Bahnstrecke von Rinteln nach Stadthagen könnte bereits 2024 gesperrt werden
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(Obernkirchen) Es sind keine guten Nachrichten für die Bahnstrecke Rinteln-Stadthagen.

Der Verbindung droht in naher Zukunft die Stilllegung. Das teilen die Vertreter Bückebergbahn Rinteln-Stadthagen, der Förderverein Eisenbahn Rinteln-Stadthagen, sowie der Verein Dampfeisenbahn Weserbergland in einer gemeinsamen Presseerklärung mit. Wir veröffentlichen Sie nachfolgend.

Bereits im kommenden Jahr könnte die 20,4 Kilometer lange Verbindung für den Betrieb gesperrt werden. Grund dafür seien demzufolge „der unzureichende bauliche Zustand und der fehlende Wille des Eigentümers, diesen zu beheben.“ Mehrere Brückenbauwerke in Obernkirchen und Bad Eilsen sowie das Gleis von Stadthagen-West bis zum Georgschacht könnten schon jetzt nur noch eingeschränkt passiert werden und müssten dringend saniert werden.

Streckeneigentümer sind über die Rinteln-Stadthagener Verkehrs GmbH (RStV) anteilig der Landkreis Schaumburg mit 50%, die weiteren 50% entfallen auf die Städte Rinteln, Stadthagen und Obernkirchen. Bislang zeige sich der Landkreis Schaumburg mit den weiteren Kommunen nicht bereit, die für den Weiterbetrieb aufzuwendenden Kosten zu übernehmen, da dieses per Pachtvertrag auf die Bückebergbahn übertragen wurde.

Zögern der öffentlichen Hand und zu geringe Einnahmen führen zum Rückzug der Bückebergbahn Rinteln-Stadthagen GmbH im kommenden Jahr

Erst im Februar 2021 ist ein Kilometer Gleis im Bereich Stadthagen/Georgschacht erneuert worden. (Foto: Tjaard Wehrend)

Für die Sanierung der Brückenbauwerke und des Gleises sind nach Berechnungen der Bückebergbahn einmalige Investitionen in Höhe von rund 4 Mio. Euro erforderlich, die sie selbst nicht stemmen kann. Die Gesellschaft hat seit 2011 die Strecke gepachtet, die örtliche Betriebsführung übernommen und sorge seither mit hohem ehrenamtlichem Engagement unter anderem dafür, das die Firma Matthäi mit Splitten beliefert wird und Holz aus Schaumburger Wäldern abtransportiert werden könne.

Gemeinsam mit den Mitgliedern des Fördervereins Eisenbahn Rinteln-Stadthagen (FERSt) und der Dampfeisenbahn Weserbergland (DEW) kümmert sich die Bückebergbahn um die Sicherung der Gleis- und Signalanlagen, den Baumschnitt sowie die Pflege der Strecke und Bahnhöfe. Dazu werden auch Aufträge an professionelle Bahnbau-Unternehmen und Garten- und Landschaftsbaubetriebe in der Region vergeben.

„Wir haben uns bislang erfolgreich bemüht, die relativ geringen Einnahmen der Bückebergbahn effizient einzusetzen und die Bahnstrecke in einem betriebsfähigen Zustand zu halten“, sagt Geschäftsführer Thomas Stübke. „Ohne Unterstützung des Landkreises Schaumburg wird dies in Zukunft leider nicht mehr möglich sein, denn Sicherheit geht vor“, betont Stübke.

Die Bückebergbahn musste deshalb jetzt die Notbremse ziehen. Zum 1. Mai kommenden Jahres wurde der Pachtvertrag mit der RStV gekündigt was auch zur vertraglich verpflichten Einleitung des Stilllegungsverfahrens führt. Der Landkreis Schaumburg und die drei Anliegerkommunen sind von diesem Tag an wieder selbst für die Unterhaltung und Sicherung der Bahnstrecke zuständig.

„Ein sicherer Fahrbetrieb ist aus unserer Sicht ohne zeitnahe Investitionen kaum mehr möglich“, betont Stübke. Die betriebsbedingte Sperrung der gesamten Strecke ist die logische Konsequenz. So die Eigentümer keinen anderen Betreiber finden, droht die Stilllegung und damit das endgültige Aus der traditionsreichen Bahnverbindung, die an ihren Endpunkten in Stadthagen und Rinteln auch Anschlüsse an das DB-Netz besitzt.

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Ob und wie die Zulieferung der durchschnittlich jährlich ca. 60.000 Tonnen Splitte zum Asphaltwerk Matthäi am Georgschacht ab Mai 2024 abgewickelt werden können ist derzeit vollkommen offen und muss ohne Lösung mit ca. 2.400 LKW auf die Straße verlagert werden. Dieses ist umso bedauerlicher, da diverse Gespräche mit dem Landkreis stattfanden und er auf den zusätzlichen LKW-Verkehr verzichten möchte.

