„Geküsstes Fleisch leuchtet“: Lilo Wanders mit „Sex ist ihr Hobby“ im Hubschraubermuseum
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(Bückeburg) Ihre Briefe besitzt Travestiekünstlerin Lilo Wanders noch. „Ich lagere sie im Schweinestall und manche gehören auch dahin“, berichtete sie ihrem Publikum am letzten Abend der Veranstaltungsreihe „Unterhaltung zum Abheben“ im Hubschraubermuseum.

Einen Ordner mit ganz besonderen Perlen hat sie mitgebracht. Und viele der Skurrilitäten, die ihr während der über zehn Jahre andauernden Moderationszeit begegnet sind, haben ihr Leben durchaus geprägt: „Kinners, es gibt Geschichten, die glaubt ihr nicht und trotzdem sind sie alle wahr.“ Lilo Wanders las zum großen Vergnügen aus der Fanpost zur einstigen Fernsehsendung „Wa(h)re Liebe“.

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Da wird mal schnell das Gleitgel probiert, ob es auch wie versprochen nach Karamell schmeckt.

„Sind das da oben auf dem Bühnentisch Dildos“, dachte man beim Hereinkommen? Nur zum Teil. Das eine große Teil, das man möglicherweise für eine Penisnachbildung aus Holz halten könnte, ist in Wirklichkeit ein Räuchermännchen aus dem Erzgebirge, wie das juchzende Publikum später erfahren wird. Aber auch dieses Gerät ist schließlich dazu gedacht, menschliches Wohlbefinden zu erzeugen. Lilo plaudert charmant, frech, es wird gefrotzelt und natürlich geht es kräftig unter die Gürtellinie, deswegen ist man gekommen, schließlich hat Wanders zu Fernsehzeiten ihr Lebensmotto „Öffnet die Herzen, herzt die Öffnungen“ geprägt.
Wer nun aber bei dem Programm von Lilo Wanders, die einst aus dem kleinen Bad Fallingbostel als Ernie Reinhardt nach Hamburg zog, befürchtet hatte, in einen platten bisweilen hysterischen Abend der Sex-Witze zu geraten, war völlig falsch gewickelt.

Von links: Kerstin Bals (Mitarbeiterin des Hubschraubermuseums), Kult-Ikone Lilo Wanders, Thomas Mallwitz (Vorsitzender des Hubschraubermuseums Bückeburg)

Zwischendurch wurde es immer wieder nachdenklich. „Na, ja. Älter werden ist halt auch nicht so prickelnd. Aber die Alternative ist auch wieder Mist. Tot sind wir lange genug und vorher sollte man doch noch ein bisschen Spaß haben.“ So ist es und so zog es sich wie ein roter Faden durch das Programm, immer wieder allzu menschliches, getragen von einer Protagonistin, die bei aller Frotzelei und Ferkelei ein ganz großes Herz für ihre Mitmenschen hat und sich nicht scheut, das auch zu zeigen. Genauso wie ihre Sehnsucht nach wahrer Liebe. „Wäre das nicht schön, wenn man nach 40 Jahren Gemeinsamkeit sich ganz nackt gegenüber stehen könnte, mit allen Makeln und Fehlern. Sich immer noch ansehen mag?“ Hach. Romantisch ist sie auch. Die Wanders: „Und dann sagt einer leise: Komm ins Bett.“ – Und da gehen dann die Zuschauer auch hin nach der Vorstellung. Mit dem Wunsch von Wanders, ihre Tipps doch umzusetzen. (sk/Fotos: sk)

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