„Das Ende einer Ära“: DVMB-Vorstandsteam um den Vorsitzenden Rüdiger Schmidt hört auf
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(Walsrode/Luhden) Zwei Jahrzehnte prägten sie maßgeblich die Arbeit des „Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew“-Landesverbandes Niedersachsen (DVMB) – nun ist final Schluss.

Nahezu das gesamte Vorstandsteam um den Vorsitzenden Rüdiger Schmidt hat sich im Rahmen der Mitglieder- und Delegiertenversammlung in Walsrode offiziell verabschiedet – jedoch nicht ohne zahlreiche lobende Worte von Wegbegleitern zu empfangen. Auch die Geschäftsstelle in Luhden wird im Mai umziehen

Fast 20 Jahre lang hat Rüdiger Schmidt als Vorsitzender die Geschicke des Niedersächsischen DVMB-Landesverbandes mit rund 2000 Mitgliedern gelenkt – nun ist endgültig Schluss. Auch die zweite Vorsitzende Martina Irrgang aus Porta Westfalica, die Beiräte Uwe Schicke und Sonja Schröder, Datenschutzbeauftrage Jutta Schmidt-Hausschildt sowie die Sachbearbeiterinnen der Geschäftsstelle in Luhden, Elke Kreth und Heike Wahlmann, streichen mit ihm die Segel. Für den Landesverband ist dies ein großer Verlust, und aus ganz Deutschland waren daher DVMB-Vertreter angereist, um sich gebührend vom Vorstandsteam zu verabschieden.

Nach 20 Jahren hört Rüdiger Schmidt als Landesvorsitzender der DVMB Niedersachsen auf. Auch Martina Irrgang aus Porta Westfalica legt das Amt nieder.

„Millionen Menschen Mut gemacht“

DVMB-Bundesvorsitzender Andreas Brodbeck konstatierte: „Eine Ära geht zu Ende. Ihr habt so viel getan für den Landesverband und wurde dafür vielfach ausgezeichnet. Als eingespieltes Team habt ihr es geschafft, Anlaufstelle für viele Erkrankte zu sein!“ Der ehemalige DVMB-Geschäftsführer Ludwig Hammel erinnerte an die besonderen Verdienste: „Ihr habt euch auch bundesweit hervorgetan. Rüdiger tauchte vor rund 20 Jahren auf und war überall – und hat sich überall eingesetzt für unsere Sache. Stets hoch motiviert, fleißig, ein guter Netzwerker, aber auch schnell erregt – mein großer Dank geht an euch“. Auch NDR-Moderatorin Vera Cordes übersandte Grüße per Video: „Zusammenhalt wird bei Ihnen großgeschrieben. Das Rheumasymposium in Bad Pyrmont 2018 war sensationell – dafür braucht es Leute wie Sie! Auch danach haben wir viele schöne Erinnerungen in kleinen und großen Aktionen, wie Fernsehauftritten, gesammelt. Durch ihr Engagement haben Millionen von Menschen von Bechterew erfahren, das hat vielen Mut gemacht.“

Ins Ehrenamt geschlittert

Diese lobenden Worte kommen nicht von irgendwoher, sondern begründen sich mit zwei Jahrzehnten leidenschaftlicher, ehrenamtlicher Arbeit, für die Schmidt jüngst mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet wurde. Dass ihm eines Tages eine derartige Auszeichnung zuteilwerden würde, damit hat er nicht gerechnet, als er vor mehr als 20 Jahren in seine ersten Ehrenämter „schlitterte“: 2002 wurde Schmidt von seiner Ehefrau, Jutta Hausschildt-Schmidt, auf eine Veranstaltung aufmerksam gemacht: Interessierte sollten zusammenkommen, um in Bad Eilsen eine Selbsthilfegruppe für Morbus Bechterew zu gründen. Schmidt als Betroffener ging schließlich hin – und kam mit dem Posten als Gruppensprecher wieder nach Hause.

Ab 2004 hat er Seminare in Rheuma-Patientenschulen gegeben, 2005 wurde er als Nachfolger des damaligen DVMB-Landesvorsitzenden Ernst Weber vorgeschlagen – und schlug ein. Ab 2006 befand sich dann auch die Geschäftsstelle des Landesverbandes direkt in Luhden. Von 2006 bis 2010 hat er in der Selbsthilfekontaktstelle als Schatzmeister fungiert. Ab 2010 bis 2016 übernahm er sogar den stellvertretenden Bundesvorsitz der DVMB – „ich kann halt nicht ‚Nein‘ sagen“, schmunzelt er heute rückblickend – und wurde zudem 2018 in den Vorstand des Rheumanetzwerkes Bad Pyrmont aufgenommen. Und ganz nebenbei wurde er 2016 noch zum ehrenamtlichen Ortsbürgermeister in Luhden gewählt, ein politisches Amt, dass er bis 2019 bekleidete.

