
(Lindhorst) Es ist kurz nach Mitternacht am Sonntag. Martinshorn und Sirenen sind in und um Beckedorf in der Samtgemeinde Lindhorst zu hören, Blaulicht erhellt den Nachthimmel.
Zahlreiche Einsatzkräfte liegen bereits im Bett, auf dem Sofa zu Hause oder sind vielleicht mit Freunden unterwegs. Ein Alarmton des digitalen Meldeempfängers sowie gegebenenfalls eine Handyalarmapp ertönen plötzlich, sekundenschnell schießt Adrenalin in den Blutkreislauf. Nun heißt es „schnell anziehen“ und zum Feuerwehrhaus oder zur DRK Unterkunft fahren, um den in Not geratenen Menschen zu helfen. Von ihren Standorten rücken die Einsatzkräfte aus. Der leitende Notarzt und die Örtliche Einsatzleitung des Landkreises Schaumburg sind ebenfalls alarmiert.
Ein Disponent in der Integrierten Regionalleitstelle Schaumburg/Nienburg nahm gegen Mitternacht einen Notruf entgegen und alarmierte aufgrund der Meldung zahlreiche Einsatzkräfte.
Gemeldet wurde ein Oberleitungsschaden an der Bahnstrecke Hannover-Minden, Höhe Beckedorf. Für den Rettungsdienst wurde ein Massenanfall von Verletzten (MANV) ausgelöst. Hilferufe sind an der Einsatzstelle zu hören. So begann ein Übungsszenario in der Nacht von Samstag auf Sonntag.
Einsatzleiter Benjamin Heine war zuerst vor Ort, erkundete die Lage und vergab erste Einsatzaufträge an die anrückenden Feuerwehren. Ein Notfallmanager der Bahn war ebenfalls alarmiert. Bahnerden, Menschenrettung, Ausleuchten der Einsatzstelle, Unterstützung beim Transport von verletzten Personen zur Verletztensammelstelle sowie die Evakuierung der im Zug gestrandeten und vieles mehr musste organisiert werden.
Zunächst wurde die Bahn geerdet, also stromlos gelegt. Danach konnten sich die Einsatzkräfte Zugang zum Zug verschaffen. Aufgrund des Standortes des Zuges wählte Einsatzleiter Benjamin Heine einen Bereitstellungsraum für die Feuerwehren an der L370 zwischen Ottensen und Beckedorf aus. Von dort wurden die benötigten Einsatzfahrzeuge abgerufen.
Nach einer Sichtung durch den Leitenden Notarzt und dem Rettungsdienst wurden rund 100 Personen aus dem Zug evakuiert.
Der Rettungsdienst priorisierte die Verletzen nach Verletztenmuster. Die Örtliche Einsatzleitung Rettungsdienst koordinierte unter anderem den Transport von Verletzten in Krankenhäuser. Aufgrund des medialen Interesses wurde das Team Presse der Kreisfeuerwehr zur Unterstützung angefordert.
Mit mehreren Mannschaftstransportwagen der Feuerwehren ging es im Pendelverkehr zum Sammelpunkt an der Bahnbrücke der L370, wo bereits Busse der Lebenshilfe Rinteln warteten, um die evakuierten Personen zum Feuerwehrhaus Lindhorst zu fahren. Dort wurden sie mit warmen und kalten Getränken vom DRK versorgt und betreut.
Rund 140 Einsatzkräfte der Samtgemeindefeuerwehr Lindhorst, des DRK Rettungsdienstes und des DRK Einsatzzugs Schaumburg, der Lebenshilfe Rinteln, ÖEL, LNA sowie das Team Presse der Kreisfeuerwehr waren an dieser Übung beteiligt und probten die Zusammenarbeit der einzelnen Einheiten.
(pr/Fotos: Feuerwehr)