(Landkreis) Rund 2.000 Kaufverträge hat die Geschäftsstelle des Gutachterausschusses Hameln-Hannover im Jahr 2022 für den Landkreis Schaumburg ausgewertet. Hieraus wurden Grundstücksmarktdaten abgeleitet und aktuelle Bodenrichtwerte für Bauland, landwirtschaftliche sowie forstwirtschaftliche Flächen ermittelt. Das Jahr 2022 war geprägt durch den Ukraine-Krieg, steigende Inflation sowie eine Abwendung von der Nullprozent-Zinspolitik.
Der Geldumsatz im Landkreis Schaumburg ist 2022 nach ständig steigenden Umsätzen der letzten 5 Jahre nochmals um 18 % zum Vorjahr angestiegen. Es wurden insgesamt rund 535 Millionen Euro umgesetzt. Allerdings ist gleichzeitig ein Rückgang der Kaufverträge um 14 % zu verzeichnen. So blieb die Zahl der Verkäufe im Teilmarkt der bebauten Grundstücke stabil: Der Geldumsatz belief sich allein hier auf 416 Mio. Euro, was einem Anteil von 78 % des Gesamtumsatzes entspricht. Für die übrigen Teilmärkte ist ein mehr oder weniger starker Rückgang der Verträge bei leicht fallenden Geldumsätzen festzustellen.
Nach einem Boom auf freie Bauplätze in den letzten Jahren ist die Nachfrage und somit die Zahl der verkauften Baugrundstücke in 2022 stark gesunken.
Mit 249 verkauften Bauplätzen für Ein- und Zweifamilienhäuser wurden 35 % weniger als im Vorjahr veräußert. Gleichzeitig ist dabei ein Baulandpreisanstieg gegenüber dem Vorjahr von nochmals 12 % zu verzeichnen. Dieses wirkt sich auf die aktuellen Bodenrichtwerte aus. Flächendeckend sind die Bodenrichtwerte von Wohnbauland zwischen 5 und 10 % zum Vorjahr gestiegen.
Die Bauplatzpreise variieren stark in einer Spanne von 25 €/m² in infrastrukturell schwachen Dörfern bis 265 €/m² in den sehr guten Lagen der Städte.
Der Geldumsatz von Wohnhäusern (Ein- und Zweifamilienhäuser, Reihenhäuser, Mehrfamilienhäuser) liegt bei insgesamt 283 Mio. € und ist um 25 % gestiegen. Dabei steigen im Berichtszeitraum die Preise bei den Ein- und Zweifamilienhäusern um 12 %, bei Reihenhäusern um 8 % und bei den Mehrfamilienhäusern um 10 %.
Hohe Nachfrage, geringes Angebot: Viele Immobilien wurden deutlich über Wert verkauft
Während noch bis weit in die 2010er Jahre Immobilien zu soliden Preisen im Landkreis Schaumburg erworben werden konnten, stand bis Mitte 2022 einer hohen Nachfrage ein geringes Angebot entgegen. Das ließ die Immobilienpreise steigen und das nicht nur bei Objekten in guter Lage mit gehobener Ausstattung und guter Energieeffizienz. Es war zu beobachten, dass eine nicht unbedeutende Zahl von Objekten deutlich über dem objektiven Wert erworben wurde.
Die Nachfrage nach Eigentumswohnungen ist gesunken. Mit 360 gebrauchten Eigentumswohnungen wurden im Berichtszeitraum 7 % weniger verkauft. Das Umsatzvolumen hingegen stieg noch einmal um 14 % auf 48 Mio. Euro. Die Preissteigerungen gebrauchter Eigentumswohnungen lagen 2022 im Mittel bei 10 %. Die Erstverkäufe wurden um 13 % teurer. Allerdings wurden im Landkreis Schaumburg in 2022 lediglich 48 Einheiten verkauft.
