
(Obernkirchen) Es war 2007 eine kleine Sensation: Im Obernkirchener Steinbruch wurden Dinosaurierfährten entdeckt.Nicht nur ein paar einzelne, sondern ein ganzer Haufen, die faszinierend anzusehen sind und der Wissenschaft viel über das Leben der Riesen berichten konnten. Das Interesse in der Bevölkerung war riesig – doch wie sieht es heute, 18 Jahre nach dem Fund damit aus?
Ein kleiner Rückblick: Mitte der 2000er Jahre gab es erste Gerüchte, doch das „Top-Geheimnis“ wurde noch etwas gehütet – zu unsicher waren alle Beteiligten, wie mit den sensationellen Funden am Bückeberg umzugehen sei, erinnern sich Dörte Worm-Kressin, heutige Bürgermeisterin Obernkirchens, und Fritz Klebe, Bau-Dezernent des Landkreises und zuständig für Archäologie und Denkmalpflege. Der damalige Bürgermeister suchte den Kontakt zum Landkreis. Anzumerken ist dazu, dass damals, 2007, derartige Funde nicht per Gesetz schützenswürdig waren – das wurde erst 2014 eingeführt.

Experten waren nötig
Als „Denkmal der Erdgeschichte“ und zugleich schwer beweglichen Funden war schnell klar, dass hier Experten ans Werk müssen. Das Land Niedersachsen sicherte Hilfe zu, war aber personell schwach aufgestellt in dem Bereich. Unterstützung kam seinerzeit aus dem Hannoverschen Landesmuseum – wo auch heute eine Vielzahl an Funden zu bestaunen sind. „Diese Fachleute haben sich sehr gut für uns eingesetzt und auch zum damaligen Besitzer des Steinbruches einen guten Draht gefunden, sodass wir die Fährten erhalten konnten“, erinnert sich Klebe. Entschädigungsfragen wurden geklärt, die beiden Fundflächen aus dem Pachtverhältnis herausgenommen.
Den Steinbruch selbst gibt es bereits seit 1000 Jahren, weiß der Dezernent. Über die vergangenen Jahrzehnte habe es immer wieder Besitzerwechsel gegeben – und auch fossile Funde gab es schon lange vor 2007, jedoch niemals in diesem Ausmaß. Der sogenannte „Hühnerhof“ etwa vereint die Spuren dutzender Saurier verschiedenster Art – darunter Sichelklauen-Saurier, die einst in China heimisch waren. Mithilfe der Experten aus Hannover wurde seinerzeit die 142 Millionen Jahre alten Funde gesichtet, gesichert, katalogisiert.

Spuren touristisch nutzen
„Die Euphorie war groß und die Kunde über die Funde verbreitete sich wie ein Lauffeuer in der Region und darüber hinaus. Das oberste Credo war dann: Schützen, retten und bewahren. Dafür wurde dann Herr Klebe auserkoren, der Landrat setzte eine Leitungsgruppe ein und im Tourismuskonzept von 2010 wurden Pläne zum Ausbau der oberen Sohle gemacht“, fasst Worm-Kressin die Geschehnisse zusammen. Gelder aus dem Förderprogramm „Natur erleben“ ermöglichten die Schaffung eines Rundweges, eine notwendige Absicherung des Areals, des Überweges durch die Funde sowie von neun Schautafeln, die auch heute noch neugierigen Besuchern über längst vergangenen Zeiten berichten. Die Fläche selbst wurde nachträglich um rund ein Drittel erweitert. „Mit viel Fachwissen haben hier viele Menschen und Ehrenamtliche dran gearbeitet“, konstatiert Klebe, sodass auch nachträglich noch einiges entdeckt wurde. Doch wo sensationelle Funde, da auch Gauner: Vandalen haben mehrfach versucht, einige der Fährten herauszubrechen und zu stehlen– und diese dabei unwiderruflich beschädigt.

Interesse wieder fördern
Viele kleinere Funde und Fundplatten sind heute in Obernkirchen, aber auch überregional in Schulen und Universitäten zu finden. „Am besten wäre ein eigenes Museum dafür, denn es gibt noch so viele Funde“ würde sich Klebe wünschen. In den ersten Jahren sei das Interesse enorm hoch gewesen, sowohl die Bevölkerung als auch Gäste sind gerne und häufig zu den Spuren gewundert. Noch immer sei das Interesse da, aber nicht im dem damaligen Ausmaß. In ihrem neuen Tourismuskonzept 2.0 will die Stadt Obernkirchen nun die Dinofährten und weitere touristische Destinationen verbessern und stärken. „Zum „Hühnerhof“ gibt es nur eine Überführung derzeit, er liegt mitten im Steinbruch. Der Abbau dort schreitet voran, in einigen Jahren wird er erschöpft sein und gen Osten wegziehen. Wir haben die Hoffnung, dass wir dann beide Fährtenplatten mit einem Gehweg verbinden können, sodass der Hühnerhof ebenso gut besichtigt werden kann“, stellt Klebe in Aussicht. Zudem sind noch weitere Funde dort zu erwarten – wenn denn gesucht werde. Nachträgliche Suchen sorgten für eine spätere Erweiterung des Hühnerhofes vor einigen Jahren.

Komplexe Gemengelage am Berg
Aber: Dort oben am Bückeburg herrscht zugleich eine komplexe Gemengelage, die eine ausgeweitete touristische Nutzung erschwere, wie Worm-Kressin erläutert. „Eine vielfältige Natur- und Pflanzenwelt, die es zu schützen gibt; die Infrastruktur und das Wegenetz, Brut- und Setzzeiten, Naturschutz – das alles muss beachtet werden“. Aktuell können die Spuren über einen rund 4,5 Kilometer langen Weg erwandert werden, auch Führungen werden vom Landkreis aus angeboten. Eine Idee wäre, den „Tag des Geotops“ wiederzubeleben, doch auch hier ist der Mangel an Infrastruktur vor Ort hinderlich. Dafür gibt es aber nun das neue Tourismuskonzept: Unter anderem soll die Qualität der Zugänglichkeit verbessert werde, zudem wird über eine Überdachung der Funde – vor allen Dingen zu deren Schutz vor der Witterung – nachgedacht. „Was uns eigentlich fehlt: Ein ehrenamtlicher Geologe, der sich damit befassen würde“, wünscht sich Klebe. „Die Dinospuren sind ein Dauerthema und zugleich schöner Forschungsort. Mit langfristiger Planung wollen wir Perspektiven schaffen, um dieses Potential noch besser zu nutzen“, sind sich Bürgermeisterin und Bau-Dezernent einig.
(Text & Fotos: nh)