„Großer Dienst am Menschen, aber zu viele bürokratische Hürden“
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(Stadthagen) Was genau beinhaltet Palliativmedizin? Und Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV)?

Diese Punkte konnten die Teilnehmer des Ambulanten Palliativdienstes, Dieter Thomas, Jan Bartholomaeus, Friedhelm Henze und Kathrin Ehrit der SPD-Bundestagsabgeordneten Marja-Liisa Völlers und der stellvertretenden Stadthäger Bürgermeisterin Ulrike Koller erläutern. Dabei standen neben Lieferengpässen bei der Medikamentenversorgung und den im Bundestag abgelehnten Gesetzentwürfe zur Sterbehilfe unter anderem die Gründung des Palliativen Fördervereins Schaumburg auf der Agenda.

Ab 1. August werde das Team, das vorrangig für die Menschen im Schaumburger Land tätig ist, 15 Mitarbeiter umfassen, berichtet Dieter Thomas. „Da aber auch die Randgebiete der Region Hannover in der palliativen Versorgung unterversorgt sind, versuchen wir auch hier zu unterstützen“, so der ärztliche Leiter des Ambulanten Palliativdienstes im Landkreis Schaumburg.

Dabei gehe es in der palliativen Versorgung nicht nur um Krebspatienten, erklärt der Geschäftsführer Jan Bartholomaeus. „Auch Menschen mit anderen Krankheitsbildern wie beispielsweise ALS oder COPD benötigen eine aufwändige Versorgung, um die mit der Krankheit einhergehende hohe Symptomlast zu lindern“, so Bartholomaeus. Auch wenn hier per Gesetz ein Anspruch auf eine Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV) bestünde, müsse man sich in der Praxis diesen immer wieder mit hohem bürokratischem Aufwand erkämpfen.

Auch Kathrin Ehrit schildert die Vielzahl an bürokratischen Hürden, denen sie in ihrer täglichen Arbeit begegnet. „Sich immer wieder erklären zu müssen, wann ein Patient oder eine Patientin welche Form der Betreuung und Versorgung benötigt, macht einfach mürbe“, so die engagierte Fachkraft. Man wolle doch schließlich so viel Zeit wie möglich haben, um für die Menschen da zu sein.

Trotz der geschilderten Hürden, die die tägliche Arbeit des Teams oft erschwerten, merkten Marja-Liisa Völlers und Ulrike Koller in erster Linie den Enthusiasmus und die Hingabe, mit der das Team versucht, auch mit neuen Ideen die palliative Versorgung zu verbessern und voranzutreiben.

„Es ist für mich besonders wichtig, dass die in der Tat überaus großen bürokratischen Hürden zu überwinden sind. Nicht die Bürokratie ist von Wichtigkeit, es ist der Leidende, mit dem seinem nahen Tod konfrontiere, Mensch. Ihm allein gilt diese wichtige, uneigennützige Unterstützung und Hilfe“, führt Ulrike Koller aus.

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Friedhelm Henze erläuterte zudem das Beratungskonzept „Advance Care Planning (ACP)“, das ihm besonders am Herzen liegt. Hier gehe es um eine vorausschauende Planung der gesundheitlichen Versorgung. „Patientinnen und Patienten sollen mittels eines Beratungs- und Begleitungsprozesses ihre Erwartungen und konkreten Wünsche festhalten“, erklärt der erfahrene Palliativmediziner. Diese werden dann anschaulich und für jedermann verständlich, beispielsweise an die Zimmertür, angebracht, so dass Rettungskräfte oder Angehörige in einem Notfall sofort erkennen, welche Behandlung der Patient sich wünscht.

„Du zählst, weil Du Du bist und Du wirst bis zum letzten Augenblick Deines Lebens eine Bedeutung haben.“ Dieses Zitat von Cicely Saunders findet sich an mehreren Stellen in den Räumlichkeiten des Palliativdienstes in der Fröbelstraße wieder. „Dass dies das Leitmotiv der überaus engagierten Mitarbeiter des Palliativdienstes ist, lässt sich für mich nach diesem Gespräch bei jedem der Teilnehmer erkennen“, so Marja-Liisa Völlers.

Um dieses Engagement noch weiter auszubauen, wurde nun der Palliative Förderverein Schaumburg gegründet. „Ich würde mich freuen, wenn sich viele Schaumburger und natürlich auch darüber hinaus für die Arbeit des Fördervereins interessieren und ihn unterstützen würden“, so Völlers.

Von links: Kathrin Ehrit, Jan Bartholomaeus, Marja-Liisa Völlers, Dieter Thomas, Friedhelm Henze, Ulrike Koller. (Foto: pr)

Der Verein hat das Ziel, die palliative Versorgung in der Region zu verbessern und den betroffenen Patienten und Patientinnen sowie ihren Angehörigen bestmögliche Unterstützung zu bieten. Zu den Hauptaufgaben des Vereins gehören die Gründung eines Ethikrates, die Unterstützung beim Aufbau und der Weiterentwicklung palliativer Strukturen, die Durchführung von Vorträgen und Fortbildungen sowie die Förderung der Kooperation zwischen verschiedenen Trägern und Akteuren. Der Verein setzt sich auch dafür ein, wichtige Geräte und Ausstattung für die ambulante Palliativversorgung anzuschaffen. Die Mitgliedschaft im Verein kann entweder als Fördermitglied mit einem jährlichen Beitrag von 12 Euro oder als Vollmitglied mit denselben Rechten und Pflichten erfolgen.

Weitere Informationen gibt es auf der Webseite www.palliativer-foederverein.de oder unter der Telefonnummer 05721 – 9698211

Für Fragen und Versorgungswünsche durch die SAPV steht der Ambulante Palliativdienst im Landkreis Schaumburg unter der Telefonnummer 05721 – 96 99 535 oder www.schaumburg-sapv.de zur Verfügung. (pr)

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