(Landkreis) Die Agentur für Arbeit Hameln, die auch für Stadthagen und Rinteln zuständig ist, präsentierte jetzt die Ausbildungsmarktzahlen 2024.
Dabei wurde festgestellt: „Jedem ausbildungssuchenden jungen Menschen steht theoretisch mehr als eine Ausbildungsstelle zur Verfügung!“
Während die Zahl der Ausbildungssuchenden sinkt, steigt die Anzahl der verfügbaren Stellen. Ende September waren noch 90 Ausbildungssuchende ohne Stelle und 68 Stellen blieben unbesetzt. Henrik Steen, Vize-Chef der Agentur, sieht darin eine Herausforderung: „Es wird zunehmend schwieriger, Ausbildungssuchende und Betriebe zusammenzubringen.“ Daher kooperiert die Agentur erfolgreich mit der IHK und der Kreishandwerkerschaft.
Der Ausbildungsmarkt bleibt auch für einen Start in diesem Jahr offen, betont Cornelia Kurth, Geschäftsstellenleiterin in Stadthagen und Rinteln: „Man muss sich nur auf den Weg machen.“ Henrik Steen hebt die demografischen Herausforderungen hervor: „Wir stecken erst in den Geburtswehen des Umbaus des Arbeitsmarktes!“ Wenn die Babyboomer in wenigen Jahren ausscheiden, wird der Abstand zwischen Angebot und Nachfrage größer. Die Arbeitsagentur sucht neue Wege, um junge Menschen über ihre Möglichkeiten zu informieren. Teamleiter Jens Auberg betont die Bedeutung der Schulpräsenz, um Schülern Orientierung zu bieten: „Nicht alle müssen sich bis zum Abitur quälen!“ Es sei wichtig, dass niemand verloren gehe, da der Arbeitsmarkt alle jungen Menschen benötige, auch Zugewanderte und solche mit suboptimalen Startchancen.
Dr. Dorothea Schulz von der IHK Hameln berichtet von einem Anstieg von 0,4 Prozent bei unterschriebenen Ausbildungsverträgen, sieht jedoch ein Defizit in kaufmännischen Berufen im Einzelhandel sowie in Hotel und Gastronomie: „Das ist auch ein Imageproblem dieser Berufsfelder!“
Janina Häfemeier, die designierte Nachfolgerin, setzt auf die deutschlandweite Azubi-Kampagne „Jetzt#könnenlernen“ und die Homepage „meine-ausbildung-in-niedersachsen.de“, um jungen Menschen Informationen über offene Stellen zu bieten. Andre Harting, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Stadthagen, berichtet von einer gespaltenen Tendenz im Handwerk: Während Berufe wie Kfz-Mechatroniker, Sanitär/Heizung/Klima, Elektro und Dachdecker weniger Schwierigkeiten haben, kämpfen Nahrungsmittelberufe wie Bäckerei und Fleischerei stark um Nachwuchs. Er rät den Unternehmen, sich in sozialen Medien jugendgerecht zu präsentieren.
Harting kritisiert zudem die Politik für den Rückgang von Stellen im Friseurhandwerk und warnt vor einem drohenden Niedergang des klassischen Friseurhandwerks. Bei den Top 10 der Berufswünsche stehen Kfz-Mechatroniker an erster Stelle, gefolgt von medizinischen Fachangestellten und Verkäufern. Besonders gefragt sind Auszubildende im Einzelhandel, Verkauf und als Fluggeräteelektroniker.
(Text & Fotos: ot)