„Bienen-Enthustiast“ Peter Walter informiert in Scheier Dorfgemeinschaftshaus über insektenfreundliche Gärten
Werbung

(Scheie) Auf Einladung des Ortsrats Scheie hat Wildbienen-“Enthusiast“ Peter Walter aus Bückeburg über die Vielfalt der heimischen Wildbienen informiert und wie jeder in seinem eigenen Garten etwas dafür tun kann, dass sie alle genügend Nahrung und Unterschlupf finden.

Walter, lange Vorsitzender der NABU-Ortsgruppe Bückeburg, ist begeisterter Hobby-Bienenforscher und hat seinen heimischen Garten in ein wahres Insekten-Eldorado verwandelt. Stunden verbringt er dort und beobachtet und dokumentiert die fleißigen Bienchen, die in größerer Vielfalt in Deutschland vorkommen, als so mancher vermuten würde. Knapp 600 Wildbienenarten gibt es hierzulande, in Niedersachsen kommen ganze 350 von ihnen vor.

Etwa 350 Wildbienenarten sind in Niedersachsen heimisch – Peter Walter fängt viele von ihnen, hier eine Sandbiene, mit seiner Kamera ein. (Foto: Peter Walter)

Die Wildbienen-Saison ist schon im vollen Gange, weiß Walter zu berichten. Ein deutliches Summen und Brummen aus seinem Garten zeugt davon – so ist seit März bereits die gehörnte Mauerbiene unterwegs. Mit faszinierenden Makro-Aufnahmen und Videos zeigt Walter den rund 40 Interessierten die unterschiedlichen Arten, wo sie nisten und welche Pflanzen sie bevorzugen. „Die große Vielfalt an Arten bedeutet auch, dass alle verschiedene Vorlieben haben. Die größte heimische Wildbiene ist die rund drei Zentimeter große Holzbiene, die mit ihrer Größe und Blaufärbung sowie ihrem prägnanten, lauten Summen mächtig Eindruck macht.

Frühblüher bereiten Freude

Große Freude machen den Bienen derzeit alle Arten von Frühblühern: „Sie liefern wichtigen Nektar, daher kann man von ihnen nicht genug im Garten haben. Doch generell haben Wildbienen nicht viel Grund zur Freude: Die zu stark bearbeitete Kulturlandschaft bietet zu wenig Nahrung und Nistmöglichkeiten. Viele Wildbienenarten nisten im Boden, „es muss einen Strukturreichtum geben“, macht Walter deutlich. Dabei seien die kargen Schottergärten keinesfalls mit den alpinen Steingärten zu verwechseln, die mit entsprechenden Pflanzen auch sehr nützlich seien können. „Aber: Wo kein Kläger, da kein Richter. Ich empfehle hier Kommunikation und Beratung“. Auch der beliebte Heckenlorbeer sowie emsige Mähroboter sind kontraproduktiv und reduzieren das Angebot für Insekten.

Alle Arten von Frühblühern sind wertvolle Tankstellen für Wildbienen. Gartenbesitzer sollten bestenfalls über das ganze Jahr verschiedenste blühende Pflanzen bereitstellen.

Eine Rasenfläche solle durchaus Gänseblümchen, Löwenzahl und andere „Unkräuter“ haben. „Wenn man die Wiese Wiese sein lässt, nicht mal besonders hoch oder auch nur kleine Inseln stehen lässt, kann das schon helfen und wird dankbar angenommen“, appelliert Walter an die Gartenbesitzer. Auch ein wöchentliches Mähen des Rasens sei eigentlich nicht nötig, einmal im Monat reiche vollkommen aus.