Rinteln, Obernkirchen und der Kurort Bad Eilsen verpassen
dauerhaft den Anschluss an die Schiene nach Hannover

„Die Kündigung des Pachtvertrags hat uns viel Kopfschmerzen bereitet, ist aber unter diesen Umständen alternativlos“, sagt Carsten Reinhardt 2. Geschäftsführer der BBB. Der Schritt ist umso bedauerlicher, als dass das langfristige Ziel der Eisenbahnunterstützer für den Erhalt der Strecke Rinteln-Stadthagen damit gescheitert ist: Der Erhalt der Bahnstrecke und ihre Reaktivierung auch für einen umweltfreundlichen Personenverkehr mit Anschluss an Züge zur Landeshauptstadt Hannover oder Richtung Bielefeld.

Das sei umso ernüchternder, weil das Land Niedersachen die Wiederbelebung von Bahnstrecken vorantreibe und hohe Investitionen in die Ertüchtigung von Eisenbahn-Infrastruktur angekündigt habe, teilen die Verfasser mit. Dies gelänge allerdings nur „mit geschlossener Unterstützung der Kommunen und Politiker vor Ort und dauerhaftem Invest in die Infrastruktur, was bisher leider trotz vieler Gespräche nicht erreicht wurde“. Lediglich zur Mitunterstützung von 1 Km Streckengleis habe sich der Landkreis im Jahr 2021 durchringen können. Zudem haben die Räte der Städte Stadthagen und Obernkirchen, der Samtgemeinde Eilsen und der Gemeinde Steinbergen im Jahr 2020 eine Resolution zur Reaktivierung der Strecke beschlossen.

„Wir müssen leider feststellen, dass unser Engagement in den letzten Jahren nicht ausgereicht hat um, wie in anderen Landesteilen, eine Reaktivierung für den Personenverkehr vorzubereiten“, sagt Thomas Stübke als Vorsitzender des FERSt. Und das, obwohl die Bahnstrecke Rinteln-Stadthagen in den Reaktivierungsplänen stets eine wichtige Rolle spielt und auch von namhaften Umwelt- und Verkehrsverbänden angemahnt wird.

Leider kommt mit der Streckenstillegung auch der touristische Verkehr des FERSt und der Dampfeisenbahn Weserbergland sowie die Chance auf Attraktivitätssteigerung der Orte entlang der Strecke, durch das Vorhalten einer leistungsstarken Bahninfrastruktur, damit zum Erliegen. (pr)

Zur Bückebergbahn Rinteln-Stadthagen GmbH
Die 2011 gegründete Bückebergbahn hat als lokales Eisenbahninfrastruktur-Unternehmen die Unterhaltung der Bahnstrecke Rinteln-Stadthagen übernommen. Die Strecke wurde von der Rinteln-Stadthagener Verkehrs GmbH gepachtet und seitdem mit ehrenamtlichem Engagement betriebsfähig gehalten. Das Stammkapital der GmbH wurde von elf Privatpersonen sowie der Schienenflieger KG und dem FERSt aufgebracht. Bei Übernahme der Strecke gab es keinerlei Verkehre, Kunden und Abstellungen. Diese wurden erst nach und nach neu gewonnen.

Einnahmen erhält sie aus der Unterhaltung der Bahnübergänge, den Trassengebühren der Touristikzüge sowie für den Güterverkehr mit Splitten, Holz und Waggonabstellungen; diese fließen in die Streckenunterhaltung. Aufgrund der Corona-Pandemie haben sich die Einnahmen rückläufig entwickelt.

Zum Förderverein Eisenbahn Rinteln-Stadthagen e.V. (FERSt)
Der aus einem Förderkreis 2012 hervorgegangene FERSt e. V. setzt sich für den Erhalt der Bahnstrecke Rinteln-Stadthagen und die Reaktivierung des im Jahr 1965 stillgelegten Personenverkehrs ein.
Der FERSt betreibt regelmäßig ab Rinteln Ausflugs- und Sonderfahrten mit einem historischen Schienenbus und versteht den Museumsbetrieb als Beitrag zur Belebung des Fremdenverkehrs in Schaumburg. Der FERSt hat aktuell 130 Mitglieder. Es besteht eine gute Zusammenarbeit mit dem Touristikzentrum Westliches Weserbergland.

Zur Dampfeisenbahn Weserbergland e. V. (DEW)
Die 1972 gegründete Dampfeisenbahn Weserbergland hat ihren Standort auf dem ehemaligen RStE-Gelände Stadthagen West und ist schon seit vielen Jahre mit Dampfzügen auf der Rinteln-Stadthagener Eisenbahn sowie auch zu fernen Zielen im DB-Netz unterwegs. Sie ist für den Landkreis Schaumburg eine touristische Attraktion. (pr)

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