„Die deutsche Arbeitsweise ist sehr effektiv“: Austauschschüler aus Spanien absolvieren Praktikum im Autohaus Mohme und Piepho
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(Bückeburg) Drei Monate waren die beiden 19-jährigen Spanier Ruben Martinez Martinez und Moises Sánchez Conesa als Praktikanten im Autohaus Mohme und Piepho tätig.

Möglich gemacht hat es das „ErasmusPlus“-Austauschprogramm, an dem sich auch die Berufsbildenden Schulen (BBS) Rinteln beteiligen. Seit vielen Jahren finden regelmäßig Schüleraustausche statt, die Pandemie hat dies jedoch natürlich erschwert. So wären Ruben und Moises eigentlich bereits im Frühling nach Bückeburg gekommen.

Ruben Martinez Martinez tauscht sich mit den Lehrerinnen zu den notwendigen Papieren aus, die zur Bescheinigung des Praktikums und für die Rückreise nötig sind.

Doch auch mit einem halben Jahr Verspätung haben die beiden 19-jährigen Schüler hier ihre Zeit in vollen Zügen genossen und dabei vor allen Dingen viel gelernt und kräftig mit angepackt. Das Praktikum bildet den Abschluss der zweijährigen Mechatroniker-Berufsbildung, deren theoretischen Teil die beiden auf der Mechanik- und Technikerschule in Madrid absolviert haben. Diese pflegt ebenfalls seit vielen Jahren einen guten Austausch mit der BBS, und auch für das Autohaus waren die beiden fleißigen Spanier nicht die ersten ausländischen Austauschschüler, die als Praktikanten mit angepackt haben.

„Wir haben uns besonders gefreut, dass es doch noch in diesem Jahr geklappt hat“ erklärt Christian Schubert, verantwortlicher Lehrer und Organisator des Europa-Projektes von der BBS, die diesen Schüleraustausch in mehreren Fachrichtungen bereits seit über 10 Jahren im Rahmen von ErasmusPlus, welches die Reise- und Aufenthaltskosten übernimmt, bewerkstelligt. Das Autohaus ist seit acht Jahren mit dabei und hat dabei mit den spanischen Austauschschülern gute Erfahrungen gemacht. Auch Kfz-Meister Michael Witthaus, der für die beiden Praktikanten zuständig war, zeigt sich zufrieden. Michael Piepho, Geschäftsführer des Autohauses, das jüngst im ADAC-Werkstatt-Test die Note „sehr gut“ und von Autobild unter die besten Kfz-Werkstätten des Jahres gewählt wurde, ist angetan von dem Projekt: „Eine schöne Möglichkeit des Austausches und den jungen Menschen eine andere Arbeitsweise mitzugeben“.

„In Deutschland verliebt“

Das bestätigten auch Martinez und Conesa, die zusammen mit einem deutschen und polnischen Schüler in einer WG leben. Auf die Frage, was ihnen besonders gut an der Arbeit gefallen hat, sagen beide übereinstimmend: „Die deutsche Arbeitsweise ist sehr effektiv, das ist toll“. Dabei seien alle Kollegen sehr freundlich und zuvorkommend gewesen und hätten den jungen Männern viele Tricks beigebracht, die sie noch nicht kannten. Dabei mussten die beiden richtig anpacken und schrauben, Vollzeit jeden Tag. „Wir haben viel über Mechanik und das schnelle Arbeiten gelernt“, sagt Conesa. Martinez fügt hinzu: „Ich habe mich in Deutschland verliebt und nun sind wir sehr traurig, dass wir wieder zurückmüssen“.

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Moises Sánchez Conesa (v.li.) und Ruben Martinez Martinez haben vor allen Dingen die deutsche Arbeitsweise als sehr effektiv schätzen gelernt.

Beide haben entweder die Möglichkeit, mit ihrer Ausbildung direkt einen Job anzutreten, oder weitere zwei Jahre zu studieren, um sich weiter zu qualifizieren. Das ist auch der Plan von Ruben und Moises. Ersterer möchte gerne weiter studieren, wird aber zunächst auf Jobsuche gehen, um etwas Geld zu verdienen. Moises hingegen wird ein duales Studium antreten, in dem er sowohl studiert als auch arbeitet. „Die Jobsuche ist nicht einfach in Madrid, Spanien hat eine sehr hohe Arbeitslosenquote unter jungen Erwachsenen“, erklärt Schubert. Daher war diese Gelegenheit umso wichtiger für Conesa und Martinez. Denn nicht alle Schüler ihrer Schule bekommen die Möglichkeit, erklären die beiden Lehrerinnen Laura Hernandez und Patricia Morales, die einige Tage früher angereist waren und die beiden jungen Männer zurück nach Madrid begleiten werden.

Austausch nur für die besten Schüler

Das Praktikum sei die Krönung der Ausbildung an ihrer Schule, die sich auf die Technik von „alles, was sich bewegt, vom Auto bis zum Flugzeug“ spezialisiert hat. Entscheidend für die Auswahl zum Austausch sind zum einen die Noten, vor allen Dingen in Englisch, als auch die im Schulsystem verdienten Extra-Punkte. „Das Programm ist für die Besten gedacht, die sehr gute Perspektiven für die Zukunft haben“, so Hernandez. „Die Jungs haben sich bei uns super angestellt und sind sogar an ihrem freien Samstag gekommen, um zu helfen“, sagt auch Geschäftsführer Michael Piepho.

(Von links) Christian Schubert, KfZ-Meister Michael Witthaus, Michael Piepho, Ruben Martinez Martinez, Moises Sánchez Conesa sowie die Lehrerinnen Patricia Morales und Laura Hernandez sind froh darüber, dass der Austausch doch noch stattfinden konnte.

 

Im nächsten Jahr sei man wieder mit dabei und hoffe, im Frühjahr neue Praktikanten begrüßen zu können. „Wir freuen uns über jeden, dem wir das ermöglichen können. Für sie ist es toll zu merken, dass sie gebraucht werden. Und solche praktischen Erfahrungen können sie nur im Betrieb sammeln“, bestätigt auch Schubert.

Auch die BBS schickt ihre Schüler ins Ausland, doch die aktuelle Pandemielage macht vieles unsicher. Eigentlich hätte noch vier Fluggerätemechaniker nach Deutschland kommen sollen, die BBS wiederum plant wiederum Altenpflegeschüler nach Dublin und Erzieher nach Kopenhagen zu schicken. „Insgesamt 25 Schüler stehen derzeit auf unserer Liste“, erklärt Schubert abschließend.

(Text und Foto: Nadine Hartmann)

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