Werbung

Nisthilfen anbieten

Doch auch mit Nisthilfen können die Menschen den Bienen – wenn auch nur bedingt – helfen. Denn zum einen sind viele Nisthilfen, die es im handel zu kaufen gibt, schlecht verarbeitet oder schlichtweg ungeeignet. Zum andern nistet eine Großzahl der Wildbienen im Boden oder anderen Behausungen. Ansprechende Nistmöglichkeiten lassen sich dabei leicht selbst herstellen: Bambusröllchen in Dosen gesteckt, in Tonziegel gesteckte Löcher und Bohrlöcher in Holz werden gerne angenommen. Dabei dürfen die Löcher aber nicht zu groß sein, vier bis sechs Millimeter sind für die meisten Bienen mehr als ausreichend. Dabei müssen die Gänge schön fein sein, damit sich die Bienen beim Bau der zahlreichen „Einzelzimmer“ für ihre Nachkommen nicht verletzen.

„Wenn jeder nur ein bisschen pflanzt, können wir viel bewirken und so kleine Inseln für Bienen und Insekten schaffen“, regt Peter Walter während des Infoabends in Scheie vor rund 40 interessierten Zuhörern an.

Einfachste Nisthilfen können auch markhaltige Stängel, etwa von Holunder oder Brombeere sein. Diese lassen sich einzeln aufstellen und festknoten und werden schnell bewohnt. Des Weiteren kann Totholz auch einfach stehen gelassen werden als natürliche Nisthilfe. Dreiviertel der Bienenarten nistet jedoch im Boden, beispielsweise die Hosenbiene, die Waldschenkel-, Woll- und Frühlingspelzbiene. Deren Höhlen sind oft erkennbar an kleinen Hügeln im Blumenbeet oder erdigen Mauerzwischenräumen. „Hier braucht man keine künstlichen Hilfen, ein offener Boden reicht vollkommen aus“, erklärt Walter.

Bienen wollen „tanken“

Was aber alle Bienen brauchen: Nektar- und Pollen-“Tankstellen“. Dabei gibt es unter den zahlreichen Blühpflanzen sowohl Universalisten als auch Spezialisten, die nur von bestimmten Bienenarten angeflogen werden. Die Glockenblume und ihre Unterarten ist so eine Pflanzen, weiter lieben Bienen den Natternkopf, Wollziest, Kornblumen, Korbblüter, Katzenminze, Kugeldisteln, Flockenblumen, Cosmea, Lavendel und im Spätsommer Shabiosen, die bis in den Herbst hinein blühen. „Wichtig sind verschiedene Arten vorzuhalten, die lange und zu unterschiedlichen Zeiten blühen, damit eine große Vielfalt von Wildbienenarten davon profitieren können“, macht Peter Walter deutlich. Auch Obstbäume wie die Felsenbirne und der Zierapfel oder die heimischen Bäume Eberesche und Weide sind tolle Pollenspender.

Nisthilfen für Insekten lassen sich auch ganz einfach selber machen, etwa mit Bambusröllchen oder Bohrlöchern in Holz, wie Wildbienen-Enthusiast Peter Walter informiert.

Pflanzenflohmarkt bei der Feuerwehr in Evesen

Und von möglichst naturnahen Gärten profitieren nicht nur die Wildbienen, sondern auch Schmetterlinge, andere Insektenarten und Vögel. Alle Interessierten können auf Peter Walters Homepage unter www.wildbienen-und-co.de noch viel mehr über Wildbienen und ihre bevorzugten Pflanzenarten und Nisthabitate erfahren. „Wenn jeder nur ein bisschen pflanzt, können wir viel bewirken und so kleine Inseln für Bienen und Insekten schaffen“, regt Walter an.

Passend dazu findet am 29. April in Evesen, beim Feuerwehrgerätehaus (Auf dem Felde 20), in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr Evesen, dem NABU Bückeburg, dem Peetzer Hof, den Grünen-Mitgliedern des Ortsrats sowie der Kalebassenmanufaktur eine große Pflanzentauschbörse von 10 bis 14 Uhr statt. Alle (Hobby-)Gärtner, Gartenliebhaber und solche, die es werden möchten, sind dazu herzlich eingeladen. Neben Pflanzen sollen auch Informationen zu Anbau und Pflege getauscht werden. Wer Pflanzen zum tauschen übrig hat, kann sich gerne für einen Stand anmelden unter gartenflohmarkt@t-online.de. (nh, Foto:nh/pr)

Werbung