Hat Bückeburg ein Problem mit Autoposern? Diskussion entbrennt im Ausschuss für Sicherheit und Verkehr
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(Bückeburg) Oft sind sie schon von kilometerweiter Entfernung zu hören, wie sie an der Ampel mit dem Fuß auf dem Gaspedal spielen und bei Grün dann schließlich den Motor und den Auspuff aufheulen lassen.

Sogenannte „Autoposer“ sind für alle Anwohner, die vom Lärm betroffen sind, ein absolutes Ärgernis. Zudem geht die Raserei oft auch mit Gefährdungen anderer Verkehrsteilnehmer einher.

Nach Antrag der Ratsgruppe Jamaika (seinerzeit noch mit „plus“) aus dem Oktober 2022 sollte die Stadt ein entsprechendes Konzept erstellen, um Autoposer auszubremsen. Jedoch sieht die Verwaltung als auch die Polizei keine Notwendigkeit eines eigenen Konzeptes – dafür sei die Szene in Bückeburg schlichtweg nicht vorhanden.

Zwar gebe es einzelne Vorfälle, die sich vor allen Dingen an den Wochenenden, in den Abendstunden, wenn die Außengastronomie geöffnet habe und in den Sommermonaten abspielen würden. Dann klappern manchmal auch in der Nacht die Fensterscheiben der Innenstadtanwohner, wenn mit vollem Karacho die Lange Straße entlang gerast wird. Eine richtige Szene, wie etwa in Hameln, gebe es aber in Bückeburg nicht, wissen die Bückeburger Polizeibeamten um Polizeichefin Daniela Kempa zu berichten. Eher sind es einzelne Personen, die mit ihrem (Fahr-)Verhalten auffallen – eine generelle Vorverurteilung von Menschen, die schnellere oder getunte Auto fahren, möchten die Polizeibeamten jedoch strikt vermeiden.

Ausschussmitglied Hermann Kempf (CDU), selbst Anwohner der Innenstadt, ärgert sich über die Autoposer und verlangt ein härteres Durchgreifen und umfassendere Kontrollen: „Die haben doch oft anderweitig Dreck am Stecken, sodass Durchsuchungen doch bestimmt noch andere Delikte ergeben“. Eine Vorverurteilung von Menschen, die gerne schnelle Autos fahren, verbitten sich die Beamten jedoch. Zudem sei auch das Recht, Fahrer und PKW zu kontrollieren und zu durchsuchen, rechtlich eingeschränkt. „Und das ist auch gut so“, wissen Kempa und Kollegen zu berichten. Allgemeine Verkehrskontrollen können sie durchführen, die Papiere und die Fahrtüchtigkeit kontrollieren – nicht aber willkürlich PKW durchwühlen.

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Um ein mögliches Konzept gegen Autoposer in Bückeburg ist im zugehörigen Ausschuss eine umfassende Diskussion entbrannt.

So sehr das manche Ausschussmitglieder ärgert, ist dies jedoch geltendes Recht. Zudem fehle es der Polizei schlichtweg an Personal und technischer Ausrüstung, um flächendeckende Kontrollen, auch an den Wochenenden mit mehreren Kontrollpunkten, durchzuführen. Aber: Ein Kollege im Kommissariat wurde extra mit dem Thema betreut, fungiert als Ansprechpartner für derartige Meldungen und wird zeitnah eine entsprechende Fortbildung absolvieren. Die Polizei hat das Thema also sehr wohl auf der Agenda. „Meist sehen sie ja auch nicht, wann und wie oft wir kontrollieren. Denn wenn wir mit unserem bunten Wagen offen vorfahren, halten sich wieder alle an die Regeln und fahren anders“, lässt sich die Polizeibeamten ein wenig in die Karten gucken.

Ein weiteres Problem: Entweder werden Vorfälle mit „Autoposern“ gar nicht gemeldet oder aber die Meldenden haben meist das Kennzeichen nicht notiert – das macht eine gezielte Verfolgung von Verdachtsfällen natürlich schwierig. Und auch die Stadt hat sondiert, kann aber wenig gegen dieses unerwünschte Verhalten einiger weniger tun. Natürlich würde ein Austausch zum einen mit der Polizei, aber auch der Bußgeldbehörde erfolgen. Letztere konnte im vergangenen Jahr nicht einen einzigen Fall verzeichnen, in dem im Bückeburger Gebiet ein Bußgeld für einen „Autoposer“ ausgesprochen wurde. In Ermangelung einer eigenen Szene und verfolgbaren Vorfällen schlägt Fachgebietsleiter Bernd Meier vor, anstatt eines eigenen Konzeptes weiter den Austausch mit der Polizei zu pflegen, diese um verstärkte Maßnahmen zu bitten und die Thematik im zu erstellenden allgemeinen Verkehrskonzept für die Bückeburger Innenstadt aufzunehmen. Bauliche Maßnahmen wie Bremsschwellen und Poller wären dagegen wohl keine geeignete Maßnahme – schließlich machen auch diese oft Lärm und werden für so manchen Anwohner zum Ärgernis.

Zudem sei das Raserproblem nicht nur auf die Innenstadt konzentriert. Bewohner der ländlichen Gebiete kennen eine ähnliche Problematik mit Motorradrasern, die lautstark die Land- und Kreisstraßen befahren. Generell fordert die Verwaltung und auch die Polizei die Bürger auf, derartige Vorfälle – ob Stadt oder Dorf – direkt zu melden, bestenfalls mit notiertem Kennzeichen. Dem Kompromiss, den Antrag weiterzuverfolgen, indem die Polizei ihre Maßnahmen verstärkt und das Thema Einzug ins Verkehrskonzept erhält, konnten sich die Ausschussmitglieder einstimmig anschließen.

(Text & Foto: nh)

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