Energiegewinnung durch Müllvergärung: Katja Keul im Austausch mit der Abfallwirtschaft Schaumburg (aws)
Werbung

(Stadthagen) „Gas aus Müll zu gewinnen ist gerade in heutiger Zeit eine offensichtlich gute Idee und ein wichtiger Beitrag zu mehr Effizienz und Klimaschutz, den die kommunale Abfallentsorgung in Schaumburg in vorbildlicher Weise leistet“. So schreibt die hiesige Bundestagsabgeordnete Katja Keul, Bündnis 90/Die Grünen nach ihrem Besuch der Abfallwirtschaft Schaumburg (AWS) in einer Pressemeldung.

Gemeinsam mit zwei weiteren grünen Kommunalpolitikern ließ sie sich erläutern, wie in Schaumburg mittels Nassvergärung Biogas aus dem Restmüll gewonnen wird. Zusammen mit den abgesaugten Gasen aus der Deponie kann das Unternehmen damit Energie für den Eigenbetrieb sichern und gleichzeitig das Klima schonen. Zudem erkundigten sich die Grünen bei ihrem Besuch über eine Potenzialstudie zur Reduzierung von Treibhausgas in der Deponie in Sachsenhagen, dessen Förderung bis Dezember 2022 verlängert wurde. Gefördert wird das Projekt vom Bundesumweltministerium im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative.

In der Deponie in Sachsenhagen werden in zwei Arbeitsschritten, einmal durch eine Bestandsaufnahme und mittels qualifizierter Absaugversuche Gasprognosen erstellt und Optimierungspotenziale geprüft. Am Ende wird ein Maßnahmen- und Monitoringkonzept erarbeitet, das laut Geschäftsführer Peter Kühn Ende des Jahres vorliegen soll. Ziel des Förderprogramms ist der Schutz des Klimas durch Reduktion klimaschädlicher Gase, vor allem von Methan, das um ein 27-faches schädlicher ist als CO2. „Der zentrale Hebel zur umweltpolitischen Transformation liegt in den Kommunen“, betont Keul. Sie begrüße daher sehr, dass mit der AWS als rein kommunales Unternehmen, an innovativen Lösungen im Bereich der Abfallwirtschaft gearbeitet werde. „Wir wollen in die Kreislaufwirtschaft investieren, damit sich die Entsorger zu Rohstoff- und Energielieferanten entwickeln können“, so Keul.

Kühn berichtete, dass Schaumburg in seinem Kreisgebiet fünf Recyclinghöfe habe und dass das Biokompostwerk Wiehagen in Niedernwöhren aus Bioabfällen hochwertigen Kompost herstelle. Gerade bei den Landwirten sei die Nachfrage aufgrund der Verteuerung von künstlichem Dünger gestiegen, so Kühn. Das neue Logistikzentrum in Nienstädt sei sehr gut angenommen worden, da es auch die ganze Woche geöffnet habe. Auch habe aws gut vorgesorgt und sei bei der Energieversorgung in der Deponie Sachsenhagen nahezu energieautark, betont Kühn. Angesichts der Energiekrise sei die Abfallentsorgung in Schaumburg gut aufgestellt und könne wirtschaftlich weiterarbeiten.

Werbung

Bei der Vergabe für die Entsorgung von Klärschlamm seien Umweltkriterien im Vergabeverfahren leider nicht hinreichend berücksichtig worden, bedauert der grüne Ratsherr und Fraktionsvorsitzende Rolf Rösemeier-Tietjen: „Es sei nicht nachzuvollziehen, dass der Klärschlamm nach wie vor auf den Acker gefahren würde, wenn stattdessen eine Nassvergärung vor Ort möglich wäre. Die scheinbar günstige Variante komme am Ende der Umwelt und so auch die Bürger teuer zu stehen.“ Die AWS favorisiert die Trocknung von Klärschlamm und die Zuführung in eine innovative stoffliche Verwertung.

Von links: Rolf Rösemeier-Tietjen, Katja Keul, Peter Kühn, Elke Dünow vor dem neuen aws-Gebäude in Stadthagen. (Foto: pr)

Auch sei die gelbe Tonne überdimensioniert, findet der Ratsherr: „Der Anreiz zur Vermeidung von Müll wird so konterkariert.“ Kühn teilt zwar die grundsätzliche Sorge, gibt aber erstmal Entwarnung: entgegen der Erwartungen hätte sich die Menge an Plastikmüll in Schaumburg trotzdem nicht vergrößert. Die Entsorgung von Leichtverpackungen läge allerdings auch in Händen der Privatwirtschaft und nicht bei der AWS.

Keul sieht die Schwäche des Dualen Systems vor allem in der Intransparenz und damit der mangelnden Kontrolle. Niemand wisse so richtig, wo die Gewinne blieben. Eine Wertstofftonne in den Händen der kommunalen Entsorger wäre da aus ihrer Sicht vorzugswürdig.

Aber auch bei der richtigen Mülltrennung gebe noch Verbesserungspotential. Oft fehle es noch am Wissen der Bürgerinnen und Bürger. So lande immer noch viel Bioabfall in der Restmülltonne. Auf der AWS-Homepage sind alle Informationen zur richtigen Mülltrennung vorhanden. „Eine 100 Prozent-Trennung wird es letztlich nicht geben, aber hier in Schaumburg wird bereits jetzt schon relativ gut sortiert“, findet Kühn. Jeder Bundesbürger erzeugt pro Jahr rund 650 kg Siedlungsabfall. Mit immer effizienteren Verfahren werden daraus noch verwertbare Bestandteile gewonnen und verwertet. Doch noch vor dem Recycling stehe immer die Müllvermeidung an erster Stelle, da waren sich alle einig. (pr)

Werbung