(Stadthagen) Um im regelmäßigen Austausch zu bleiben und zudem die neuen Büroräume zu besichtigten, kamen die Bundestagsabgeordnete Marja-Liisa Völlers und Tom Götz von der SPD-Stadthagen mit dem Team vom Mädchen- und Frauenberatungszentrum BASTA e.V. in Stadthagen zusammen. Am neuen Standort in der Nordstraße 1 tauschten sich die Beraterinnen unter anderem zur Istanbul-Konvention, dem Online-Beratungsangebot „pink button“ und zum Thema digitale Sicherheit aus.
„Uns ist es wichtig, die wertvolle Arbeit des Vereins zu würdigen und uns ein Bild von den aktuellen Herausforderungen und Projekten im Bereich der Frauen- und Mädchenberatung zu machen“, betonten Marja-Liisa Völlers und Tom Götz gleich zu Beginn des Gespräches die Bedeutung dieses persönlichen Austausches. BASTA sei zwar bereits seit vielen Jahren eine wichtige Anlaufstelle für Frauen und Mädchen in schwierigen Lebenssituationen in ganz Schaumburg und man kenne sich gut, „aber es gibt kontinuierlich neue Herausforderungen und vor allem eine steigende Nachfrage in der Beratung, die es erforderlich macht, sich regelmäßig zu treffen“, sind sich die SPD-Politiker und das Team von BASTA einig.
Marja-Liisa Völlers interessierte die Einschätzung der Beraterinnen zur sogenannten Istanbul-Konvention, einem Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt. „Mir berichten Betroffene gerade in letzter Zeit vermehrt, dass sie den Eindruck haben, die Inhalte dieser Konvention werden nicht in allen Instanzen ausreichend berücksichtigt.“ In der Tat sei es bei Opfern von Gewalt ein großes Problem, wenn sie durch die Ausübung des Besuchs- und Sorgerechts für gemeinsame Kinder zwangsläufig in Kontakt mit dem Täter kommen, so Birgit Baron.
Da es aber naheliegend ist, dass eine Kindeswohlgefährdung vorliegt, in dem Moment, in dem ein Kind in einem Haushalt lebt, in dem Personen Gewalt erfahren, braucht es für eine restriktive Handhabe auch eine eindeutige rechtliche Grundlage. Eine kinderschutzberücksichtigende Prüfung des Sorge- und Umgangsrechts müsse erfolgen sowie eine automatische Aussetzung des Umgangs auf Zeit in Fällen, in denen die Familie im Frauenhaus Zuflucht suchen musste. Dafür setze sich die SPD-Bundestagsfraktion in Berlin derzeit auch ein, berichtet die Bundestagsabgeordnete.
Ein wichtiger Meilenstein könnte hier auch das angekündigte Gewalthilfegesetz sein, das noch in dieser Legislaturperiode umgesetzt werden soll. „Hier bietet sich die Chance, die langjährige Forderung nach einer bedarfsdeckenden und sicheren Finanzierung des Unterstützungssystems umzusetzen“, so Birgit Baron. Mit dem Gewalthilfegesetz soll jede von geschlechtsspezifischer und häuslicher Gewalt betroffene Frau mit ihren Kindern einen Rechtsanspruch auf Schutz und Beratung erhalten.
Im Gespräch mit den Beraterinnen wurde auch einmal mehr deutlich, wie wichtig gerade die Präventionsarbeit ist. „Auch bei uns häufen sich Fälle von Stalking, in denen sogenannte Tracking-Apps zum Einsatz kommen“, berichtet Sabine Schaedel. Oft werden auf dem Handy des Opfers unbemerkt Einstellungen geändert oder Tracker in Autos oder Kleidungsstücken versteckt. Diese seien sehr klein und günstig und ermöglichen es, Menschen per Smartphone ohne großen Aufwand auf den Meter genau aus der Ferne zu verfolgen, erklärt die Beraterin. „Wir bemühen uns hier um eine umfassende Aufklärung zum Thema digitale Sicherheit, um den Betroffenen zu zeigen, wie sie sich davor schützen können.“
Digitaler Fortschritt böte aber natürlich auch viele positive Aspekte, so auch neue Kommunikationswege in der Beratung, berichtet Claudia Walderbach und informiert über das Projekt „pink button“. „Dieses Online-Beratungsangebot bietet den Vorteil, dass es leicht zugänglich und anonym stattfinden kann“, so die Beraterin. „Junge Mädchen zwischen 12 und 27 Jahren können uns hier kontaktieren und sich je nach Wunsch im Video-Chat oder E-Mail-Austausch beraten lassen.“
Generell weist Ingetraud Wehking zum Abschluss des Gespräches darauf hin, dass eine Vernetzung mit weiteren sozialen Einrichtungen wichtig sei, ebenso wie eine langfristige Finanzierung des Beratungszentrums. Hier sei zwar der Förderverein eine finanzielle Hilfe, da die öffentlichen Zuwendungen allein nicht ausreichen, um den großen Beratungsbedarf zu decken. Präventionsarbeit sei aber bisher kaum finanziell berücksichtigt.
„BASTA ist eine starke und unverzichtbare Stimme für Frauenrechte und gegen Gewalt“, betonen Marja-Liisa Völler und Tom Götz zum Abschluss ihres Besuches. „Und es ist unsere gemeinsame Verantwortung, eine klare, verlässliche und langfristige Finanzierung der Beratungsstellen sicherzustellen.“ So werde sich Marja-Liisa Völlers auch in Berlin für eine Umsetzung des Gewalthilfegesetzes einsetzen, betonte sie.
(pr)