Wie wird die klimaneutrale Wärmezukunft in Schaumburg aussehen?
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(Landkreis) Im Frühjahr 2024 trafen sich Vertreter der Städte Bückeburg, Obernkirchen und Stadthagen sowie der Samtgemeinden Eilsen, Niedernwöhren, Nienstädt und Lindhorst auf Einladung der Stadtwerke zu einem ersten Gedankenaustausch, wie die Herausforderung „Wärmewende“ gemeinsam angegangen werden kann.

Kurz zuvor war das Wärmeplanungsgesetz des Bundes (WPG) in Kraft getreten. In Verbindung mit dem niedersächsischen Klimagesetz (NKlimaG) sind zunächst die Kommunen, die als Mittel- und Oberzentrum ausgewiesen sind, und im Weiteren alle Kommunen, dazu verpflichtet, bis spätestens Mitte 2028 eine Wärmeplanung zu erarbeiten. Die Treibhausgase aus der Verbrennung fossiler Stoffe wie Heizöl und Erdgas sollen in Niedersachsen spätestens im Jahr 2040 Geschichte sein. Fast die Hälfte des Energieverbrauchs in Deutschland entfällt auf die Erzeugung von Wärme. Umso größer sind die Herausforderungen, den Wärmesektor in kurzer Zeit sicher und wirtschaftlich auf erneuerbare Energieträger umzubauen. Auch bei den Stadtwerken Schaumburg-Lippe (SWSL), die in allen sieben Kommunen die Haushalte mit Gas versorgen, ist die Umstellung auf klimaneutrale Wärmeversorgung ein zentrales Thema. „Wir sehen uns nicht nur als Datenlieferant für die Kommunale Wärmeplanung, sondern als Partner der Kommunen, gemeinsam tragbare Lösungen für die Wärmezukunft in Schaumburg zu finden.“, sagt Geschäftsführer Dirk Rabeneck und ergänzt „Für die Bürgerinnen und Bürger eine einerseits klimafreundliche, aber auch eine bezahlbare Wärmeversorgung sicher stellen zu können, ist zugleich Herausforderung und Motivation für alle Beteiligten“.

Nicht ganz ein halbes Jahr später nach dem ersten Gedankenaustausch haben sich die sieben Kommunen für eine gemeinsame, über die eigenen kommunalen Grenzen hinaus reichende Planungsgrundlage entschieden und die Erstellung der Kommunalen Wärmeplanung (KWP) durch einen Dienstleister ausgeschrieben. Die target GmbH aus Hannover, die bereits mehrere Wärmepläne erstellt und durch viele gemeinsame Projekte im Landkreis regionales Wissen erworben hat, wurde Anfang 2025 mit der Durchführung beauftragt. Gemeinsam mit den Fachabteilungen der Städte und Gemeinden, den Stadtwerken und weiteren regionalen Akteuren werden aktuell die Grundlagen und Potenziale für eine treibhausgasneutrale Wärmeversorgung bis zum Jahr 2040 untersucht. “Wir sind der Überzeugung, dass das gemeinsame Vorgehen Vorteile hat, weil Synergieeffekte entstehen, Ressourcen gemeinsam genutzt werden und die Kommunen voneinander lernen, um ihre Klimaziele zu erreichen.“ sagt Tobias Timm, Geschäftsführer der target GmbH.

Die Wärmeplanung ist die Planungsgrundlage für spätere Maßnahmen und Projekte zum Umbau der Wärmeversorgung. Kurz: Sie ist ein Masterplan für die Wärmeversorgung der Zukunft, der Klarheit gibt, welche Optionen zur Wärmeversorgung sich bieten und in welchen Gebieten welche Wärmeversorgungsoption zukünftig sinnvoll ist. Wichtig zu wissen: Aus der Wärmeplanung der Kommunen ergeben sich für die Bürgerinnen und Bürger keine unmittelbaren Rechte oder Pflichten. Dennoch gibt sie Orientierung und ist damit eine wichtige Entscheidungsgrundlage für die Umstellung der Wärmeversorgung auf erneuerbare Energien – für Kommunen, aber auch Gebäudeeigentümer. Als Eigentümer kann man im kommunalen Wärmeplan beispielsweise sehen, ob sich das eigene Haus in einem Gebiet befindet, das sich für Nahwärme oder eher für eine individuelle Wärmeversorgung (z.B. Wärmepumpe) eignet. Ist der Anschluss an ein Wärmenetz eine Option, hängt es davon ab, dass es jemand bauen und betreiben möchte.

Vertreter aus Reihen der beteiligten Kommunen und Planer trafen sich zum Austausch bei den Stadtwerken Schaumburg-Lippe in Bückeburg.

Wie läuft die kommunale Wärmeplanung ab?

Die Erstellung eines kommunalen Wärmeplans erfolgt in mehreren Schritten. Im ersten Schritt findet eine Bestandsaufnahme statt. Hierbei wird von der target GmbH mit Daten der Stadtwerke, des Landkreises und vielen weiteren statistischen und auch realen Daten ein computergestütztes Modell, der sogenannte „digitale Zwilling“, entwickelt, der zunächst die räumliche Darstellung der bestehenden Wärmeversorgungsstruktur und der Wärmenachfrage ermöglicht.

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Dieses Modell ist dann die Grundlage dafür, in einem weiteren Schritt Einsparpotenziale zu identifizieren und verschiedene Versorgungsvarianten zu betrachten. Im nächsten Schritt wird die target GmbH dann folgenden Fragen nachgehen: Könnten Wärmenetze in bestimmten Gemeindegebieten entstehen? Gibt es dafür ausreichende Wärmequellen aus erneuerbaren Energien und die entsprechende bauliche Struktur? Zeichnen sich Gebiete ab, in denen eine dezentrale Wärmeversorgungsoption sinnvoller ist?

Es wird ermittelt, wo sich welche Varianten der Wärmeversorgung eignen – oder eben auch nicht. „Man kann bereits jetzt festhalten, dass es durchaus möglich ist, dass die kommunalen Wärmepläne zu dem Ergebnis kommen, dass sich keine oder nur kleine Gebiete in einzelnen Gemeinden ergeben, in denen Wärmenetze auf der Basis erneuerbarer Energien wirtschaftlich möglich sein werden. Aber auch das ist eine wichtige Erkenntnis “, resümiert Dr. Karin Janssen, die das Projekt leitet und Erfahrungen aus anderen Wärmeplanungsprojekten mitbringt.

Geplant wird aber nicht nur auf dem Papier bzw. am Rechner. Auch die Öffentlichkeit wird beteiligt werden. Angesichts der Diskussionen zum Gebäudeenergiegesetz und den daraus resultierenden Auswirkungen auf den eigenen Heizungskeller sind viele Menschen verunsichert. „Aus diesem Grund ist es von Anfang an ein wichtiges Anliegen, die Öffentlichkeit bei der Entwicklung der Wärmeplanung in unseren Kommunen mitzunehmen.“, sind sich die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister einig. Die Erstellung einer Ideenkarte und verschiedene Veranstaltungsformate zur Beteiligung unterschiedlicher Akteursgruppen und der Öffentlichkeit sind in Vorbereitung. Unterstützt wird die Kommunikation auch durch die regionale Energieagentur Schaumburg als Projektpartner und Multiplikator.

Die sieben Kommunen starten nicht alle gleichzeitig. Termine für Beteiligungs- und Informationsveranstaltungen werden zeitnah über die in Kürze freigeschaltete Webseite der Kooperation www.waermezukunft-shg.de sowie die Webseiten der Kommunen und der Energieagentur kommuniziert.

(pr/Foto: pr)

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