Die Immobilienpreise im Landkreis haben zum 2. Halbjahr 2022 ihren Zenit überschritten
Aktuelle Auswertungen im April 2023 lassen erkennen, dass das hohe Niveau der Immobilienpreise zum 2. Halbjahr 2022 zu sinken begann. Die beiden folgenden Grafiken über die Indexreihe für freistehende Ein- und Zweifamilienhäuser und für Eigentumswohnungen machen den Preisknick Mitte 2022 deutlich:
Kaum landwirtschaftliches Angebot vorhanden
Ein Angebot von landwirtschaftlichen Flächen ist kaum vorhanden. Der Flächenumsatz dieses Teilmarkts ist zum Vorjahr um 24 % gefallen. Der Preisanstieg bei Acker- und Grünland hält weiterhin an. Dabei werden in Einzelfällen Kaufpreise gezahlt, die über das 1,5-fache des Bodenrichtwertes hinausgehen. Dabei handelt es sich allerdings um Investitionen unter besonderen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.
Im Landkreismittel liegt der Anstieg der Ackerlandpreise bei 8 %. Grünland verteuerte sich durchschnittlich um 3 %.
Dies führt zu Bodenrichtwerterhöhungen, bei Ackerland um bis zu 1,50 Euro pro Quadratmeter. Spitzenpreise werden in der Region Bad Nenndorf gezahlt, dort liegt der Bodenrichtwert für Ackerland jetzt bei 5,80 €/m².
Die Grundstücksmarktdaten enthalten weiterhin Übersichten über das Mietpreisniveau von Standardmietwohnungen. Gegliedert sind die Übersichten nach Ortschaften und Bauepochen. Aussagen über Mieten von Einfamilienhäusern, Seniorenwohnungen, Garagen und Stellplätzen komplettieren den Überblick. Die Mietübersichten sind, wie die übrigen Grundstücksmarktdaten, frei im Internet verfügbar. Sie stellen allerdings keinen amtlichen Mietspiegel und keine Mietdatenbank im Sinne des BGB dar.
Nahezu überall sind stetige Mietpreissteigerungen zu beobachten. Die in den Städten Stadthagen, Bückeburg, Rinteln und Bad Nenndorf ausgewerteten Mieten von Wohnungen jünger als 10 Jahre liegen im Mittel bei 9,00 €/m² Nettokaltmiete und damit deutlich über dem Mietniveau älterer Wohnungen. Für jüngst errichtete Wohnungen (Erstvermietung) sind Nettokaltmieten von über 10 €/m² erzielbar. (pr)
Der Gutachterausschuss Hameln-Hannover ist zuständig für die Ermittlung der Bodenrichtwerte und Grundstücksmarktdaten der Region Hannover sowie der Landkreise Hameln-Pyrmont, Hildesheim und Schaumburg.
Die zum Stichtag 01.01.2023 beschlossenen Bodenrichtwerte und Grundstücksmarktdaten für den Landkreis Schaumburg sind im Internet unter der Adresse www.immobilienmarkt.niedersachsen.de kostenlos verfügbar.
Hier ist auch der Immobilien-Preis-Kalkulator (IPK) zu finden. Mit dem IPK kann jeder mit einigen wenigen Daten für 20 Euro das ungefähre Preisniveau für seine Immobilie (freistehendes Ein-/Zweifamilienhaus, Reihenhaus/Doppelhaushälfte, Eigentumswohnung) ermitteln.
Weitere Informationen erteilen die Beschäftigten in der Geschäftsstelle des Gutachterausschusses für Grundstückswerte beim Katasteramt Rinteln.
Ansprechpartner für den Landkreis Schaumburg im Katasteramt Rinteln sind:
Michael Broermann, 05751-1792 21, michael.broermann@lgln.niedersachsen.de
Martin Wegener, 05751-1792 39, martin.wegener@lgln.niedersachsen.de
Cord Requardt, 05751-1792 42, cord.requardt@lgln.niedersachsen.de