„Blühende statt grüne Wiesen“

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(Landkreis) Die Kreistagsfraktion der SPD hat zu Beginn ihrer jüngsten Sitzung einen Vortrag von Carina Wischhöfer über den „Niedersächsischen Weg“ gehört.

„Die Artenvielfalt geht verloren – es gibt große Herausforderungen für den Natur-, Arten- und Gewässerschutz“, so die Referentin des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz einleitend. Durch verschiedene Einflüsse wie die Zerschneidung der Landschaft, die Intensivierung der Landnutzung oder auch anderweitig verursachte Veränderungen von Lebensräumen gehe, so Wischhöfer, die Biodiversität (Artenvielfalt) zurück. Auch die Qualität der Gewässer müsse gesichert und bei Bedarf verbessert werden.

Carina Wischhöfer (Foto: pr)

Als „Niedersächsischer Weg“ wird die in Deutschland einmalige Vereinbarung zwischen Landwirtschaft (Landvolk, Landwirtschaftskammer), Naturschutz (BUND, NABU) und Politik (Land Niedersachsen) bezeichnet. Einer der Gründe für das Insektensterben ist der Verlust von Nahrung und Lebensräumen. Mit dem Gesellschaftsvertrag soll gegengesteuert werden.

Es sollen unter anderen Regelungen zu Gewässerrandstreifen im Niedersächsischen Wassergesetz (NWG) getroffen – ein Aktionsprogramm Insektenvielfalt erstellt werden und 30 Millionen Euro mehr für Maßnahmen in Natura 2000-Gebieten zur Verfügung gestellt werden. Zur Sicherung einer naturschutzfachlich qualifizierten und kontinuierlichen Vor-Ort-Betreuung der Natura-2000-Gebiete sind bis 2025 etwa 15 weitere Einrichtungen zur Gebietsbetreuung, zum Beispiel ökologische Stationen, zu schaffen.

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Erhalt von blühenden Wiesen, mehr alte Bäume, mehr Hecken und Alleen, 15 Prozent ökologische Landwirtschaft und eine Reduktion chemischer Pflanzenschutzmittel nannte Wischhöfer als Ziele. Die Eckpfeiler der Änderungen seien, so die Referentin, gesetzt, ein Maßnahmenpaket für Naturschutz definiert worden, das über Gesetze und Programm umgesetzt werden soll.

„Es geht darum, die Landwirte nicht als Alleinschuldige für den Status Quo hinzustellen – miteinander und nicht gegeneinander ist die Devise“, berichtete Carina Wischhöfer von einem „in Deutschland einzigartigen Dialog auf Augenhöhe.“ Bis 2024 will das Land Niedersachsen gut 350 Millionen Euro mehr für Natur- und Artenschutz ausgeben. Wenn Landwirte öffentliche Leistungen für den Naturschutz erbringen, werden sie über Ausgleichszahlungen auch dafür bezahlt.

Andrea Stüdemann (Foto: pr)

Die Leitende Kreisverwaltungsdirektorin Andrea Stüdemann betonte, dass der Landkreis bereits seit vielen Jahren Förderprogramme anbietet und Maßnahmen für die Artenvielfalt und den Insektenschutz umsetzt und sprach vom „Schaumburger Weg“. Beispielhaft nannte sie Obstbaumprogramm, Gewässerrandstreifenprogramm, Ackerrandstreifenprogramm, Förderung ökologische Landwirtschaft und seit 2009 das Schaumburger Hege-Programm zusammen mit der Kreisjägerschaft.

„Ganz viel ist aus dem Antrag der SPD-Kreistagsfraktion aus dem Jahr 2019 geworden, als erstmalig 20.000 Euro im Jahr für das Projekt Biodiversität in den Haushalt eingestellt wurden – mit relativ wenig Geld habe man eine Menge erreichen können“, erläuterte Stüdemann. Das Biodiversitätsprojekt, so Amtsleiterin Martina Engelking, diene gezielt der Förderung der Strukturvielfalt in der Landwirtschaft. Dabei sei eine „persönliche und konstruktive Zusammenarbeit“ zwischen Landkreis als Unterer Naturschutzbehörde und den Landwirten notwendig. Gefördert werden unter andern folgende Maßnahmen: Mehrjährige Blühstreifen oder -flächen auf Ackerflächen, Feldvogelinseln im Wintergetreide, Selbstbegrünungsbrache und Gelege- und Kükenschutz. (pr)

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