„Ein ganz wunderbares Hörerlebnis“
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(Bückeburg) Seit 28 Jahren unterhält die Schaumburger Landschaft ein eigenes Projekt-Sinfonieorchester. Mit in der Regel zwei jährlichen Konzerten stellt das Ensemble seinen Leistungsstand unter Beweis.

Nachdem die Konzerte in 2020 coronabedingt ausfallen mussten und 2021 nur ein Konzert in Stadthagen möglich war, kündigte Orchestergründerin Katharina Kunzendorf jetzt wieder zwei Konzerte an. „Auf dem Programm stehen Brahms‘ Doppelkonzert für Violine und Cello sowie Dvoraks 8. Sinfonie“, hatte Dirigent Siegfried Westphal zuvor den Orchestermitgliedern gemailt.

Am vergangenen Sonnabend brillierte das heimische Sinfonieorchester nun im Bückeburger Rathaussaal mit einem der besten Konzerte in seiner Geschichte. Die beiden Solistinnen Farida Rustamova (Violine) und Jana Telgenbüscher (Cello) gingen sicht- und hörbar eine symbiotische Beziehung nicht nur miteinander, sondern auch mit dem Orchester ein.

Rustamovas Guarneri-Geige aus dem Jahr 1745 umschmeichelte den wohlig-tiefen Klang der Cellossaiten von Telgenbüscher – wie eine Frau, die ihren Mann zu verführen weiß, der sich aber gar nicht so ohne Weiteres fügen mag. Ein nahezu ideales Klangbild der wunderbar aufeinander abgestimmten Solistinnen mit dem Orchester entstand so in der ersten Konzerthälfte. Das rund 250 Zuhörer zählende Publikum im Saalparkett und auf den oberen Rängen quittierte diese starke Leistung mit Bravorufen und starkem Beifall.

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Auch die zweiten Konzerthälfte enttäuschte die zuvor schon erwartungsfroh eingestimmten Gäste nicht: Hohe Streicher kontrastierten schwungvoll mit ihren Musikpartnern aus den tiefen Lagen und sorgten so für ein herbstlich-ländliches Herzklopfen. Ganz so wie es sich Dvorak bei dieser Komposition mit Einflüssen aus der Folklore gewünscht haben mag. Dabei stachen auch die Bläser hervor, die Vogelstimmen imitierend musikalische Fröhlichkeit verbreiteten. Die für eine erkrankte Musikerin kurzfristig eingesprungene Flötensolistin Helen Dabringhaus aus Detmold verstand es, sich in den Ensembleklang einzufügen, hatte sie doch schon als Teenager erste Orchestererfahrung bei Siegfried Westphal gesammelt. „Ein ganz wunderbares Hörerlebnis“, stellte Landschafts-Geschäftsführerin Lu Seegers bei der obligatorischen Blumenstraußübergabe nach dem Konzert fest.

Am Sonntag bewies das Orchester dann noch einmal seinen gesteigerten Leistungsstand mit einem Konzert unter ganz anderen Bedingungen in der Stadthäger St.-Martini-Kirche. Ohne größere Probleme passte Dirigent Westphal seine Musiker schon in der zweistündigen Anspielprobe an die neuen akustischen Gegebenheiten an und bewies so die musikalisch-menschliche Einheit, die zwischen ihm und seinen Musikern entstanden ist. Mit sichtlicher Spielfreude agierten die beiden jungen Solistinnen das zweite Mal mit dem Orchester, das sich zumeist gekonnt zurücknahm, um dem Nachhall im Kirchenschiff nicht zu viel Raum zu geben.

Keine andere Landschaft oder vergleichbare Stiftung habe solch ein Orchester, das engagierten und besonders auch jungen Instrumentalisten die Chance böte, professionelle Orchestererfahrung zu sammeln, hatten der Landschafts-Vorsitzende, Sigmund Graf Adelmann, und seine Geschäftsführerin Lu Seegers in den Vorjahren unisono immer wieder betont. Das Publikum jedenfalls ist gespannt, was Westphal in der kommenden Saison zu seinem 25. Jubiläum als Dirigent des Orchesters auf die Pulte legt. Die erreichte Leistungsstufe ist heute schon bemerkenswert. (pr/Foto: pr)

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