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DVMB-Bundesvorsitzender Andreas Brodbeck: „Ihr habt so viel getan für den Landesverband. Als eingespieltes Team habt ihr es geschafft, Anlaufstelle für viele Erkrankte zu sein!“

Symposium mit 600 Teilnehmern und Stargästen organisiert

Doch das Herzstück seines ehrenamtlichen Engagements war immer die Leitung des DVMB-Landesverbandes, und die hatte es in sich: Rund 40 Gruppen – von Göttingen bis zur See – galt es zu koordinieren. Eine Mammutaufgabe, die Schmidt aber auch immer sehr erfüllt hat. „Das man mit so vielen Menschen zu tun hat, in einem netten Umfeld und mit einer tollen Mannschaft arbeiten darf und zudem noch spannende Bekanntschaften macht, sogar Freundschaften schließt, das motiviert schon sehr und war immer eine Freude“, blickt er zufrieden zurück.

Ein besonderes Highlight war das von ihm und dem Landesverband organisierte Rheumasymposium in Bad Pyrmont 2018 mit hunderten Teilnehmern, hochkarätigen Referenten und Moderatorin Vera Cordes. Auch Dr. Anne Fleck – vielen bekannt aus der TV-Sendung „Die Ernährungsdocs“ – drehte einst mit Schmidt und nahm zudem prompt die Einladung als Referentin zum Symposium an.

Öffentlichkeit schaffen für Bechterew

Zudem bekam Schmidt in seiner Funktion die Gelegenheit, hochrangige Politiker zu treffen – etwa Julia Klöckner und Ursula von der Leyen. „Gerade solche Highlights haben schlichtweg auch Spaß gemacht. Zudem schaffen wir somit natürlich viel mehr Öffentlichkeit für unser Thema“, weiß Schmidt. Doch es gab auch schwere Momente: „Wenn Betroffene uns ihre Geschichte, ihren oft langen Leidensweg erzählten, das war meist nicht leicht“. Dieser Dienst an der Gesellschaft blieb nicht ungesehen – doch dass Schmidt dafür das Bundesverdienstkreuz erhalten würde, war eine große Überraschung. „Als der Landrat bei der Verleihung dann alles vorgetragen hat, hat mich das schon sehr berührt“, gibt er im persönlichen Gespräch im Schmidt’schen Wohnzimmer in Luhden zu.

Rüdiger Schmidt hat es geschafft, eine große Öffentlichkeit für das Thema Morbus Bechterew zu schaffen, unter anderem mit Fernsehauftritten. Eine Wegbegleiterin dabei war NDR-Moderatorin Vera Cordes.

Rührender Abschied vom Vorstand

Rührend waren dann auch die Abschiedsworte des DVMB-Landesvorstands an ihre Mitglieder und Wegbegleiter: „Die Gemeinschaft zu stärken und nach außen zu vertreten – das habe ich gerne übernommen. Ich schaue mit Dankbarkeit auf die vergangenen 20 Jahre. Wir haben viele Erfolge gefeiert und Herausforderungen gemeistert. Die besten Taten sind die, die wir als Team vollbringen. Ich wünsche unseren Nachfolgern viel Erfolg“, so Schmidt sichtlich gerührt. Martina Irrgang danke neben dem Vorstand auch den Mitgliedern: „Die Jahre mit euch waren wundervoll. Sich für andere einzusetzen, ist wahnsinnig schön. An den Landes- und Bundesverband: Ich bin stolz, was wir zusammen geschafft haben“. 120 anwesende Mitglieder antworteten auf diese Worte auf besondere Art – mit stehenden Ovationen für das nun in den Ruhestand tretende Vorstandsteam.

Die höchste Auszeichnung für seinen Dienst an der Gesellschaft erhalten: Rüdiger Schmidt hat das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen bekommen.

Aber ganz die Füße hochlegen, das ist so gar das Ding von Rüdiger Schmidt: „Noch etwas arbeiten nebenbei, weiter im Vorstand des Rheumanetzwerks aktiv sein und ansonsten das Leben genießen – das ist ja eh kurz genug.“

(Text & Fotos: nh)

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