Vor 87 Jahren im heutigen Lesesaal des Staatsarchivs geboren: Marianne Haumann freut sich über gelungene Geburtstagsüberraschung
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(Bückeburg) Der 24. Juni 1934 war ein Sonntag. Das Ende des 19. Jahrhundert erbaute Kavaliersgebäude am Schlossplatz, das heute das Niedersächsiche Staatsarchiv beheimatet, war derzeit das Gästehaus des Fürsten und beherbergte einige Dienstwohnungen. Im Archivlesesaal, wo heute Regionalgeschichte bewahrt und archiviert wird, war zu dieser Zeit ein Wohnzimmer mit angrenzenden Schlafräumen. Und genau hier wurde an diesem Tage ein Kind geboren – Marianne Haumann, damals noch Petersen, als ältestes von fünf Kindern.

Zu ihrem 87. Geburtstag machten ihre Geschwister und Kinder ihr eine besondere Überraschung: Es ging auf eine kleine Zeitreise zurück an den Ort ihrer Geburt und frühesten Kindheit.

Marianne Haumann (3.v.re.) wird von ihren Kindern Roland und Delia mit Lebensgefährte Steffen und Schwester Gisela zu ihrem Geburtstag mit einem Besuch an ihrem Geburtsort überrascht.

„Was heute mit mir gemacht wird“, lacht die Seniorin fröhlich beim Aussteigen direkt vor dem Landesarchiv. Begleitet von Ehemann, Geschwistern und Kindern wartet eine besondere Überraschung auf sie, ihre Freude ist ihr ins Gesicht geschrieben. Vor genau 87 Jahren wurde sie an diesem Ort geboren, und Marianne Haumann kann sich noch an vieles aus dieser Zeit erinnern.

Gemeinsam mit Ehemann Günter und Malwine Kolary vom Staatsarchiv geht es die mächtigen Treppen hoch in den heutigen Archivlesesaal. Dieser ist jedoch erst seit 1961 an dieser Stelle, und Haumann kann sich noch an ganz andere Zeiten in diesen Räumlichkeiten erinnern. „Der große Saal war unser Wohnzimmer. Wir hatten einen kleinen Wohnzimmerschrank, der in dem Raum mit der hohen Decke winzig aussah. Und auch unsere kleine, zierliche Mutter hat sich in diesen großen Räumen manchmal verloren gefühlt“, erzählt Haumann. Und auch die Treppen, die seien mit dem Kinderwagen damals eine ziemliche Herausforderung gewesen. Es ist erstaunlich, wie viele und detaillierte Erinnerung aus der Seniorin sprudeln: Die Eltern hatten sich in Bückeburg kennengelernt – er war Golflehrer, die Mutter arbeitete in der Margarinefabrik in den Kronenwerken. Mit dem Fahrrad fuhr sie regelmäßig den Jägergang hinunter gen Bahnhof, und häufiger begegnet ihr dort ihr künftiger Ehemann. Hier lernten sie sich kennen, verliebten sich, 1933 wurde in der Schlosskapelle geheiratet. „Dabei war die Oma anfangs nicht sehr begeistert von dem Auserwählten meiner Mutter, einen Hamburger“, schmunzelt Haumann heute.

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Das Geburtstagskind Marianne Haumann mit Ehemann Günter am Ort ihrer Geburt: „So einen tollen Geburtstag hätte ich mir nicht erträumt!“

Mitgebrachte Fotografien aus dieser Zeit veranschaulichen das Erzählte. Mit dem Krieg änderte sich aber vieles, ihr Vater hatte als Golflehrer hier nicht mehr genügend Arbeit und die Familie ging Ende der 1930er Jahre nach Hamburg. Ende 1942 kehrten sie zurück, erst nach Rinteln, später zog die Familie nach Wülpke. „Doch der Krieg nahm und nahm kein Ende. 1944 zu Weihnachten war mein Vater ein paar Tage zuhause. Ich habe ihn, als er zurückmusste, noch ein Stück zum Bahnhof begleitet“. Zwei Wochen fiel ihr Vater in Russland, die Familie kehrte daraufhin nie wieder nach Hamburg zurück und blieb in der Region. Als Älteste von fünf Kindern war sie die Einzige, die noch lebendige Erinnerungen an den Vater hatte, sagt sie heute.

Marianne Haumann (li.) schwelgt mit Schwester Gisela Wöbking (mi.) und Malwine Kolary in alten Erinnerungen.

So war Haumann auch regelmäßig in Bückeburg und erinnert sich noch an die Besuche mit der Großmutter in der Stadtkirche: „Das viele Gold und die Größe, das war beeindruckend.“ Die Überraschung ihrer Familie war definitiv ein voller Erfolg, wie die Seniorin vergnügt mitteilte: „Ich hatte keine Ahnung, es hieß nur: Mach dich schick. Aber so einen tollen Geburtstag hätte ich mir nicht träumen lassen!“

(Text und Foto: nh)

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