinkende Tendenz von 7,45 Prozent festgestellt werden. Im Vergleich zum Jahr 2020, in welchem die Messerangriffe eine größere Rolle einnahmen ist eine sinkende Tendenz von 17,9 Prozent verzeichnet.

Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung

Die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung sind in den vergangenen Jahren bundesweit und so auch in der Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg kontinuierlich angestiegen. Nachdem 2022 nur 507 Fälle verzeichnet wurden erhöhte sich diese Zahl in diesem Jahr auf 547. Die hohe Aufklärungsquote vom Vorjahr konnte mit 91,77 Prozent (2022: 93,29%) nahezu gehalten werden.

Auch im Bereich der Sexualisierten Gewalt gegen Kinder und Jugendliche ist ein neuer Höchststand erreicht worden. Nachdem die Fälle im Jahr 2021 zum Vorjahr mit 167,95 Prozent drastisch stiegen, ist auch in diesem Jahr ein erneuter Anstieg erkennbar. Zum Vorjahr gibt es eine Steigerung von 45 Fällen. (+13,16%)

„Besondere Sorge bereitet mir der weiterhin anhaltende massive Anstieg der Delikte im Kontext der Kinder- und Jugendpornografie. Das Internet bleibt damit das beherrschende Medium zur Verbreitung von Kinder- und Jugendpornografie. Mit dieser Entwicklung gehen für die Polizei ein deutlich höherer Ermittlungsaufwand und so auch ein steigender Einsatz personeller und technischer Ressourcen einher. Für die ermittelnden Kollegen bedeutet dies eine starke psychische Belastung. Umso dankbarer bin ich den Mitarbeitenden für ihr Engagement, durch das wir auf eine hohe Zahl an aufgeklärten Fällen blicken dürfen“, so Wulf-Bruhn „Trotz der weiterhin sehr hohen Aufklärungsquote von fast 92 Prozent arbeiten wir weiterhin mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln an der Bekämpfung dieser schlimmen Taten.“

Häusliche Gewalt

Im Jahr 2022 wurden in der Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg 801 Fälle von häuslicher Gewalt bekannt, im Jahr 2023 waren es 1.006 Fälle (+25,59%). Dieser Anstieg spiegelt sich auch in den Zahlen unserer Polizeikommissariate wider (Bückeburg: +47,5%, Bad Nenndorf: + 2,70%, Hoya: +18,75%, Rinteln: +2,07%, Stadthagen: +73,39% und Stolzenau: +34,44%). Der Anstieg lässt sich darauf zurückführen, dass sich mehr Opfer von häuslicher Gewalt trauen, dies zur Anzeige zu bringen. Dies lässt sich auch auf die Präventionsarbeit und die gute Opferhilfe zurückführen. Durch die Präventionsarbeit wurden viele Menschen sensibilisiert, welche bei häuslicher Gewalt nicht mehr wegschauen, sondern den Opfern Hilfe und Unterstützung anbieten.

Gewalt gegen Polizei und Rettungskräfte

Nachdem die Zahl der Fälle von Gewalt gegen die Polizeibeamten und Rettungskräfte im vergangenen Jahr einen Höchststand erreichte (111) ist zu dem Jahr 2023 in der Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg mit 107 ein leichter Rückgang festzustellen. Dabei geht ein Großteil der Fälle auf Gewalt gegen Polizeivollzugsbeamtinnen und -beamte zurück (96,26%). Im Vergleich dazu wurden nur noch vier Fälle (- 33%) von Gewalt gegen Rettungskräfte verzeichnet (3,74%).

Wohnungseinbruchdiebstahl

Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist in der Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg wie erwartet nach dem „Corona-Ausnahme-Jahr“ weiter gestiegen, befindet sich aber auf einen mit den letzten neun Jahren vergleichbaren niedrigeren Niveau. Mit 61,98 Prozent liegen die vollendeten Taten in diesem Jahr etwas deutlicher über den Einbruchsversuchen als in den Vorjahren. Dennoch misslang den Tätern ihr Vorhaben 138 Mal (2022: 122 Versuche). Die vollendeten Taten sind von 169 auf 225 und somit um 33,14 Prozent gestiegen. Die Aufklärungsquote lag im Jahr 2022 bei 16,84 Prozent, im Jahr 2023 kann mit 21,76 Prozent eine höhere Aufklärungsquote von verzeichnet werden.

Ausblick für 2024

„Die Bürger der Landkreise Nienburg und Schaumburg können sich auch weiterhin über ein hohes Sicherheitsniveau freuen. Auch wenn wir in den meisten Bereichen einen leichten Anstieg der Zahlen verzeichnen, liegen wir dennoch unter dem Durchschnitt in Niedersachsen. Herausragende Schwerpunkte bleiben für uns die Bekämpfung der Straftaten zum Nachteil von Kindern und älteren Menschen. Außerdem möchten wir uns in Zeiten der Digitalisierung weiterhin auf die Internetkriminalität fokussieren, die sich 2023 auf dem bislang höchsten Stand befindet“, versichert Kriminaldirektor Stefan Schara.

(pr, nh/Fotos & Grafiken: Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg)

Kriminaldirektor Stefan Schara.
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