Wie soll die Bückeburger Innenstadt in zehn Jahren aussehen? Strategiewerkstatt mit hoher Bürgerbeteiligung
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(Bückeburg) Das hohe Interesse Bückeburger Bürger an der Innenstadtentwicklung hält weiter an. Rund 75 Menschen haben an der ersten Strategiewerkstatt im Großen Rathaussaal teilgenommen und gemeinsam an einer langfristigen Zukunftsperspektive für die Stadt gearbeitet.

„Brauchen wir eigentlich Veränderung in der Innenstadt?“, fragt Bürgermeister Axel Wohlgemuth die Anwesenden. „Ja, denn die Welt, das Leben und die Bedürfnisse verändern sich“. Sich ändernde Anforderungen an den Klimaschutz, das Freizeitverhalten und die Mobilität würden eine Anpassung nötig machen.

Bürgermeister Axel Wohlgemuth und Planerin Jaqueline Suchanek fordern die Anwesenden zur aktiven Mitarbeit auf.

Jaqueline Suchanek vom Planungsbüro Stadt+Handel stellte kurz die bisherigen Ergebnisse aus der Online-Befragung sowie der Ideenwerkstatt und dem Vor-Ort-Termin in der Innenstadt vor: Es werde das Bedürfnis älterer Mitbürger, noch im hohen Alter selbstständig zu leben, wahrgenommen. Auch die Gastronomie werde in Bückeburg hochgeschätzt. Was alle Altersgruppen in ihren Wünschen eint: Sie fordern mehr Aufenthaltsqualität in der Innenstadt. Primäre Besuchsgründe der Innenstadt wären zum Einkaufen, für einen Gastronomiebesuch, die Inanspruchnahme einer Dienstleistung. Rund jeweils zehn Prozent der Befragten kommen in die Stadt, um den Wochenmarkt zu besuchen oder einfach nur um zu Bummeln oder sich in der Stadt aufzuhalten. Die Innenstadt selbst wird eher schön als hässlich bewertet, doch wird auch mit Attributen wie „alt“, „rückschrittlich“ und „langweilig“ verbunden. Dennoch schätzen die Befragten die Innenstadt als liebenswert, entspannt und übersichtlich ein.

In Gruppen erarbeiten die rund 75 anwesenden Bürger ihre Zukunftsvision für die Innenstadt und stellen die Ergebnisse vor, aus denen schlussendlich, mit der nächsten Strategiewerkstatt, konkrete Maßnahmen resultieren sollen.

Bei der digitalen Sichtbarkeit gäbe es noch Verbesserungpotential: Immerhin 65 Prozent der Händler haben eine eigene Website, rund die Hälfte hat einen Facebookauftritt. Rund 88 Prozent haben ein Google Business Profil, jedoch nur etwa ein Drittel der Händler zeigen sich auch auf Instagram. Die Gastronomie ist da bereits weiter: 100 Prozent haben ein Business-Profil, 70 Prozent eine Website, 80 Prozent einen Facebookauftritt und immerhin 45 Prozent präsentieren sich ebenfalls auf Instagram. Ankernutzungen liegen in der Fußgängerzone mit ihren Geschäften und Kultur- und Freizeiteinrichtungen. Werden die Handelsfassaden positiv bewertet, gebe es jedoch noch Potential bei der Gestaltung der Außengastronomie. Die zurückhaltende Gestaltung der Leerstände, etwa mit Abkleben der Fensterscheiben, habe einen negativen Einfluss auf das Gesamtbild. Zudem beeinträchtige der Verkehr die Aufenthaltsqualität, dennoch sei eine gute Erreichbarkeit der Stadt, mit ausreichend Parkflächen, und des öffentlichen Nahverkehrs wichtig. Was Bückeburger ihren Freunden empfehlen würden: die touristischen Merkmale, die Gastronomie und Hotspots wie die Einkaufsstraße.

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Ausgehend von diesen Erkenntnissen starteten die Werkstatt-Teilnehmer in die Arbeitsphase, in der gemeinsam in die Zukunft geblickt werden sollte: Wie soll Bückeburg aussehen und welche Zielgruppen sollen angesprochen werden? Denn jede Zielgruppe, ob Familien, Best-Ager, Bürger, Touristen und viele mehr, haben unterschiedliche Ansprüche an die Stadt. Aber: „Eine Innenstadt für alle von acht bis 88 wird es nicht geben“, stellt Suchanek klar. Daher müsse der Fokus auf bestimmte Eckpunkte gesetzt werden. Unter den drei Arbeitsfeldern „Funktionale Qualität“ „Städtebauliche Qualität“ und „Markenqualität“ setzten sich die Teilnehmer mit ihrer Zukunftsvision für die Stadt auseinander. Dort fließen mit ein die Funktionen und Nutzungen sowie Nutzungsqualitäten, die Stadtgestaltung, Verkehr und Mobilität sowie das städtische Image.

Dabei ist ebenso wichtig, dass die teilnehmenden Akteure bunt gemischt sind – also auch die jungen Bürger gehört und ernst genommen werden.

Nach rund 30 Minuten sammelten sich die Gruppen zur Präsentation der Ergebnisse: Judith Meier konstatierte im Bereich der Markenqualität, dass das Bückeburg der Zukunft durchaus als „kleine Großstadt“ mit Städten wie Hannover mithalten könne. „Die Stadt hat viel zu bieten und viel Zukunftsperspektive“, so Meier. Zur „Wohlfühlblase für Familien“ soll die Innenstadt werden, mit mehr Grün, mehr Freizeitangeboten wie Sport- und Spielgeräten, einem professionellen Leerstandmanagement und Belebung, etwa durch Pop-up-Stores, Erlebnisgastronomie und Co-Working-Spaces. Die Nutzungsqualität solle dahingehend gefördert werden, einen ausgewogenen Mix aus Wohnen, Einzelhandel und Gastronomie zu schaffen. Dabei müsse sich Letzterer besser gegen den Onlinehandel aufstellen, beispielsweise mit modernen Showrooms.

„Wir haben kein Leben rund um die Uhr“, stellt Andreas Frenzel-Rückert fest. Durch Freizeitaktivitäten, auch in den Abendstunden, beispielsweise in Leerständen, käme mehr Leben in die Stadt und die Attraktivität für junge Menschen gesteigert werden. Unter der städtebaulichen Qualität regt Sandra Schauer gendergerechtes Bauen an, unter anderem mit besserer Beleuchtung. Die Stadt könne zudem als Zwischenmieter für Leerstände auftreten Der gute Sanierungsstand mit historischem Charme dürfe aber nicht verloren gehen. Zur Zukunftsvision zählt weiter eine Verkehrsberuhigung mit mehr Fahrradfreundlichkeit.

Mit diesen Ergebnissen sei der Start für Bückeburgs Zukunftsvision gemacht, erklärt Suchanek abschließend. Nun müsse daran ein Leitbild samt Profilierungszielen entwickelt werden. Am 6. Dezember findet die nächste Strategiewerkstatt statt, in der konkrete Maßnahmen formuliert und die Umsetzung geplant werden sollen. (Text & Foto: nh)

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