Bückeburgs „Wohnzimmer“ zukunftsweisend aufstellen: Arbeitsprozess mit Bürgerbeteiligung für Integriertes Stadtkonzept gestartet
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(Bückeburg) Mit reger Beteiligung ist der Startschuss für die Erstellung des Integrierten Stadt-Entwicklungskonzepts (ISEK) für die Bückeburger Innenstadt gefallen. Unter der Mitarbeit von rund 70 Bürgern sowie Vertretern aus Gewerbe, Gastronomie, Vereinen und Institutionen sowie Rat und Verwaltung wurden unter der Anleitung des Planungsbüros „Stadt + Handel“ erste Ideen gesammelt und prägnante Punkte ausgemacht, wo Verbesserungsbedarf bestehen könnte.

„In unserem städtischen Wohnzimmer wird sich viel aufgehalten, dieser Ort ist lebendig“, konstatierte Bürgermeister Axel Wohlgemuth den Status quo. Dennoch habe der abnehmende Handel und die Pandemie zu vielen Veränderungen geführt, auch die aktuelle Diskussion um die Weihnachtsbeleuchtung habe für den Einzelhandel Relevanz. „Wir wissen nicht, was diesen Winter auf uns zukommt. Oft sind es auch die Kleinigkeiten, an denen es hängt. Jeder von Ihnen kann helfen, unsere Stadt voranzubringen“, forderte Wohlgemuth die Anwesenden auf. Stichworte wie Aufenthaltsqualität, Barrierefreiheit, Familienfreundlichkeit werden in den kommenden Wochen wichtig werden.

„Wir haben eine tolle Stadt, darauf können wir aufbauen“, forderte Bürgermeister Axel Wohlgemuth die Bürger zur Mitarbeit auf.

Ganzheitlich betrachten

Katharina Ruhr und Jaqueline Suchanek erläuterten den Fahrplan für den Abend sowie die kommenden Monate: Neben den Ergebnissen aus der folgenden Ideensammlung werde eine Online-Befragung durchgeführt, um möglichst viele Bürger mitzunehmen. Ziel ist eine ganzheitliche Betrachtungsweise der Innenstadt mit anschließender Formulierung einer Zielvision, die anschließend mit konkreten Maßnahmen umgesetzt werden soll. Mit einer funktionalen, einer städtebaulichen und einer Markenqualitätsanalyse werden Stärken und Schwächen zusammengebracht. Die Konzeptumsetzung und die Innenstadtsanierung sollen zusätzlich mit einem Innenstadtnetzwerk verstetigt werden. „Für dieses Projekt brauchen wir ihre Expertise und Ortskenntnis“, so Suchaneck.

In einem kurzen Impulsvortrag veranschaulichte Ruhr, wie sich veränderte Werte im Lauf der Generationen, wie die sich entwickelnde Abkehr von Autos in Innenstädten, Klimaaspekte und verändertes Konsumverhalten, auch in den Städten niederschlagen. Vor allen Dingen sei eine Positionierung gegenüber dem Online-Handels und Großstädten vonnöten. „Doch die Innenstadt hat viel mehr als Handel: Nichthandelsfunktionen werden immer wichtiger, beispielsweise die Gastronomie. Und diese scheint gerade in Bückeburg eines der großen Pfunde zu sein, die die Innenstadt mitprägen“, schlussfolgerte Ruhr. Bereits mit kleinen Interventionen könne eine große Wirkung erzielt werden, „was ein bisschen Persönlichkeit in die Stadt bringt“. Darüber hinaus seien Themen wie Erreichbarkeit, Begrünung, Stadtmobiliar und Sicherheit weitere zu beachtende Aspekte. „Es ist auch in Ordnung, wenn etwas mal nicht funktioniert“, ermutigte Ruhr die Anwesenden zum mutigen Ausprobieren.

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Bürger, Vertreter aus Politik und Verwaltung, Gewerbe und Gastronomie sowie heimischen Institutionen wirken an der Auftaktveranstaltung mit, um gemeinsam ein ISEK zu erarbeiten. Hier: Landtagskandidat Andreas Paul Schöniger (Freie Wähler) mit Fachbereichsleiter Björn Sassenberg von der Stadt Bückeburg.

Bürger essentiell für ISEK

Neben der bald startenden Onlinebefragung, eine für Bürger und eine gesonderte für Eigentümer, finde zudem in der kommenden Woche eine Innenstadttour, unter anderem mit Gewerbetreibenden statt. Der Termin am Dienstag, 12 Uhr, wurde scharf kritisiert – die Zeit sei ungünstig für alle Berufstätigen sowie Schüler. Verwaltung und Planungsbüro versicherten nachdrücklich, dass dieser Ortstermin nicht die einzige Möglichkeit bleiben werde, sich an der Entwicklung des ISEK zu beteiligen. Anfang November soll es dann mit der Strategiewerkstatt weitergehen, in der die individuelle Zukunftsperspektive der Stadt erarbeitet werden soll.

Doch zunächst sollten die Anwesenden diesen Abend nutzen, um unter anderem die Qualitäten der Innenstadt zu benennen, aber auch Lücken im Angebot auszumachen. Unter den städtebaulichen Qualitäten wurde gefragt, wohin Bückeburger gerne gehen und welche Orte sie lieber meiden. Mobilitätsaspekte wurden bewertet, ebenso wurde abgefragt, welche Orte empfehlenswert seien.

Was sich Bürger wünschen

Interessant wurde es beim Benennen der Stadt in drei Schlagworten. „Altbacken, mit Charme“ könnte die Quintessenz lauten, der jedoch nicht alle zustimmen würden. „Ich würd’s historisch nennen“, scherzte Citymanager Claas Marienhagen. Die Arbeitsphase stellt sich als recht ertragreich heraus: Die dunklen Gassen und Passagen, die Parkpalette und der Bahnhof werden eher schlecht bewertet und gemieden. Die Lange Straße, der Markt, Schloss(park), die Museen, Banken, Gesundheitsdienstleistungen und vor allen Dingen die Gastronomie werden bevorzugt besucht und als Stärken herausgestellt. Schlecht kommen ebenfalls die Radwege und der ÖPNV in Bückeburg weg, Parkplätze in der Innenstadt werden jedoch weiter gewünscht, bestenfalls kostenlos. Die Menschen wünschen sich mehr Sitzgelegenheiten, Mülleimer, ein „Tanzlokal“ bis hin zu einem „Technobunker“ im Rathauskeller, mehr Kinderspielgeräte, mehr Grün und Pop-up-Events.

Unter der Anleitung von Jaqueline Suchanek, Katharina Ruhr und Claas Marienhagen (v.li.) haben die Teilnehmer positive wie negative Aspekte notiert.

Sechs sportliche Monate

Nun geht es für das Planungsbüro und die Stadt an die Auswertung sowie an die Vorbereitungen der nächsten Schritte. Bis März 2023 soll das ISEK fertig sein, um noch im Förderzeitraum zu bleiben, Ergänzungen seien auch zu einem späteren Zeitpunkt noch möglich. „In sechs Monaten ein ISEK zu schreiben, ist sportlich, aber machbar. Wir können den Weg nur mit der Förderkulisse gehen“, stellt Björn Sassenberg klar. Bürgermeister Wohlgemuth dankte den Anwesenden für ihr Engagement: „Wir haben eine tolle Stadt, darauf können wir aufbauen“. (Text & Fotos: nh)

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