Auswirkungen des Krieges auf die Landwirtschaft sind deutlich zu spüren
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(Landkreis) Bereits vor dem Ausbruch des Ukraine-Krieges am 24. Februar dieses Jahres waren die Preise für Energie bereits hoch.

Die Konflikthandlungen und die damit verbunden Sanktionen haben den Preis weiter in die Höhe getrieben.

Das wirkt sich auch unmittelbar auf die Landwirtschaft aus – unter anderem bei den Preisen für stickstoffhaltige Düngemittel, die zwar noch in ausreichender Menge erworben worden konnten, jedoch für extrem gestiegene Preise, wie Kreislandwirt Dieter Wilharm-Lohmann zu berichten weiß.

Die Auswirkungen seien in mehreren Bereichen angekommen, doch vor allen Dingen beim Dünger-Einkauf seien sie unmittelbar spürbar gewesen. „Der Dünger war schon knapp vor dem Ukraine-Krieg, was unter anderem mit den gestiegenen Energiekosten, bereits im Vorfeld, zusammenhängt. Stickstoffhaltige Düngemittel werden mit einem hohen Energieaufwand produziert, unabhängig woher sie kommen. Langfristig wird sich das Angebot weiter verknappen, wir hatten bereits Sorgen, dass die verfügbare Menge in diesem Jahr nicht ausreicht. Nun konnten die Landwirte ausreichend Dünger einkaufen, aber zu wesentlich teureren Preisen. Das hat sich mit dem Krieg nochmal verschärft und würde künftig bei nicht stattfindenden Gaslieferungen ein erhebliches Problem werden. Eigentlich sind die Energiepreise die Preistreiber“, konstatiert der Kreislandwirt.

Die Preissteigerungen spiegeln sich nicht in allen Bereich in höheren Erträgen für die Landwirte wider: So sind die Preise und Erlöse für Milch und Rindfleisch stark gestiegen, der Schweinefleischsektor sieht sich jedoch mit wachsenden Kosten bei sinkenden Erträgen konfrontiert.

Aufgrund der Preise sei demnach schon früher die Düngemittel-Produktion heruntergefahren worden. Erschwerend komme hinzu, dass eigentlich große Mengen Dünger aus Russland importiert würden, durch die kriegsbedingten Sanktionen werde das Angebot zusätzlich verknappt. „Dabei ist der Dünger entscheidend für die Landwirtschaft hier vor Ort, denn von der Düngung hängt der Ertrag ab“, so Wilharm-Lohmann.

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Generell seien nicht nur die Energie- und Dünger-, sondern auch die Preise für Futtermittel wie Sonnenblumen, Soja und Raps gestiegen. „Die Rohstoffe werden reduziert, das führt auch bei uns zu einer Verteuerung. Wenn es ganz eng wird, müssen wir das Futter umstellen“, erklärt Wilharm-Lohmann weiter. Das gestiegene Preisniveau spiegele sich wiederum nicht überall in gestiegenen Erträgen wider, erklärt er das weitere Dilemma. Beim Getreide und vor allen Dingen im Milch und Rindfleischsektor gehen die Preise derzeit steil nach oben. „Das spürt auch der Verbraucher deutlich“.

Kreislandwirt Dieter Wilharm-Lohmann befürchtet eine weitere Verknappung des Düngemittelangebots sowie weitere Preissteigerungen, etwa bei Futtermitteln: „Wenn es ganz eng wird, müssen wir dann das Futter umstellen“.

Doch im Schweinefleischsektor stelle sich das beispielsweise ganz anders dar: Die Preissteigerung spiegele sich nicht in erträglichen Erlösen wider. Unter anderem habe China sonst viel abgenommen, aber Problematiken wie die Schweinepest haben das Geschäft erschwert. „Viele Kollegen stocken ihre Schweinebestände ab, das Futter wird zu teuer. Für Schweinebauern wird es problematisch, schon vor dem Krieg waren die Bestände gesunken. Hier gibt es viele Begleitfaktoren, wie die Tierwohldebatte, die Konkurrenz unter anderem aus Spanien, Futterpreise und gestiegene Produktionskosten“.

Eine Lösung für die Problematiken hat der Kreislandwirt ad hoc auch nicht parat: „Die Versorgung der Menschen ist wichtig und somit auch, dass wir weiter produzieren können. Das heißt auch, dass wir jetzt alle vorhandenen Kapazitäten nutzen müssen. Daher wäre beispielsweise das Aussetzen der Vier-Prozent-Regel zur Still- und Brachlegung landwirtschaftlicher Flächen sinnvoll, damit wir alles von den Äckern nutzen können. Zudem müssen wir versuchen, die Stallkapazitäten zu erhalten, denn ich bin mir sicher, dass es auch in Zukunft eine Nachfrage nach tierischen Produkten geben wird. Deswegen sollten wir die vorhandenen Strukturen nicht zerstören“.

(Text und Foto: Nadine Hartmann)

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