Herausforderungen für Selbsthilfe-Gruppen in Zeiten der Pandemie
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(Landkreis) Zwei Jahre Pandemie und die damit verbundenen gesundheitlichen Sorgen sowie immer neue Regeln und Kontaktbeschränkungen zerren an den Nerven der Menschen. Doch besonders für all jene, die sich in Selbsthilfegruppen organisieren und sich sonst gegenseitig eine Stütze sind, war und ist es in dieser Zeit besonders schwer. „Die Selbsthilfe lebt vom regelmäßigen, gegenseitigen Kontakt und Austausch“, weiß Claudia Walderbach, Leiterin der Selbsthilfe-Kontaktstelle des Paritätischen Kreisverbandes in Schaumburg, aus Erfahrung zu berichteten.

„Das Bedürfnis nach echten Kontakt ist sehr groß – auch virtuelle Treffen können das Reale nicht ersetzen“, erklärt Walderbach. Für den Gruppenzusammenhalt sei ein regelmäßiger Austausch wichtig, doch viele Gruppen hätten sich über eineinhalb Jahren nicht getroffen. Zwar würden sich viele per WhatsApp oder Briefe austauschen, doch vor allen für viele der älteren Gruppenteilnehmer stehe auch die Geselligkeit bei den Treffen im Vordergrund.

Mobilitätsprobleme

Wenn Treffen überhaupt möglich sind, dann nur unter der 2G-Regelung. „Dennoch haben viele Sorgen um ihre Gesundheit und meiden beispielsweise den öffentlichen Nahverkehr, bei Personen mit psychischen Erkrankungen können die Ängste umso stärker zum Tragen kommen“. Generell sei vielerorts auch die Verkehrsanbindung an den öffentlichen Nahverkehr nicht optimal und gerade die älteren Menschen hätten Probleme, zu den Treffen zu kommen, selbst wenn sie gerne möchten. „Daher wäre es toll, wenn wir beispielsweise einen eigenen Selbsthilfe-Bus hätten, mit dem wir die Personen zu den Treffen abholen könnten. Das wäre ein Traum“, erklärt Walderbach.

Der Linienbus, der auf der B65 unterwegs und mit dem Logo der Selbsthilfe bestückt ist, diene lediglich dazu, um auf die Selbsthilfe als solche aufmerksam zu machen, nicht für Gruppentransporte.

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Überalterung der Gruppen

Oftmals seien einzelne Gruppen auch überaltert und die Mitglieder hätten somit auch nicht das Wissen und die Fähigkeiten, um digitale Treffen als Alternative zu organisieren. Zwar lade die Selbsthilfe-Stelle selbst manchmal zu solchen Veranstaltungen ein, die Resonanz sei jedoch gering. „In Niedersachsen gibt es schon virtuelle Gruppen, doch das ist hier noch nicht so richtig angekommen“, so Walderbach weiter.

Doch es gibt auch Ausnahmen: Einige Gruppen hätten sich alternativ zu den üblichen Treffen zu Spaziergängen in kleinen Gruppen verabredet, bei denen sich unterhalten wurde und die Gruppen untereinander gewechselt haben. In Stadthagen gibt es beispielsweise die Selbsthilfegruppe „Move2smile“, die Treffen auch in Hybridform anbietet. „Doch das ist eine Ausnahme, wo unter anderem der Gruppensprecher sehr versiert ist“. Bei Selbsthilfegruppen, die über Verbände organisiert sind, wie die DGM oder die DVMB, seien darüber besser geschult und variabler in den Möglichkeiten.

Ein eigener Selbsthilfebus wäre ein Traum für die Selbsthilfe-Kontaktstelle des Paritätischen, denn damit könnten nicht-mobile Teilnehmer zu den Treffen abgeholt werden.

Neue Konzepte

„Gerne können wir gemeinsam mit den einzelnen Gruppen neue Ideen und Konzepte generieren, damit der Austausch weiter gepflegt wird und der soziale Aspekt nicht zu kurz kommt“, sagt Walderbach. „Nichts muss so bleiben, wie es ist. Daher kann jeder mit einer Idee mich gerne ansprechen“ (Claudia Walderbach, Dipl. Sozialpädagogin und Leiterin Selbsthilfe-Kontaktstelle des Paritätischen Kreisverband Schaumburg ist unter 0 57 22 / 95 22-20 mittwochs von 14 bis 17 Uhr, donnerstags von 11 bis 15 Uhr und freitags von 9 bis 13 Uhr erreichbar).

(Text: Nadine Hartmann, Foto:pr)

 

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